Kaum zu glauben, aber bisher hatten wir es noch nicht nach Avignon geschafft! Das ändert sich heute. Nur ein Stündchen und knapp 50 Kilometer von Rabassan entfernt, ist der Aufwand für unseren Ausflug ja auch überschaubar.
Wir kurven zunächst durch die von einer hohen Mauer umschlossenen Altstadt von Avignon direkt zu Les Halles. Parkplatz frei, Markthalle geschlossen. Montags. Hätte man wissen können. Egal. Das Städtchen ist attraktiv genug, wir gucken in eine Kirche, ohne dort den Gottesdienst zu stören, bevor wir vor dem Papstpalast stehen.
Meine Herren, was haben die sich hierhin gesetzt! Das Palais des Papes ist wohl das bekannteste und imposanteste Gebäude in Avignon. In den Jahren zwischen 1335 und 1430 herrschten hier Päpste und Gegenpäpste. Von außen sieht der Palast wie eine Burg oder Festungsanlage aus, aber von innen wirkt der er wie ein mittelalterliches gotisches Schloß und Kloster. Mehrere Innenhöfe und große Säle prägen das Bild. Leider sind die Räume überwiegend leer. Die Möbel wurden wahrscheinlich während französischen Revolution geplündert oder zerstört. Es können für elf Euro Eintritt ungefähr 24 Räume besichtigt werden; via Audiosystem erfährt man die historischen Hintergründe.
Ausserdem gibt es auf einer der Zinnen ein Café, das von ermatteten Chinesen und Amerikanern bevölkert wird. Wir lassen uns den Wind um die Nase wehen und geniessen die Aussicht auf die Altstadt von Avignon, die, wie der Papstpalast selbst, zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Fast verirren wir uns anschliessend im Gewirr der Stadt, stehen plötzlich vor einem uralten Gefängnis, das offenbar immer noch in Betrieb ist. Da bleibt man besser sauber…
Ein paar Schritte weiter sind wir an der Rhône, und da ist sie dann:
Die wohl berühmteste Brücke der Provence (oder auch Frankreichs), die Pont Saint-Bénézet oder wie sie im Lied um im allgemeinen Volksmund genannt wird, Le Pont d’Avignon. Erbaut wurde die Brücke im 12. Jahrhundert und ist direkt mit dem Papstpalast über einen Wachturm verbunden. Sie bestand ehemals aus 22 Bögen, von denen heute nur noch 4 erhalten sind. Aufgrund von Hochwasserschäden ist sie auf die jetzige Größe „geschrumpft“. Die Brücke kann für 5 Euro besichtigt werden, mit Kleinkindern sollte man darauf achten, dass sie nicht zu nahe am Geländer gehen, da dieses nicht wirklich sicher ist. Auf der Brücke gibt es eine kleine Kapelle zu besichtigen. Alles in allem sehr berühmt, aber die Brücke selbst ist eher historisch als optisch interessant, muss man einfach mal so sagen.
Mit dem Lied auf den Lippen gucken wir uns mehr an:
Avignon hat von den mittelgroßen Städten in der Provence ein ganz besonderes Flair. Es liegt zu einem an der Geschichte und den mittelalterlichen Gebäuden, aber auch an den jungen Bewohnern der Stadt. Da Avignon wie Aix-en-Provence eine Universitätsstadt ist, herrscht viel Leben und Betrieb in den Straßen.
Attraktiv ist die Place d’Horloge mit seinen Cafés und dem sehr schönen Theater von Avignon. Natürlich gibt es auch hier wieder unzählige Restaurants, aber alle verkaufen ausschliesslich Menüs. Wir suchen ein Café, das Sandwiches hat. Gar nicht so einfach, aber das alte Pfadfinderherz…
Gegen fünf tuckern wir langsam nach Hause, schnappen unterwegs noch ein Baguette (ja, auch noch Wein) und sind ziemlich ermattet.
Ein kurzer Schnack mit Erling, unserem Vermieter, führt zu einem Besuch von Agnetha, die uns frisches Obst und die Rechnung bringt. Ausserdem eine Einladung zum Apéritif, den wir am Pool bei einem interessanten Gespräch zu uns nehmen. Agnetha, die Gynäkologin, schreibt gerade ein neues (Fach-)Buch, Thema bestimmte Hormone und ihre Auswirkungen auf due weibliche Psyche. Der Abgabetermin steht vor der Tür, also ist sie sehr busy. Aber die Zeit, den hervorragenden Wein aus der Kooperative von Lumière zu geniessen, nimmt sie sich.
Wir lassen den Tag ausklingen, essen später ein paar Reste aus dem Kühlschrank und die Früchte von Agnetha. Und verfolgen in den Tagesthemen, wie sich die Pegida die Feiern zum heutigen Tag der deutschen Einheit in Dresden vorstellt…