Unter sternenklarem Himmel in tiefer Nacht haben wir gecheckt, ob der Tankdeckel bei unserem Auto richtig sitzt. Das wäre laut Internet eine mögliche Ursache für das aufleuchtende Motorsymbol. Der Tankdeckel sitzt perfekt, das Licht bleibt an. Schade. Was hat die Kiste bloss? Und wie geht es weiter auf unserer Reise?
Erwartungsgemäß schlafen wir nicht doll. Morgens um kurz nach sieben ist es so kalt, dass wir sogar kratzen müssen. Der Tag fängt ja gut an.
Ein Stück noch vor acht fahren wir bei Mercedes in Dülmen auf den Hof. Wie freundlich sind die Menschen hier! Wirklich bemerkenswert. Der Herr an der Rezeption nimmt unser Problem noch mal auf und setzt uns in den Wartebereich: „Die Kaffeemaschine läuft schon.“ Minuten später wird das Auto in die Werkstatt gefahren und elektronisch ausgelesen. Einen Schraubenzieher gibt es hier, glaube ich, überhaupt nicht mehr.
Ganz kurz darauf erscheint ein weiterer äusserst freundlicher Mechaniker: „Der Sensor des Irgendwas meldet ein Problem. Völlig unspektakulär. Wir können zwei Dinge tun: Das Licht einfach ausschalten und Sie fahren weiter, oder wir spielen eine neue Software auf und beheben das Problem. Es ist wirklich kein Thema, kann nichts passieren.“ Wir entscheiden uns dennoch für die neue Software und trinken einen weiteren Kaffee. Bald ist der Mechaniker, heisst der heute nicht Mechatroniker?, wieder da: „Sie hatten schon die neueste Software. Das Licht ist aus. Sollte es auf Ihrer Reise wieder aufleuchten – einfach ignorieren. Es kann wirklich nichts passieren.“ Zu unserer noch grösseren Überraschung: „Sie bekommen auch keine Rechnung, ist in Ordnung so.“ Das wäre bei MB in Hamburg ganz sicher undenkbar. Wir verabschieden uns fröhlich und verlassen Dülmen ohne auch nur einen Gedanken an die berühmten Dülmener Wildpferde zu verschwenden. Anstatt gibt es Bananen, Mandarinen und Joghurt von Lidl.
Noch vor neun machen wir uns auf den Weg nach Kamp-Lintfort. Hier wollen wir eine kleine Runde Golf spielen, bevor es dann weiter geht. Das Wetter ist ein Traum: Jetzt schon 9 Grad, Sonne und knatschblauer Himmel. Die Temperatur steigt auf 16 Grad nach fröhlicher Fahrt quer durch den Pott.
Bevor es sportlich wird, schauen wir uns das fast 1000 Jahre alte Kloster von Kamp-Lintfort an. Sehr schön, aber es muss grandios sein, wenn alles blüht. Wir fahren auf den Golfplatz und treffen wieder auf entzückende Menschen. Zwei Dinge halten uns davon ab, letztlich doch nicht hier zu spielen: Einige Flights vor uns, lange Bahnen. Wir würden zu lange Zeit hier bleiben müssen. Aber wir wollen ja weiter.
Der nächste Golfplatz, den wir ansteuern, liegt in den Niederlanden an der Maass. Toll gelegen, aber komplett privat. Zugang for members only. Dann eben nicht. Im Maasmechelen Village, dem legendären Outlet Dorf, hält uns nichts. Kurzer Blick zu Ralph Lauren & Co – Abfahrt.
Übrigens haben wir an keiner Grenze auch nur einen einzigen Kontrolleur gesehen. Das kommt dann wohl noch.
Belgien ist, wie Belgien ist. Von der Landstrasse aus sieht man grosse Höfe, viel Getreide, unzählige Pferde und furchtbar langweilige Ortschaften. Gegen sechs checken wir in ein ebenso langweiliges Hotel in Charleroi ein. Im Grunde sind wir fix und fertig von der endlosen Kurverei, aber wir haben Hunger. Ich hatte vom Sapeurs d´Asie gelesen, einem gefeierten Vietnamesen. Mit letzter Kraft schleppen wir uns dorthin, überqueren im Inneren des Restaurants eine Brücke, unter der viele, viele Kois schwimmen, bestellen bei reizendem Personal eine Vorspeise, dann Huhn und Ente – und sind richtig, richtig begeistert. Nicht einfach, irgendwo einen vergleichbar guten Vietnamesen zu finden. Er versöhnt uns sogar mit Belgien.
Der Tag war lang und richtig anstrengend. Aber besonders der Abschluss war super.
„auf den Weg nach Krams-Lindfort“
Sarah Krams ist eine Mitarbeiterin der Stadt Kamp-Lintfort.
Ihre Telefonnummer lautet 02842 912-300 und ihre
E-Mail-Adresse ist sarah.krams@kamp-lintfort.de
sorry!