Wer immer uns gerade liest, sollte sich mal einen Moment zurücklehnen, die Augen schließen und ganz genau hinhören: Habt Ihr ihn gehört, den Knall, den wir haben?
Der Tag geht wieder einmal ganz gemütlich los. Wir frühstücken très français mit Croissants, Baguette und Marmelade zum café américain (mir kommt die Muttersprache langsam abhanden), beschnacken mit der Hotellady, dass wir noch zwei weitere Nächte bleiben und eine Option auf die 4. haben möchten – klappt prima.
Ich gucke noch mal eben bei google translator Waschsalon nach, finde laverie automatique und erkundige mich sofort nach einem solchen. Großartig, gibt’s direkt um die Ecke. Normalerweise nutzen wir ja jeden Aufenthalt über eine Nacht hinaus für eine Handwäsche, aber heute lassen wir es richtig krachen und bringen alles in den Salon. Gewaschen und getrocknet (für 10 Euro) können wir die Wäsche bis 19 Uhr abholen.
Aber nun geht der Tag ja erst richtig los. Was habe ich gestern noch über Monaco und Montecarlo gesagt? Was schert mich mein Geschwätz …
Wir lassen das Auto ordentlich geparkt quasi vor der Tür des Hotels Marcellin stehen und laufen bei wechselhaftem Wetter um die 20 Grad zum Bahnhof. Für 10,40 Euro kaufen wir beide Retour-Zugtickets nach Monaco und sitzen auch schon zehn Minuten später im Zug, der dringend mal geputzt werden müsste. Keine Ahnung, ob die Nahverkehrsmittel hier immer so siffig sind oder ob es mit dem Streik zusammenhängt, der Frankreich seit über drei Wochen in der Zange hat. Jedenfalls ist der Zug voll und dreckig, wie er mit uns an Bord im „feinen“ Monaco unterirdisch einläuft.
Über ein ausgefeiltes Rolltreppensystem kommen wir direkt in den Hafen und landen zur Sicherheit erst einmal in einer kleinen Kirche. Die haben wir natürlich allein, denn die Götter hier heißen Chanel und Bentley und Chopard und sonstwas.
Aber es ist natürlich auch viel Fußvolk unterwegs, das wie wir an den Resten des Formel-1-Aufbaus und an den vertäuten Megayachten vorbeimarschiert. Sehr viele sind Briten, aber auch Russen, Chinesen und Afrikaner begleiten uns. Natürlich kommen wir wieder mal ordentlich ins Schwitzen, bevor wir an der Baustelle um das Casino aufjapsen.
Es ist wirklich schrecklich in Montecarlo! Auch wenn es ungemein alt macht: Ich kenne das Hotel de Paris noch aus Zeiten, in denen es noch Klasse hatte. Heute wird Eleganz mit Mammon verwechselt, schicke Ladies sieht man kaum, Entenschnuten zu Hunderten. Im Café de Paris gegenüber kann man billig zocken oder sich für sagenhafte 3,90 pro Kugel (!) ein Eis kaufen. Beides schenken wir uns. Wir laufen noch an den Pavillons gegenüber dem Casino vorbei, in denen zwar die größten Luxusmarken angesiedelt sind, die aber gleichzeitig ein Gradmesser für den in Monaco herrschenden schlechten Geschmack sind.
So, Schluss mit Albert und Charlene.
Wir suchen im Gewirr der Hochhäuser den Bahnhof und hauen bald wieder ab Richtung…. Nein, noch nicht nach Beaulieu, sondern zunächst nach Villefranche-sur-mer, eine Zug-Station weiter in Richtung Nizza. In den engen Gassen der Altstadt brodelt das Leben. Uns gefällt die Art, schnell mal einen Kaffee in einer Bar zu trinken, draußen zu sitzen, Leute anzusehen. Über eine steile Treppe gehen wir hinunter an den Hafen.
In der Bucht dümpeln neben vielen Grossyachten zwei Kreuzfahrtschiffe, die Restaurants und Cafés sind entsprechend voll mit Engländern und Amerikanern.
Nach unserem anstrengenden Monaco-Ausflug setzen wir uns in eine Bar, schnabulieren gemütlich ein Fläschchen Chardonnay aus dem Burgund. Natürlich ist hier alles unverhältnismäßig teuer, aber gegen die Monegassen oder St. Tropez durchaus im Rahmen.
Hinter uns liegt das berühmte Hotel Welcome, in dem Jean Cocteau lange gelebt hat, um die Kapelle gegenüber in Ruhe ausmalen zu können (sie ist heute geschlossen). Auch Erika und Klaus Mann schwärmten von dem Hotel, das es sich von seinem Ruf natürlich bis heute gutgehen lässt.
Nach dem Wein und dürren, sauteuren Tapas steht uns der Sinn nach Beaulieu. Und da ist er wieder, der Knall. Langsam ist es schwül, ein Gewitter scheint in der Luft zu liegen. Doch das kümmert uns mal wieder nicht: Wir gehen den ganzen Weg von Villefranche, also mehr als eine Zugstation, bis nach Hause zu Fuß, holen sogar noch die Wäsche ab. Um nicht schon wieder zu sagen, dass wir platt sind (auch wenn es für reine Wahrheit ist), sagen wir mal: ein bisschen Ausruhen kann jetzt nicht schaden… Und morgen, morgen lassen wir es ganz easy angehen.