La Picardie


Wir geben Charleroi mit einem Spaziergang am Morgen noch eine Chance. Marktplatz, alle gängigen Modemarken, gähnend langweilig.

Also los, zunächst via Landstrasse. Wir kämpfen uns durch die Reste einstiger Hochburgen der Stahlindustrie und des Bergbaus, flankiert von vom Verfall bedrohten Reihenhäusern. Das Elend nimmt kein Ende, deshalb entscheiden wir uns für die Autobahn als Fluchtweg.

Bis kurz vor Lille sind wir hurtig unterwegs, dann beginnen hohes Verkehrsaufkommen und Staus zu nerven. Wir hauen ab auf die Landstrassen. Zum Glück! Richtung Boulogne-sur-mer,unserem Etappenziel, lernen wir geduckte Dörfer kennen, riesige landwirtschaftliche Betriebe, ein paar Kühe und Fasane. In einem Ort stutzen wir. Mitten im Nirgendwo eine rote Ampel, kurz davor der Hinweis, sie würde auf grün springen, passte man sich der Geschwindigkeitsbegrenzung an. Funktioniert! Besser als so manches Strassenschild.

Der Weg an den Ärmelkanal ist toll! Es geht bergauf, bergab auf schnurgerader Strasse, manchmal durch allgegenwärtige Rondelle unterbrochen. Kurz vor fünf der erste Blick aufs Meer, genaugenommen auf den Ärmelkanal. Aber da wollen wirmal nicht so sein. Die Einfahrt in die Hauptstadt der Picardie geht vor allem abwärts. Wichtiger Punkt bei der Auswahl einer Unterkunft.

Wir fahren erstmal an die Wasserkante, lassen das berühmte Aquarium Nauticaa links liegen und halten vor einem Haus, in dem sich eine mögliche Wohnung für uns befindet. Klappt das noch um diese Uhrzeit? Wir buchen spontan drei Nächte via booking und erhalten subito alle nötigen Informationen.

Das Apartment with a vue ist modern, sauber, grosszügig – wunderbar. Für die Karre gibt es ein paar hundert Meter weiter eine Tiefgarage, auch gut.

Kleines Gepäck inkl. Kaffee (ganz wichtig!) verstaut, dann kurzes, lösungorientiertes Shopping im Carrefour. Bisschen Brot, eine Spur Pâté, büschen Wein – was man halt so braucht.

Das bringen wir alles fix in unser neues Zuhause, werfen das Auto ab und machen uns auf Nahrungssuche. Im Sommer ist in Boulogne sur mer natürlich die Hölle los, im Moment ist maximal jeder fünfte Laden geöffnet. Irgendeine Intuition lässt uns vorm Le Cyrano landen. Hier sind die Sch‘tis – und nur sie! – zuhause und wir leisten ihnen Gesellschaft. Ein Fläschchen Wein, dies und das von Huhn und Rind, Gelächter mit dem Chef. Wieder völlig unverhofft ein wunderbarer Abend!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen