Wir sind soweit im Süden, dass das, was in Deutschland Schokocroissant und im Rest Frankreichs Pain au chocolat (Meisterkoch Alain Ducasse: „Das unbestrittene Glanzstück der französischen Feinbackwaren“) heisst, Chocolatine genannt wird. Ausgerechnet heute gönnen wir uns mal eines dieser wunderbar verführerischen Plunderteilchen.
Gefunden haben wir es in der Biobäckerei in der Markthalle, die in Mimizan nur am Wochenende geöffnet ist, verputzt in einem Café schräg gegenüber zu einem Allongé, der anderswo Americano heisst. Der Besuch der Halles: kurz und kurzweilig. Ein paar Spezialitäten wie Käse oder Austern, viele Einheimische, unspektakuläre Halle.
Schon deutete sich an, dass das gute Wetter heute endlich sein würde. Schwere Wolken am Horizont, aufgepeitschtes Meer. Bevor das Unwetter tatsächlich losbricht, fahren wir noch mal eben zu Leclerc nach Mimizan. Wir haben bis auf eine Gemüsesuppe im Tetrapack nichts Essbares im Haus. Und von Bordeaux und Crémant allein kann der Mensch nicht leben.
Leichter Regen auf dem Weg. Erwartungsgemäß ist es voll an diesem Sonnabend im Supermarkt. Grosseinkäufe, wohin man sieht. Meist schieben Männer die vollgepackten Einkaufswagen, die Frauen schleppen ihre Kinder durch die Gänge, das Personal hat immer Zeit für ein Schwätzchen.
Wie viele französische Hausfrauen, die sich das Leben längst erleichtern und nicht mehr jeden Tag stundenlang in der Küche stehen wollen, schleichen wir um den Traiteur herum. Einkauf für zwei Tage: Porc aux pruneaux und Boulettes de bœuf à la sauce tomate. Das eine mit Kartoffeln, die wir tatsächlich selbst kochen, das andere mit Kartoffelpüree ais der Tüte, das mir eine entzückende Französin empfohlen hat.
Zu meiner Freude finde ich neben pfeffriger Boudin in Gläsern auch die wunderbare Pâte landais „mit einem Herzen aus Foie gras“, Juan hat etwas eleganten Bordeaux eingepackt.
So französisch unser Einkauf, so norddeutsch das Wetter. Aus Tröpfchen wird Regen, aus Wind Sturm. Das Meer vor der Tür spielt sich auf – perfektes Syltwetter in der Gascogne. Das stört uns nicht eine Sekunde, im Gegenteil. Wir lümmeln herum, Juan beschäftigt sich mit den Fotogalerien für andando, ich lese mit zunehmendem Vergnügen Abraham Vergheses „Rückkehr nach Missing“, der Ozean tobt sich unter unseren Augen vorm Balkon aus.