Über Hilton Head Island, ungefähr 30 km östlich von Savannah am Atlantik gelegen, hatten wir schon gelesen. Im Prinzip besteht die Insel aus über 30 Golfplätzen, einigen sehr schönen Häusern, Strandabschnitten und Resorts. Auf dem Weg dahin haben wir uns mit der Zeit verschludert, weil wir unbedingt noch in den Tanger Outlets vorbeisehen wollten. Strotz der ungeheuren Hitze.
Aber eine Pause vom Autofahren, auch wenn die Strecke durch Sümpfe und Wälder, über Brücken und Flüsse reizvoll ist, war gerade richtig. Ein bisschen Ralph Lauren und Consorten gucken ist ja auch mal schön. Gegen drei sind wir dann endlich nach 1,25$ Brückenzoll auf Hilton Head. Unserer Uschi haben wir eingebleut, bitteschön zum Leuchtturm zu weisen. 6$ Eintritt zum Sea Pines Resort, das fast unwirklich auf uns wirkt: Ende der 1950er Jahre hat jemand das Gebiet aufgekauft und vom Dschungel zum eleganten Resort ausgebaut. Mit Villen und Häusern, Golfplätzen, Stränden, Cafés, eigenem Leuchtturm und vielem mehr. Die Marriott Gruppe hat sich um das Clubleben verdient gemacht: Yachtclub Hotel, Racket Club, Golf Resort… Alles fein und schön – aber vielleicht von allem ein bisschen viel. Wir gucken noch mal eben an den Strand. Kein Wasser da. Am Atlantik haben wir es natürlich wie an der Nordsee mit Gezeiten zum tun. Und mit fiesen Quallen, wie wir am Hafen sehen. Nee, nee, hier bleiben wir nicht. Uschi wird auf Charleston getrimmt, 1,25$ werden auch für die Ausfahrt berechnet – und schon sind wir wieder auf einem Highway. Die Gegend hier in South Carolina ist ausgesprochen bemerkenswert. Zerklüftet von Inseln, Nehrungen, Fjords, Brackwasser-Plantagen, großen Feldern. Wer sich noch dunkel an „Fackeln im Sturm“ erinnert, weiß ungefähr, was die Natur hier zu bieten hat.
Zweieinhalb Stunden benötigen wir bis Charleston und haben vor, uns noch ein bisschen von der Stadt anzusehen. Vorher checken wir in ein Holiday Inn ein, dessen Rezeptionist Zach vor Glück fast heult, jetzt sein Deutsch anbringen zu können. Dann verrät er mir, dass er noch lieber Französisch parlieren würde. Don’t you worry, chap… Und weil er doch in mir eine Schwester der Sprachenliebe kennengelernt hat, sinkt das Preis auch mal eben von 149 auf 99$. Multikulti-Special, würde ich mal tippen 🙂
Wir waschen uns nur kurz die Hände und sind auch schon wieder auf der Stasse. Meine Güte, was für Häuser! Das Licht ist fast weg, aber es ist klar, dass wir ein weiteres Juwel vor uns haben. Das werden wir uns morgen mal genauer ansehen. Erstmal gibt es ein Dinner auf der King’s Street, der Einkaufsstraße. und da sitzen sie dann plötzlich, die Southern Belles. Schnattern und kichern, tuscheln hinter vorgehaltener Hand vor hellem, durchscheinenden Teint, lächeln nach links und rechts. Die 20, 22 jungen Damen, vielleicht eine Collector Reunion, sind wirklich Belles. Na gut, die einen vielleicht ein bisschen beller… Rhett Butler hätte seine Freude gehabt, auch wenn er sich wohl zu Tode erschrocken hätte, weil die jungen Damen keineswegs am Tee nippen, sondern die Flasche Budweiser direkt ansetzen.
Unvergessen ist natürlich folgender Dialog aus „Vom Winde verweht“ (Kleenex fürs Tränchen zur Hand?):
Rhett Butler: My darling, you’re such a child. You think that by saying, „I’m sorry,“ all the past can be corrected. Here, take my handkerchief. Never, at any crisis of your life, have I known you to have a handkerchief.
Scarlett: Rhett! Rhett, where are you going?
Rhett Butler: I’m going back to Charleston, back where I belong.
Scarlett: Please, please take me with you!
Rhett Butler: No, I’m through with everything here. I want peace. I want to see if somewhere there isn’t something left in life of charm and grace. Do you know what I’m talking about?
Scarlett: No! I only know that I love you.
Rhett Butler: That’s your misfortune.
[Rhett turns to walk down the stairs]
Scarlett: Oh, Rhett!
[Scarlett watches Rhett walk to the door]
Scarlett: Rhett!
[runs down the stairs after Rhett]
Scarlett: Rhett, Rhett!
[catches him as he’s walking out the front door]
Scarlett: Rhett… if you go, where shall I go, what shall I do?
Rhett Butler: Frankly, my dear, I don’t give a damn.
Ach, ja….
Auffällig ist übrigens hier in Charleston, dass die Leute kleiner sind, schmaler und offenbar noch nicht vom Tattoofieber heimgesucht. Zweiter Eindruck: Im Gegensatz zu Savannah ist das hier offenbar keine Hundestadt. Man sieht zwar ein paar am Fluss, aber nicht so viele wie südlich in Georgia. Mal sehen, ob sich diese Eindrücke morgen früh manifestieren…