Ehrlich gesagt, haben wir das Wetter langsam dicke. Wieder grau verhangener Himmel und Temperaturen um zehn Grad. Wir wollen endlich mal die Sonne sehen. Ob das heute noch etwas wird?
Zunächst einmal folgen wir der Blog-Empfehlung einer höchst begabten Erasmus-Stipendiatin und begeben uns in die Altstadt Richtung Markt. In einer Querstrasse dahinter liegt ziemlich unscheinbar das Maiatza, eine kleine Brunch-Bar, die wir ohne Hinweis nie gefunden hätten. Voll mit schicken Muttis, verkaterten Studenten und allen möglichen Leuten unterschiedlicher Semester. Wir trinken einen Americano und essen ein richtig gutes Müsli mit frischem Obst und griechischem Joghurt. Der Tipp war super. Man hätte auch eggs benedict oder Avocado Toast oder viel selbstgebackenes Süsses haben können. Wir sind froh mit unserer Auswahl und dann auch bald schon wieder unterwegs Richtung Meer.
Was laufen wir hier Kilometer ab! Ungeheuerlich. Auf der anderen Seite des Flusses haben wir mal gewohnt, also schauen wir da wieder vorbei, besuchen ein Kirche und ein Chinakaufhaus. Dort kaufe ich mir einen Regenhut. Von der Sekunde an ist es sofort trocken.
Gegen Mittag sind wir hungrig und erkunden mal die Lage hinter der Kathedrale. Dort geht es lange nicht so touristisch zu. Die Tageskarte der Casa Javier finden wir nach kurze Hinsehen ganz gut, schieben uns auch schon auf die Bänke gegenüber der Pintxo-Auswahl. Tagesgerichte nur im Comedor und der ist im Keller. Aha. Also ab nach unten.
Der Speisesaal erinnert ein bisschen an die Kantine des Hamburger Schauspielhauses, nur dass hier fast ausschliesslich Arbeiter essen. Es riecht ein ganz dezentes Bisschen nach Farbe und Beton, nach Öl und feuchten Lappen. Eine rundliche Kellnerin liest vom Blatt, was es heute gibt. Wir entscheiden uns für Linsen-, bzw. Gemüseeintopf als Vorspeise, gegrilltes Schwein und fritiertes Huhn als Hauptgericht. Eine Flasche Rotwein steht sofort auf dem Tisch, dazu Brot und Wasser aus dem Hahn. Das deftige Essen würde auch in jeden französischen Routier passen. Geht uns gut? Ja.
Dass es als Dessert noch Joghurt und Kaffee gibt, hätte ich fast vergessen.
Was machen wir mit dem angebrochenen Nachmittag? Es hat ein bisschen aufgeklart, aber vom typisch spanischen Sonnenschein sind wir noch Lichtjahre entfernt. Also machen wir uns touristisch nützlich und sitzen im Bus zum Terminal del Funicular Monte Igeldo. Drei Minuten vor drei kommt unser Bus an der Zahnradstation an, um drei werden die Pforten geöffnet. Mit uns stehen einige Amerikaner und Franzosen, hauptsächlich aber Spanier vor dem Ticketschalter. Wir zahlen brav 4,95 pro Nase und nehmen Platz in der über 100 Jahre alten Bahn, die sich ächzend wie ein Maultier den Berg hochhievt. 312 Meter legt dieses Gefährt bei einer Geschwindigkeit von 1,5 Meter pro Sekunde zurück und meistert damit einen Höhenunterschied von 151 Metern. Der Ausblick von der Panoramaterrasse oben auf San Sebastian ist atemberaubend. Dass wir nur ein paar Figuren sind, die am bedrohlich niedrigen Geländer knipsen, ist ein Geschenk. Ein weiteres Geschenk: Der Vergnügungspark, der diesen Aussichtspunkt krönt, ist noch geschlossen. Das bringt Kinder zum Heulen und uns zu Ausatmen. Wir geniessen den Blick auf die Stadt und das offene Meer und gehören zu den ersten, die mit dem Bähnlein wieder hinunter fahren. Alles gesehen, alles genossen.
Der Beschluss, unser üppiges Routier-Mittagessen abzuarbeiten, wird zu einer recht weiten Wanderung zurück in die Stadt. Dann gibt es erst einmal nur eines: Raus aus den Schuhen, Füsse hochlegen. Und überlegen, wohin die Reise morgen weitergehen wird. Die Überlegung setzen wir in einer Bar bei Brot und Wein fort. Ergebnislos. Wir lassen uns überraschen.