Wir haben’s ja gelernt: Während des Zähneputzens bleibt der Wasserhahn zu. Nur blöd, wenn anschließend kein Tröpfchen fließt. Bad, Küche – knochentrocken. Die unerwartete Überraschung am Morgen lässt uns ratlos zurück. Nach einer Stunde wieder Wasser: gelbe, eklige Plörre. Kurze Rückfrage beim Vermieter: „Huch! Nicht trinken.“ Noch ein bisschen abwarten, das Problem sollte sich von allein lösen.Wir haben es geahnt. Das heiße Wasser wird klarer, das kalte noch nicht. Der Anblick trübt die Laune leicht, aber was soll’s? Nur nicht aufregen. Kleine Unannehmlichkeiten gehören dazu.
Stattdessen haue ich mal das Personal im Rathaus an. Der Golfplatz ist ja municipal, also müssten die mir ja sagen können, wann die Anlage wieder geöffnet wird. Die freundliche Dame scheint meine Ungeduld zu verstehen. Schnelle Antwort: Morgen um 8:30. Wie schön! Endlich wieder ein paar Bälle über die Fairways jagen.
Dazu passen der knallblaue Himmel, das leicht aufgewühlte Meer und sonnige 20 Grad – perfektes Wetter für diesen Frühlingstag an der Atlantikküste. Ich schmeiß schnell eine Waschmaschine an, bevor wir einen kleinen Spaziergang machen. Die salzige Meeresluft hat unseren Klamotten zugesetzt, und frische Wäsche kann nie schaden. Die Markthalle ist im Frühling nur am Wochenende geöffnet, der Rôtisseur lässt sich vor der Hochsaison nicht blicken. Man merkt, dass die Saison noch nicht voll im Gange ist. Schnell mal zu Leclerc wegen des trüben Wassers. Die Flaschen bringen wir kurz nach Hause, bevor sie in der Mittagshitze zu kochen beginnen.
Zeit für Ohrfeigen für die Stimmung. Meine weiße Wäsche ist hellblau. Irgendeine Socke oder sonstwas hat die komplette Maschine verfärbt. Ausgerechnet Lieblingsshirts! Ich könnte vor Frust an die Decke gehen… Tu ich aber nicht. Tief durchatmen, denke ich mir. Der Blick aufs Meer wird die Gemüter schon beruhigen.
Stattdessen machen wir einen schönen Spaziergang am Meer, lauschen dem Rauschen der Wellen und beobachten die beginnende Flut. Wir erholen uns bei einer riesigen Charcuterie-Platte zum kleinen Weißwein auf einer der gut gefüllten Terrassen. Sehr gemütlich, sehr sonnig, sehr heimelig. Die anderen Gäste – eine bunte Mischung aus Einheimischen und Frühlingsurlaubern – genießen ebenso die entspannte Atmosphäre. Bevor es später wieder nach Hause geht, ein Stopp bei Leclerc (ist nur einen knappen halben Kilometer von der Bude entfernt). Ich will dem Bleu mit Essig zuleibe rücken, kaufe eine 1,5 Liter-Flasche. Nun weicht das Blaue ein. Mal sehen, ob der alte Haushaltstrick noch funktioniert. Das kalte Wasser ist auch wieder klar.
Dafür ist es auf dem Balkon traumhaft. Anders als gegen Mittag hört und sieht man keine Kampfjets mehr, nur das Meer rauscht, die Sonne scheint, und ein leichter Wind sorgt für angenehme Frische. Sind gespannt auf deren Untergang heute – die Sonnenuntergänge hier an der Küste sind legendär und färben den Himmel in spektakuläre Orange- und Rottöne. Was sind wir froh, die Entscheidung für Mimizan getroffen zu haben. Aus Portugal, Spanien und Italien hört man von schlimmen Unwettern, bei Nizza bebt die Erde. Hier in Les Landes tut das Klima, als wäre nix los. Manchmal hat man eben Glück mit einer ganz spontanen Entscheidung – trotz blauer Wäsche und gelbem Wasser.