Didier kommt eine knappe halbe Stunde zu spät und bringt jemanden mit. Die Frau ist möglicherweise seine, vielleicht soll sie aber auch putzen. Wir werden es nicht erfahren, verabschieden uns fröhlich voneinander, und Didier drückt mir „fürs nächste Mal direkt“ seine Visitenkarte in die Hand. Tschüss, Didier. Tschüss, Mimizan. War sehr schön.
On the road again, nach Süden. Nach Bias heisst unser Ziel Lit-et-Mixe. Dort interessiert uns die Steinkirche Notre Dame aus dem frühen 15. Jahrhundert. Leideri ist das Bauwerk eingerüstet, aber wir wollen sowieso eher ihr Innenleben mit Gewölbe und steinerner Pietà ansehen. Daraus wird dann doch nichts, denn es findet gerade eine Trauerfeier statt. Dann eben das nächste Mal.
So südlich wir auch sind, so kühl ist es noch mit 12, 13 Grad bei vielfach bedecktem Himmel. Das hält uns nicht davon ab, bewundernde Blicke auf die Surfer von Capbreton zu werfen. Der Ort ist vergeschwistert mit Nazaré in Portugal. Beide Ort sind berühmt für ihren Surf.
Wir bleiben auf der Landstrasse, überlegen, Bayonne und Biarritz anzusteuern. Keine Lust auf Stadt, also umgehen wir die beiden auf der Autobahn und biegen bei St. Jean de Luz wieder aufs Rurale. Den französischen Küstenort schenken wir uns diesmal; wir kennen ihn von einigen Besuchen ganz gut. Und die berühmte Markthalle ist auch schon geschlossen.
Stattdessen Neuland: Hendaye, der letzte Küstenort an der französisch-spanischen Grenze. Breiter Sandstrand, Villen wie in Le Tréport, Blick auf Hochhäuser: Spanien.
Über eine Brücke wechseln wir völlig unspektakulär von Basque zu Vasco. Selbst die Ortsschilder sind jetzt baskisch. Da wir in unser Hotel in San Sebastian erst um drei einziehen können (die drei übermittelten Codes sind vorher nicht freigeschaltet), bleibt Zeit für einen Abstecher nach Pasaia, einem der grossen Fischereihäfen an der Biskaya. Ich wittere zunächst nur Industriegebiet, aber dann verblüfft mich der mittelalterliche Seehafen doch. An der Flussmündung des Oiartzun besticht das Fischerdorf Pasai Donibane mit kunterbunten, uralten Häuschen. Zwar gibt es eine Strasse in den Ort, gängiges Transportmittel sind aber kleine Personenfähren.
Bald wird es Zeit für San Sebastian. Unser neuer Vermieter hat uns schon einen Parkplatz unterm Busbahnhof reserviert, mit 60 Euro für drei Tage sehr günstig. Viel verblüffender ist allerdings das Ausmass des Parkplatzes. Hier geht’s dann auch mal ohne Herumgezirkel – eine Wohltat nach Frankreichs überwiegend winzig gehaltenen Parkplätzen in Parkhäusern.
Rucksack und Wasserflaschen aus dem Auto gefischt, google maps weist den 5-Minuten-Weg in die Pension Donostiarra, unserem Zuhause für die nächsten drei Nächte. Wir haben Codes für die Haustür, die Etagentür, die Zimmertür. Und ein schönes, helles Zimmer mit kleinem Balkon. Alles weiss, alles frisch renoviert, alles prima.
Also mal wieder Donostia, wie der Ort auf Baskisch heisst. Zum Einstand kurz ins Café con leche direkt nebenan. Wir essen eine Kleinigkeit, trinken einen Weisswein und machen uns auf den Weg. Es regnet. Wie immer, wenn wir hier sind. Zwar nicht viel, aber immerhin. Ein Ort, sich einfach treiben zu lassen. Es treibt uns an die Concha-Bucht, in die Kathedrale, zu Zara. Zu letzterem nur, weil ich ein, zwei tshirts kaufen will. Mein verfärbtes Polo stinkt nach dem Essigexperiment wie ein gammeliger Salat. Bevor ich es endgültig entsorge, wasche ich es im Hotel noch mal kräftig durch… Last chance.
Abends treibt es uns in die Altstadt, in der sich eine Pintxo-Bar an die andere reiht. Heute sind viele geschlossen, aber es ist dennoch einiges los. Wir wollen nicht knabbern, sondern essen und finden auch ein Plätzchen. Wieder mal ein langer Tag.
Und der Sprachsalat wird neu angemacht. Hatte ich mich so schön in meinem Französisch eingegroovt, muss nun wieder auf Spanisch umgeschaltet werden. Riesenvorteil: Wenn ich keine Lust auf Plauderei habe, meldet sich Juan zu Wort. Der kann‘s naturgegeben sowieso besser.