Mit den Füssen im Sand…

Das Frühstück in unserem 1-Stern-Etablissement ist einwandfrei, man wird aber natürlich nicht ohnmächtig vor Überwältigung. Richtig schwierig wird die darauf folgende Stunde: Wohin? Wir wollen unbedingt irgendwo eine Woche oder so sesshaft werden. Am Meer, und zwar direkt, sollte es schon sein. Füsse im Sand. Und ein Apartment wollen wir auch. Und die Umgebung soll nicht zubetoniert sein. Wo sind wir hier? Auf den Malediven? Aber wir geben nicht auf. Und, ach ja, sooooo teuer soll es dann auch nicht werden.
Juan checkt via google maps, ich durchforste bockig booking. Ein leichtes Fauchen liegt in der Luft. Und die Augen wirken seltsam zusammen gekniffen. Letztlich finden wir einen gemeinsamen Nenner und einen bestimmten Strand ganz schön, von dem wir im Leben noch nicht gehört haben. Pals.

Pals? Das liegt ein paar Kilometer südlich von L’Estritit, also direkt an der Costa Brava. Von Tossa aus rund 50 km nördlich.
Die auf einem Hügel erbaute mittelalterliche Altstadt Pals, die Vila Vela, steht unter Denkmalschutz. Die lassen wir aber erst einmal in Ruhe. Bei Sa Punta beginnt ein etwa 10 Kilometer langer Sandstrand, der, unterbrochen von der Mündung des Ter, bis L’Estartit reicht.
Wir rollen hinterm Golfplatz auf einen Parkplatz, eines der ersten Autos, die wir überhaupt hier sehen, kommt aus Winsen/Luhe. Das ist ein Zeichen! Und der Strand, den wir uns angucken, ist traumhaft schön. Hell, breit, lang. Hätte gar nicht gedacht, dass es in dieser Gegend noch solche Fleckchen gibt. Das Meer ist guter Laune, das Thermometer spielt um die 25-Grad-Marke auf und ab. Hier kann man es sicher aushalten.
Aber wie ist die Hütte? Ein Franzose, der mit seinem Golfcaddy die Strasse überquert, ist ganz begeistert von der Anlage.
Na, dann mal los: Mit Meerblick – und da bin ich störrisch – gibt es nur ein Apartment im dritten Stock mit zwei Schlafzimmern. Mit einem Zimmer ist nur etwas mit Gartenblick verfügbar, aber ohne mich… Heute mal Prinzessin!
Wir gucken uns das grössere also an, die üppige Terrasse überzeugt ebenso wie das Wohnzimmer. Die Küche ist ein bisschen mickrig, aber was soll’s? Wir haben nun sogar ein Gästezimmer und zwei Bäder.
Die Bude muss noch gereinigt werden, also machen wir einen Ausflug nach L’Estertit. Die berühmten Felsen im Meer sehen wir auch von unserem Balkon aus, aber hier trinken wir einen Kaffee am Strand und freuen uns ein paar Minuten später, dass wir nicht aus Versehen hier gebucht haben: Über den breiten Strand fegt ein steifer Wind, der alles in eine riesige Staubwolke taucht. Das passiert nicht einmal, sondern ungefähr alle zehn Minuten. Die Leute – auch wenn es nicht mehr so viele sind – werden quasi paniert. Gut, das muss man mögen…
Wir haben noch ein bisschen Zeit, also auf geht’s zu Lidl 🙂 Der Supermarkt hier ist anders als seine deutsche und von mir sehr geschätzte Entsprechung. Zum ersten gibt es einen unabhängigen Schlachter, der neben Fleisch und Geflügel alles führt, was das Fleischfresser-Herz begehrt. Sehr gut. Sowas hätte ich in Hamburg auch gern.
Zum zweiten erst einmal Grosseinkauf im Markt: Obst, Salat, Knoblauch, Eier, Brot, Wein, Wasser, Kaffee… Sind wir wirklich nur zu zweit ?!?
Alles zusammen kostet in etwa so viel wie ein gutes Abendessen in Frankreich. Toll und fürs nächste Mal schon vorgemerkt: Es gibt gefrorene Schalentiere, Gambas etc., die man sich nach Gewicht zusammenschüttet. Schon der Anblick ist einfach köstlich! Das muss man einfach kochen. Das werden wir bald tun. Knoblauch und gutes Öl haben wir schon.
Heute allerdings gibt es Rinderhack vom Schlachter, denn wir braten Klopse. Dazu ein Tomatensalat – fertig! Ein bisschen Heimweh-Essen mit Mittelmeerfeeling zu Meeresrauschen.
Schwerst bepackt richten wir uns in unserem neuen Zuhause ein. Das Hausfrauenherz – habe ich eigentlich noch alle Tassen im Schrank? – zieht’s ins Bad zur Handwäsche einiger Klamotten. Sobald das Zeugs ordnungsgemäss hängt, fliesst der erste Weisswein mit Blick von der Terrasse aufs Türkisfarbene. So kann es einfach bleiben. Ein paar Bücher sind noch ungelesen, das wird sich nun hoffentlich ändern.
Durch einfaches Knobeln und gewiefte Schummelaktionen meinerseits werden wir etwas später herausfinden, wer das erste Dinner in Pals kocht. Ich werde dann lustvoll wartend auf der Terrasse sitzen und nichts tun. Ausser meinem Puls in Pals einzureden, dass es an der Zeit ist, ruhiger zu werden 🙂

4 Kommentare zu „Mit den Füssen im Sand…“

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