Roussillon. Es wird wild.

Man spürt es überall: Es tut sich was an der Küste. Wenn Ende der Woche die Osterferien in Frankreich beginnen, will man auch im Roussillon gerüstet sein. Die Bars und Restaurants putzen sich, die Boutiquen hängen die neuen Klamotten vor die Tür, am Strand werden überall seltsame Hütten aufgebaut, die vielleicht einmal Beach Clubs werden. Oder sonstwas. Wir werden es im Auge behalten.

Die frühsommerlichen Tage vergehen für uns betulich. Mal spielen wir Golf, mal machen wir einen Ausflug, manchmal auch überhaupt nichts.

Auf der Suche nach einem neuen Ziel – wir werden Canet am Sonntag verlassen – haben wir uns ein bisschen nach Norden vorgepirscht. Les Bacarès. Leucate. Der Schock steckt uns immer noch in den Knochen. Nicht etwa, weil es nördlich von hier überwiegend „naturiste“, als Nackerte gibt, sondern weil sie offenbar zahllos auf Campingplätze strömen. Am liebsten auf solche mit aufwendigen Wasserrutschen. Dauert einen Moment, die rutschenden FKKler wieder aus dem Kopf zu bekommen. Wir kennen die Gegend seit Jahren, aber waren nie in irgendeiner Feriensaison dort. Das wird auch so bleiben.

Aber dafür ist auch eine – vorläufige – Entscheidung gefallen: Je voller und wilder es an der Küste wird, je schneller müssen wir abhauen. Natürlich haben wir wie so oft mit dem Luberon geliebäugelt, die Provence aber zunächst einmal abgehakt.

Man muss ja auch ein bisschen was fürs Köpfchen tun. Riesige Artischokenplantagen haben wir schon bewundert, ebenso Aprikosenhaine und Spargelfelder. Dass die Weinstöcke in den letztenTagen zu grünen angefangen haben, macht uns fröhlich.

Viel davon haben wir heute auf der Corniche bewundert, die uns mal wieder nach Collioure geführt hat. Auch hier im Schatten des Schlosses und rund um die Buchten: deutlich mehr Tourismus. Vorauseilend lassen wir uns in einer bretonischen Crêperie nieder, probieren herzhafte Gallettes und teilen einen Café gourmand. Was für ein Beobachtungsplätzchen: Wir sehen nicht nur einen Haufen Soldaten, die auf einem mickrigen Kriegsschiff ihr Unwesen treiben, wir bestaunen auch die sommerlich gewandeten Körper, die vor nichts halt machen. Ganz knappe Shorts, ausladende Dekolletés, stretchige Kleider. body shaming war gestern.

Ganz was Neues: Zwischen vielen Spaniern und einigen Engländern sind auch die ersten Deutschen eingetrudelt. Dreiviertelhose, Sandalen mit Socken. Backenbart. Wohnmobilisten. Ohne Zweifel. Sie befinden sich in guter Gesellschaft, denn die Franzosen haben sehr zahlreich ihr Herz fürs fahrbare Zuhause entdeckt. Nicht auszudenken, was hier in den nächsten Monaten passieren wird.

Aber dann sind wir längst verschwunden. Erstes Ziel am Sonntag: Narbonne. Nur ein paar Kilometer von Perpignan entfernt, aber wir wollten uns den Ort immer schon mal ansehen. Und ausserdem gibt’s da einen prima Golfclub. Passt ja gut, denn im Moment laufen in Augusta, Georgia, die US Masters. Dafür müssten wir dann noch ein bisschen trainieren…

 

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