Im Leben werde ich die Szene unter der Dusche nicht vergessen, aber ich frage mich: Wo war Bates‘ Motel? In Beaver Creek, Yukon? Und hat Anthony Perkins einen komplett heruntergekommenen Inder gespielt? Wahrscheinlich hat man die Bude aus ethischen Gründen in Ida’s Motel umbenannt. Und wer sitzt da in Zimmer 107?
Gut. Wir sind wieder in Kanada. Wirklich früh am Morgen haben wir Valdez in Alaska verlassen. Die Sonne steht gegen fünf schon hoch am Himmel, das Panorama ist noch immer zum Niederknien! So ist auch die Fahrt über die nächsten 100, 200 Kilometer. Rauschende Wasserfälle, Schluchten und undurchdringliche Wälder. Oh, Alaska, was biste schön!
Zum Frühstück landen wir bei einer alten Kupfermine. Was für eine Szene! Hier campen Angler, sitzen in den cabins Paare, die sich kaum bewegen, sind auf den Trails junge Leute aktiv unterwegs. In der Kneipe, die ohne Waffen betreten werden soll, treffen sich alle wieder. Doll!
Tatsächlich haben wir nahezu alle befahrbaren Strassen von Alaska mit Rosie besucht, jedenfalls die, die nicht nördlicher als Fairbanks liegen. Der Denali Nationalpark wird unvergesslich sein, ebenso der Südwesten sowie der Südosten mit ihren grossartigen Küsten. Wir hätten uns schwarz geärgert, wenn wir irgendwann einen Film über die Fähre von Whittier nach Valdez gesehen hätten – und uns das hätten entgehen lassen. Haben wir aber nicht – alles toll!
Und Zeit, Alaska wieder sich selbst zu überlassen. Unser Ziel ist Tok via Cut off highway. Aber da sind wir – der frühe Vogel… – schon mittags. Auf dem Parkplatz vom Tok Motel finden unser Gerätschaften das wifi wieder, also können wir Andando aufladen. Aber einen Nachmittag in Tok? Wirklich nicht, also geht es weiter.
Der berühmte Alaska Highway ist eine der schrottigsten Strassen, die man sich vorstellen kann. Tiefe Schlaglöcher, teilweise nicht asphaltiert, fiese dumps. Trotzdem fahren wir immer weiter nach Osten. Eine Elchkuh steht am Strassenrand und guckt interessiert in die Gegend. Lassen wir sie in Ruhe!
Wir haben die schönsten Ecken von Alaska gesehen, nun wollen wir zurück nach Kanada.
Ungefähr 90 Kilometer vor der Grenze meldet Rosie Reifenprobleme. Och, bitte, nicht schon wieder! Wie von Wunderhand berappelt sich die Kiste selbst. Durch dichten Regen rauschen wir über die Hoppelpiste zurück nach Kanada. Die US-Behörden haben null Interesse an uns; wir fahren einfach durch. 20 Kilometer weiter die kanadische Kontrolle: nix zu beanstanden.
Wir befinden uns in Beaver Creek, Yukon. Und da war das doch mit Bates? Zum Dinner huschen wir über die Strasse, auch bizarr. Ein Harleyfahrer (Trike, natürlich…) auf zwei Krücken aus geschmiedeten Ketten schnackt jeden an, der auch nur in seine Richtung guckt, ein Paar, das sich offenbar entschlossen hat, offen seine Neigung, Zähne einfach wegzulassen, auszuleben, nagt an Hühnchen.
Wir trinken zwei IPA beers – Indian pale ale – essen Huhn und Reis und gucken auf CNN, wie Trump über die „Hexenjagd“ greint. Mannomann.
Schlafen werden wir nach den ruppeligen 600 Kilometern wie die Babys und morgen mal sehen, wohin der Wind uns tragen wird…