Bangkok – Alles Gold, was glänzt


Die blöde Erkältung hat mich zwar noch im Griff, aber mit Mentholläppchen und geradem Kreuz wehre ich mich. Nach einem kleinen Frühstück zuhause stürzen wir uns ins nächste Abenteuer Bangkok und versuchen, die 32 Grad und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit einfach wegzuatmen.

 

Heute wollen wir mal gucken, wie weit die Fahrt auf dem Klong uns führt. Hoffentlich schön nah an den Wat Samet, den Golden Mountain, den wir besuchen wollen. Die Bootsfahrt ist herrlich und fast frisch. Eine Station vor Jim Thompson steigen wir aus unergründlichen Gründen in ein fast baugleiches Schiff um, das alle Passagiere bis zum Pakta Leelard Pier bringt, um sie dort wieder in die Hitze zu entlassen.

 

Gegenüber dem Anlager leuchtet uns schon ein Tempel entgegen, aber den wollen wir nicht. Wir wollen das goldene Dach. Von dessen oberster Plattform hat man einen hinreissenden Blick über Bangkok, kann die Stadt auch spirituell aus anderer Perspektive aufsaugen. Das haben wir so gelesen, aber nicht erfahren. Nach spiritueller Auseinandersetzung mit unserem Gesamtzustand haben wir beschlossen, die 300 und mehr Stufen nicht zu erklimmen. Alle, die es gemacht haben, natürlich alles Westler und überwiegend Männer, kommen mit tomatenroten Köpfen und Schnappatmung zurück auf den Boden der Tatsachen. Da warten wir. Und haben alles richtig gemacht. Selbstverständlich sehen wir uns die Tempelanlage, die aus einer Vielzahl an Gebäuden mit und ohne Buddhas besteht, genau an, freuen uns an Details wie kunterbunten Ballons mit fliegenden Bändern und Wünsch-dir-was-Karten auf Silberfolie, die an einen Baum gehängt werden. Das erledigt ein Teenie, wenn er denn mal aus seiner Teilnahmslosigkeit hinterm Smartphone erwacht.

 

Bald haben wir gesehen, was uns interessiert, und schlendern weiter Richtung Chinatown. Ein bisschen bekloppt ist es natürlich: Wir kommen gerade aus China, und dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb zieht uns alles in das wohlige Gewühl der vielen Menschen, exotischer Düfte und köstlicher Speisen. Hier ist vieles chinesischer als in China selbst, denn in Bangkok hat zwar der Zahn der Zeit an der Architektur, nicht aber an der Kultur genagt. Während in China Revolutionen und Reformen das Leben im Laufe der letzten hundert Jahre rigoros verändert haben, ist Chinatown in Bangkok einfach chinesisch geblieben. Faszinierend!

 

So modern Thailands Hauptstadt auf der einen Seite ist, so faszinierend finden wir die Altstadt mit maroden Fassaden und streunenden Katzen. Dass man mal eine Strasse überqueren muss, hält wach. Ähnlich wie in Hanoi muss man einfach losgehen und nicht rumalbern. Die Autos halten meist schnell an, die Motorräder können einen ja umfahren. Oder umfahren. Frage der Betonung. Wir schaffen den schweisstreibenden Weg fast mühelos. 

Überall gibt es viel zu sehen. Holzschnitzer und Zimmerleute, Diamantenhändler und Plunderhöker. Mal werden Automotoren auf dem Fussgängerweg generalüberholt, ein anderes Mal morsche Schuhe geflickt. Kein Wunder, dass es einem da manchmal ganz schummerig wird!

Im Grand China Hotel an einer pittoresken Kreuzung gibt es ein paar Dimsums, kaltes Bier und heissen Kaffee. Die Lebensgeister brauchen einen Schubs, bevor die Metro uns nach Hause rattert.

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