Heute haben wir endlich einen richtigen Sommertag! Knallblauer Himmel, Sonne, um die 25 Grad. Nach einer entsetzlich unruhigen Nacht – unter uunserem Apartment wurde bis vier gefeiert und gegrölt – freuen wir uns auf den Sonntag. Das Zimmer müssen wir bis elf räumen, vorher besorgt Juan noch ein paar Croissants und kocht Kaffee.
Draußen erwartet uns dann ein Heer von Menschen. Einheimische und Touristen, alle wollen den schönen Tag draußen verbringen. Viel Chinesisch wird dieser Tage in Zadar gesprochen, wir begegnen grossen Gruppen an der Kathedrale, dem Archäologischen Museum und natürlich auf der Promenade.
Kurzentschlossen hauen wir ab, folgen der Uferstrasse Nr. 8, die nicht, wie ich vermutete, Magistrale, sondern Maestrale heißt.
Von Jörg haben wir noch einen heißen Tipp im Köcher. Nachdem wir schon viele atemberaubende Ausblicke hinter uns haben, sehen wir zwei, drei Kilometer hinter dem Örtchen Draga ein handgemaltes Schild, das auf Marko hinweist. Bei ihm kann man essen, Zelten, schlafen (apartmani). Das ist der Tipp aus Hamburg. Wir fahren querfeldein, lassen rechter Hand eine Mülldeponie liegen, passieren ein halbes Boot und hätten Marko gleich dahinter fast verpasst. Äh… Och, nö.
Wieder auf die Straße. Unser Plan ist es, irgendwo am Wasser vor Split zu übernachten. Denn heute morgen haben wir uns bereits auf die Fähre gebucht, die morgen Abend nach Ancona abfährt.
Das war vielleicht eine Spur voreilig, stellen wir fest, sobald wir, vorbei an einer Eselsfarm mit einem süßen Fohlen, in den Ort Tribunj einfahren. Gut, gut, man muss schon ziemlich dämlich sein, wenn man an dieser kroatischen Küste keinen schönen Platz am Wasser findet, aber soetwas! Ein Fischerdorf auf einer Mini-Insel, um das herum sich mehrere großartige Yachthäfen entwickelt haben. Bilderbuch, Bilderbuch, Bilderbuch!
Das Auto steht am Hafen, wir laufen über eine Steinbrücke in das Örtchen und sind verzaubert. Das liegt möglicherweise auch daran, dass in einer Kneipe ein kroatische Männerchor zur Klampfe improvisiert, ganz sicher liegt es am Ort selbst. Enge Gassen, kleine Kneipen, eine Kirche auf einem Hügel, alles völlig entspannt und schön. Pausenlos laufen ein- und zweikielige Yachten ein und aus, knattern Bötchen in die schöne Inselwelt. Das Wasser ist kristallklar und wieder einmal in der ganzen Farbpalette von Türkis bis Dunkelblau nahezu einzuatmen.
Tribunj. Wie toll! In einer Bar trinken wir ein Wasser und bemühen das Internet. Auf der anderen Hafenseite liegt das Haus Dagmar (oder so ähnlich), das könnte was für uns sein. Doch dann gehen wir wieder über die alte Steinbrücke, sehen vorbei an der Esel-Bronze und gucken direkt auf das Restaurant Luna. Mehr Blick geht gar nicht. Näher am Wasser auch nicht. Man kann ja mal fragen…
Der Chef spricht deutsch und hat ein Zimmer für uns. Das Zimmer im ersten Stock hat nicht nur Blick, sondern vor allem eine riesige Terrasse. Die Schiffe fahren fast zum Anfassen nahe an uns vorbei. Man könnte heulen vor Glück! Und das für 50 Euro die Nacht.
Erst einmal trinken wir ein Weinchen auf der Restaurantterrasse und essen eine Kleinigkeit. Spaghetti Frutti di mari für Juan, aglio e olio für mich. Wie von einer italienischen Mamma! Dann schnacken wir mal mit dem Chef. Er selbst ist Italiener, hat 25 Jahre in der Nähe von Stuttgart gelebt und macht nun hier mit seiner kroatischen Frau das Restaurant und die Zimmer. Die beiden arbeiten hart. Die Saison beginnt Mitte Februar und endet mit einer Regatta Mitte November.
Die schönste Zeit, das hatten wir uns schon gedacht, ist der Herbst. Im Sommer ist der Teufel los. Schon jetzt sind viele Schiffe unterwegs, deren Skipper und Crew dieses entzückende Tribunj bevölkern.
Wir sind kurz in Versuchung, unsere Fähre nach Ancona zu verschieben, lassen es dann aber doch. Aber die Wahrheit ist: Hier im Luna in Tribunj könnte man durchaus ein paar Wochen verbringen und immer aufs Wasser gucken. Und auf Bötchen. Und nichts tun. Und danach gut essen uns eiskalten Weißwein dazu trinken. Mannomann, uns geht es wirklich gut. Dass das Internet so gut wie überhaupt nicht funktioniert – egal.
Nun machen wir wohl doch noch mal einen Spaziergang, denn schon um acht haben wir den besten Tisch im Luna für uns reserviert.
Morgen liegen dann noch 100 Kilometer nach Split auf der Küstenstraße vor uns, gegen sechs müssen wir am Fähranleger sein. Das verdrängen wir nun mal völlig und genießen heute ausschließlich das malerische Tribunj.