Vancouver hat zwar nur rund 900 000 Einwohner, Greater Vancouver aber schon fast zwei Millionen. Das Stadtgebiet ist entsprechend weitläufig.
Wenn man so schrecklich neugierig ist wie wir, ist es also ein Handicap, kein Auto zu haben. Apropos Auto: Seit Rosie wieder in mexikanischer Hand ist, also seit gestern mittag, bekommen wir per mail und Telefon immer wieder Anfragen. Wo waren diese Menschen letzte Woche?!? Naja, auch egal. Rosie hat es nun gut; wir haben einen Strich gezogen. Und selbst, wenn wir noch 500 Dollar mehr hätten herausschlagen können – so what! Gut, wie es ist.
Ich schweife wieder zurück: Kein Auto = machbar, aber umständlich. Also fühlen wir mal vor, was die Autovermietungen so anzubieten haben. Das Ergebnis ist ernüchternd: nichts! In der Weltstadt Vancouver gibt es vor dem 15. August keinen Mietwagen. Können wir nicht glauben, checken wir hin und her – immer mit dem selben Ergebnis. Fasst man es?
Na, gut. Also freunde ich mich mal mit einem Fahrradfritzen um die Ecke an. Nein, nein, nicht in selbstmörderischer Absicht: Er wechselt uns netterweise Geld busgerecht. Eine Busfahrkarte kostet 2,85 (etwas über 2 Euro). Damit kann man 90 Minuten Bus fahren. In allen Richtungen, mit umsteigen in andere Busse (nicht auf Fähren oder skytrain), wunderbar. Nur braucht man die Münzen passend und da kommt der Fahrradfritze ins Spiel.
Unser Ziel heute ist die Westküste, der Kitselano Pool. Wir gucken schön klapprig und kriegen Seniorentickets für 4 Dollar pro Nase. Dann lassen wir uns mit unseren Büchern ein paar Stunden in gemütlichen Holzsesseln, die hier Amish chairs heissen und aussehen wie die weissen Alstersessel, nieder. Leider gibt es keinen phantastischen Ausblick; es gibt wegen der immer noch dichten Smogglocke gar keinen Blick. Es ist schwül, wenngleich mit 23, 24 Grad nicht mehr so heiss. Dafür tränen meine Augen. Der 123 Meter (!) lange Pool ist relativ voll, zu voll für unseren Geschmack.
Irgendwann packen wir wieder zusammen, haben genug gesehen von der Vielfalt des kanadischen Volkes, genug vom Kindergeschrei, den grossflächigen Tattoos und der Wolke aus nach Kokos duftendem Sonnenöl.
Auf dem Rückweg legen wir einen Butter-Brot-Hühnerbein-Stop bei safeway ein, bevor wir uns wieder per Bus mit Linie 99 erst auf die Fraser, dann in die enge Bude auf der 7th ave trollen. Der Bus ist voll mit Menschen, die hungrig von der Arbeit kommen. Einige nehmen Witterung von meinen Hühnerbeinen auf. Ich gucke blond und unbeteiligt in die Gegend…
Alles ganz gemütlich. Wir sind schon sehr gespannt, was uns morgen einfallen wird.
p.s.: Heute kein Foto für Euch!