Schauer-Geschichte

Wielange will dieser Mensch denn noch duschen? Es ist noch nicht einmal hell, und weil hier auf Rabassan normalerweise absolute Stille wie einst in Krummi herrscht, nervt das Geräusch besonders. Bisher waren wir die einzigen Gäste, aber vor zwei Tagen hat ein Paar eines der beiden b&b-Zimmer bezogen. Und nun das…

Es dauert ein paar schlaftrunkene Minuten länger, bis wir bemerken, dass wir unseren Mitbewohnern Unrecht tun. Wenn hier einer duscht, dann ist es der Himmel. Mit anderen Worten: Es regnet. Und wie!

Mit zunehmendem Licht können wir das Ausmass des Unwetters auch besser erkennen. Gordes, vier Kilometer entfernt, verschwindet völlig in den dichten Wolken. Es platscht und plattert…

Dennoch wird auf der Terrasse gefrühstückt: Zum Rührei gibt es Fertigtoast, und da schmeckt man natürlich den Unterschied zu dem wunderbaren, frischen Bäckerbaguette hier… Dazu teilen wir einen daumennagelgrossen Butterrest. Aber dennoch kein Grund zur Klage.

Die dicken Tropfen, die in den nächsten Stunden fallen, haben wir mit Buch, bzw. ipad vom Sofa aus im Blick. Es ist mit 17 Grad auch eher frisch, also freue ich mich über die Wollsocken, die mir mein Bruder zum Geburtstag geschenkt hat.

Irgendwann macht der Regen eine Pause, lang genug, um ins Auto zu klettern und nach Coustellet zu fahren. Shopping im Supermarkt, ausserdem muss getankt werden. Völlig ermattet kommen wir ein Stündchen später wieder auf dem Hof an. Schippi ruft aus Kassel an, die beiden langweiligen sich auf dem Weg nach Hamburg und sind wegen verschiedener Staus genervt (kommen aber letztlich gut, wenngleich spät an).

Wir überlegen, wie unsere Reise weitergehen soll. Wieder ins Elsass? Och, nö… Durch die Schweiz? Blick Richtung booking.com schreit „Nein!“ Das ist uns einfach zu teuer. Italien? Immer! Vielleicht an Turin vorbei… Jörg hat allerdings von einem riesigen Markt dort erzählt. Wir googeln und beschliessen: Den und weiteres in der alten Papststadt werden wir uns angucken. Turin, so lesen wir staunend, hat weit mehr zu bieten als Fiat und Agnelli. Was sind wir bloss für Ignoranten. Also nächste Woche mal gucken und das bisschen Bildung aufpolieren. Weiter geht es von da aus dann natürlich erst einmal über den Brenner in Richtung Wiener Schnitzel… Oder?

Zunächst verbringen wir – ja, ja, es regnet, blitzt und donnert wieder – ein paar Stunden damit, herauszufinden, dass man trotz VPN und Trick 17 keine kostenfreie Chance hat, RTL auf den Rechner oder das ipad zu bringen. Muss mein Freund Bruce Darnell eben ohne uns auskommen. Zwischendurch erlegen wir eine Hasenpastete und eine Entenmousse zu einer eiskalten Flasche Weisswein.

Abends machen wir uns das Leben insofern einfach, als es zu einem ARD-Dösigquiz eine Quiche Lorraine vom Traiteur und einen Rotwein aus dem Vaucluse gibt. Dazu Blitz und Donner. Und Donner und Blitz. Und nein, der Nachbar duscht nicht: Es regnet wieder in Strömen.

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