Kunming – alt & neu


Was für eine Nacht! Statt einer Matratze haben sie in unser Bett eine solide Holzplatte gepackt, darauf zwei Zentimeter dicken Schaumstoff. Was sind wir? Fakire? Natürlich schläft man dann doch noch zwei, drei Stunden, wacht aber völlig gerädert auf. Das wird nichts für drei weitere Nächte! Ich guck schon mal bei booking, was es sonst noch gibt, aber erst einmal wollen wir’s mit der Rezeption des Golden Spring probieren.

 

Das Frühstück ist zu vernachlässigen, der Wermutstropfen, dass es keinen schwarzen Kaffee gibt. An der Rezeption ist man wie immer freundlich, versteht aber zunächst das Problem nicht. Die Betten sind doch alle so? Hoffentlich nicht. Nächstes Zimmer erst einmal ansehen. Nach der dunklen Höhle von gestern sind die Sinne geschärft. Alles wird besser: Der Raum ist grösser, heller, hat ein richtiges Bad und vernünftige Matratzen. Puh! Gekauft! Schneller Komplettumzug vom 19. in den 14. Stock.

 

Ob es in diesem Hotel nicht doch eine Stadtkarte gibt? Oh Wunder, für 12 yuan treibt der Concierge eine auf. Da sind zwar in erster Linie Wanderwege in der Provinz Yunnan bis in den hohen Norden nach Tibet verzeichnet, aber als Orientierung geht’s. Das Problem bleibt das Internet, speziell natürlich verbotene Jungs wie Google & Co., die sich nicht immer über VPNs austricksen lassen.

 

Wir laufen Richtung Innenstadt, stoppen bei einer Apotheke, weil mein Fuss noch herumzickt. Zaubergespräch mit Händen und Füssen. Und die Erkenntnis, dass das urchinesische Wundermittel Tiger Balm hier völlig unbekannt ist. Stattdessen gibt’s zweierlei Sprays und Bandagen – und relativ schnelle Linderung.

 

Ein paar Kilometer später sehen wir schon aus der Ferne ein Pagodendach. Davor bremst scharf ein Van, aus dem ein junges Paar in Tracht klettert, gefolgt von einem Fotografen. Wir hängen uns an ihre Fersen und lernen dadurch eine schöne Tempelanlage kennen, in der heute eine Fotosession stattfindet. Worum es geht, welche Trachten wofür stehen, bleibt im Dunkeln. Das muss man alles mal im wifi-Land rausfinden.

 

Vom Tempel landen wir wiederum in einer ganz anderen Welt, der Hanqiang Road, einer Fussgängerzone. Gewappnet waren wir für Malls und mehr, tatsächlich liegt vor uns eine prima erhaltene uralte Strasse, in der es neben touristischem Schnickschnack viel Essbares gibt. Nach ausgiebiger Wanderung und Würdigung der historischen Architektur kehren wir in einem der Läden in, essen hervorragenden Bratreis mit Eis und Gemüse und die winzigsten Satayspiesse, die ich je gesehen habe. Dass das Ganze pberhaupt auf den gescheuerten Tisch kommt, berdanken wir dem OhneWörterBuch, denn die online-Übersetzer streiken.

 

Auch wenn man glaubt, nur eine kleine Runde zu drehen, kommen schnell 12, 14 Kilometer am Tag zusammen. Entsprechend brauchen wir eine Siesta in unserem neuen Zimmer. Im alten hätten wir neben schmerzenden Füssen noch depressive Gedanken bekommen. So ist alles gut, bis es uns wieder aus dem Haus treibt. 

 

Auf der Jagd nach Nahrung haken wie vieles mit „och nö“ ab, klettern schliesslich eine vielversprechende Treppe hoch, essen scharfen Reis und viel schärferes Rindfleisch mit Zwiebeln. Ein schöner Tag!

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