Man soll sich ja nicht selber loben, aber unsere to-do-liste für heute ist schon recht anspruchsvoll: Bankklappe montieren, Bretter mit Segelstoff beziehen, damit man sich keine Splitter einfängt, alles ausräumen, staubsaugen, wieder einräumen, schrauben, kleben, nähen, tackern… Bei letzterem kommt das fleissige Bienchen ins Spiel, dass mich einfach in den Arm sticht. Keine Zeit für Hysteria, also Zähne zusammenbeissen. Juan zieht den Stachel aus meinem Ellbogen, hämmert dann weiter. Ich soll mal den Einstich aussaugen. Wie das denn? Bin ich Houdini? Also einfach ignorieren and here we go again. Was wir hier so treiben, ist zeitfressend. Es wird von der Nachbarschaft mit Interesse beäugt. Ein besonderer Freund von mir ist ein winziger Chinese, der immer über ganze Faltengesicht lacht und putzig aussieht mit seinem Tropenhelm. Wir beide sind schon ganz dicke und er schielt immer mal auf den Fortgang des Ausbaus.
Gegen halb drei, nachdem wir noch mal kurz den roof bag auf Vollständigkeit überprüft haben (alles gut) sind wir soweit, dass die Matratzen abgeholt werden können. Der Schaumstoffguru auf der Fraser hat für heute vier rot bezogene, massgefertigte Stücke versprochen – und er hält seine Zusage. Rosie-girl macht sich! Sieht richtig toll aus. Und die Schaumis sind wirklich bequem. Wir sind beide gespannt, ob wir bei diesem Experiment Rosie einen Rhythmus finden, der unserer Abenteuerlust entspricht, ohne dass die Messer fliegen. Inzwischen haben wir Baumärkte und ähnliches auch schon dicke.
Das bedeutet natürlich nicht, dass wir da nicht mehr hingehen. Ein Tütchen fürs Home Depot zwecks Austauschs eines Tackers (weil wir unsere Munition nun doch gefunden haben) liegt bereit. Da könnte man ja auch gleich noch…
Nein. Erst einmal geht es vom Schaumstofffritzen Richtung North Vancouver. Das führt uns ein gutes Stück durch downtown. Wir gucken uns ein bisschen um, vom Auto aus, versteht sich. Einiges erkennen wir, vieles ist uns fremd. Aber wir bleiben dabei: Vancouver ist eine schöne Stadt!
Schön, dass wir eine Ausfahrt verpasst haben. Dadurch können wir ein bisschen durch den grossartigen Stanley Park fahren und den Ozeanriesen zuschauen, wie sie ein- und auslaufen. Die grüne Lunge Vancouvers ist jetzt, am späten Nachmittag ganz gut besucht: Spaziergänger, Walker, Jogger, Radfahrer. Und wir.
Aber wir müssen ja weiter ans Nordufer. In einer Mall auf der Marine Drive gibt es alles, was wir brauchen: Bell, um uns mal nach einer prepaid card für unseren mobilen Hotspot zu erkundigen, Dollar tree für Alufolie, Küchenkram, und mehr, Walmart zwecks Erkundung der Boxenabteilung. Damit unser Krempel nicht kreuz und quer durcheinanderfliegt und wir verwahrlosen, haben wir Rosies Einbauten noch einmal genau vermessen. Alles nicht so einfach, aber irgendwie puzzeln wir uns unsere Kisten zusammen. Dazu kaufen wir noch einen Grilltoaster (hatten wir auch in Südamerika – grosses Kino), ein Verlängerungskabel und weiteren Krimskrams. Bei jedem Stück fragen wir uns: Brauchen wir es wirklich oder doofeln wir wieder rum? Das reduziert die Einkäufe. Es fehlen nun noch ein Topf (können wir aber auch improvisieren), eine Axt (Holz gibt es an der Tankstelle), Klappspaten (zur Entsorgung organisch abbaubaren Mülls).
Lebensmittel kaufen wie erst Freitag.
Schräg gegenüber vom Walmart ist ein save on food, dort shoppen wir ein paar fertige ribs und sind wirklich, wirklich froh, zuhause den Knack des Dosenbiers zu hören. Morgen haben wir ja auch noch ein bisschen auf dem Zettel, vielleicht machen wir Freitag off und sightseeing, bevor es dann Sonnabend losgeht. Wohin eigentlich? Dazu sind wir immer noch nicht gekommen…