Carolina Beach – (fast) autofrei

Die Sonne geht auf, der Himmel ist dunkelblau, der Atlantik beruhigt sich von den nächtlichen Gewittern – wie schön! Das einzige, was uns in unserem Strandhäuschen fehlt, ist eine Kaffeemaschine. Also macht sich Juan zu Fuß auf der Weg zum nächsten Store. Wie alles ist der „gleich dahinten“. Zum Glück wirklich nur ein paar hundert Meter, aber anstrengend genug. Hätten auch wieder zehn Meilen sein können. Da Amerikaner niemals zu Fuß gehen und das Benzin für europäische Verhältnisse mit 2,69/gallon hier immer noch unbeschreiblich billig ist, ist es ihnen auch egal, welche Entfernungen man wohin zurücklegen muss – entsprechend vage sind ihre Angaben.

 

Mit unserem Kaffee machen wir auf dem Balkon mit Meerblick Pläne. Für heute erstmal: nix. Naja, fast nix. Morgen wollen wir auf die Outer Banks, die vor der Ostküste North Carolinas gelegene, 200 km lange Inselkette mit Wildpferden, feinem Sand, Strandhäusern, Weite, purer Schönheit… Eigentlich wollten wir ungefähr im zweiten oberen Drittel über die erste südliche Brücke auf die Banks fahren. Ich habe schon mal still geschmollt… Aber dann fanden wir beide für die yi dee gut, von Cedar Island nach Ocrakoke mit der Fähre zu fahren. In einem Blog hatte ich von der knapp dreistündigen Überfahrt gelesen. Und auch darüber, dass die Fähre von Ocrakoke nach Cape Hatteras (noch mal 45 Minuten) wenigstens kostenlos sei. Wieder einmal schwante mir Böses. Aber auf jeden Fall brauchen wir eine Reservierung, sonst machen wir ein paar hundert Meilen Umweg. Daran wäre ich nur ungern schuld 🙂 Also mal online gucken, wie das alles so klappt. Die Fähre kostet 15 Dollar. Ich lese dreimal nach. Tatsächlich! Keine Ahnung, welches Problem diese Blogger nun wieder hatten… Also investiere ich die 15 Dollar online – wir haben einen Platz auf der Fähre Morgen um 13:00 Uhr. Spätestens um 8 sollten wir also auf der Rue sein, denn die pittoreske Fahrt nach Cedar Island wird sich ziehen. Der distance calculator spricht von 3 Stunden, 11 Minuten. Wir geben vorsichtshalber ein bisschen Luft, zumal die nächste Fähre dann erst um 16:30 ginge. Und ob es darauf dann noch Platz gibt… Montag ist Memorial Day, an dem die Amerikaner alle seit dem Bürgerkrieg gefallenen Soldaten betrauern. Alternativ gehen sie irgendwohin zum Memorial Day Sale. Oder machen einen Kurzurlaub. Bevor die Masse an die Küste schwemmt, wollen wir weg sein. Mal gucken, wie das alles klappt.

Erstmal sind wir ja noch in Carolina Beach. Wir müssten mal wieder eine Maschine waschen. Ist noch nicht wirklich dringend, aber was man hat… Inzwischen ist auch das Büro offen, ich hole einen Kaffee für uns von dort und die Information, dass es „gleich dahinten, linke Seite“ einen Waschsalon gibt. „Very clean.“ Bevor wir den ausprobieren, gehen wir mal baden. Im beheizten Pool, auch, weil der Atlantik gerade Ebbe zeigt. Aber auch, weil der Pool beheizt ist. Wir sind wieder mal ganz allein und planschen gemütlich herum. Ich gehe sogar noch in den Whirlpool, aber der ist wärmer als meine Wanne zu Hause. Nicht auszuhalten, also lieber noch eine Runde schwimmen. Zum Abtrocknen an den Strand, ein bisschen spazieren. Aber es ist schnell wieder zu heiß, vor allem an den Fußsohlen. Hier in Kure Beach, bzw. Carolina Beach geht es überall sehr ruhig zu. Entsprechend wenige Menschen sind auch am langen, schönen Strand. Alles sehr idyllisch hier!

 

Der Waschsalon liegt tatsächlich nur drei Blocks nördlich. Wir wechseln 5 Dollar in Quarters, los geht es: Waschpulver kostet 1,50, die Maschine 3 Dollar. Der Chef verspricht, ein Auge draufzuhaben, während wir nebenan in einer prima Bude lunchen. Chicken Fingers, Burger, Wasser. Dazu gibt’s Hushpuppies. Schuhe?!?!? Nein: Hushpuppies (auch: Hush puppies, Singular: Hushpuppy) sind eine typische Beilage der Südstaatenküche. Es handelt sich um frittierte kleine Bälle, die im Allgemeinen aus Maismehl, Eiern, Milch, Backpulver und Zwiebeln bestehen.

Während die Wäsche dann für einen Dollar trocknet, gucken wir uns einen Moment zu Fuß in der Gegend um. Blühende Kakteen! Die habe ich ja noch nie gesehen! Juan freut sich über eine Ente und ihre zwölfköpfige Kinderschar. Bevor die hausfraulichen Tätigkeiten sich einem Ende zuneigen, schnacken wir noch mit dem Chef, der vor 22 Jahren hier seine Coin Laundry aufgemacht hat. Ein ganz netter Typ, der sich nicht vorstellen kann, irgendwo anders auf der Welt zu leben und sich freut, dass uns sein Inselchen auch so gut gefällt.

 

Selbstverständlich sind wir nun ermattet, drehen aber dennoch die Klimaanlage bis zum Anschlag auf und fahren mal bis zur Inselspitze. Dort gibt es irgendwelche National Monuments der Sezessionskriege, außerdem eine Fähre zum Festland und ein Aquarium. Überm Festland rotten sich allerdings schon wieder Gewitterwolken zusammen – wir gehen sicherheitshalber auf unseren Balkon. Nur nicht anstrengen!

 

 

 

 

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