So ganz früh sind wir dann doch nicht losgekommen, aber gegen neun kurven wir durch die zauberhafte Altstadt von Charleston. Wenig später parken wir in irgendeiner Seitenstraße und marschieren los. Die Wahrheit ist, dass man sich kaum sattsehen kann an der Antebellum-Architektur. In jeder Straße, an jeder Ecke die schönsten Häuser.
Das Wyndham Grand Hotel finden wir in einem Artdecogebäude und würde ein Lady im Seidenkleid mit Krinoline vorbeirauschen – es würde uns nicht wundern. Wieder draußen landen wir direkt im Ofen: es ist furchtbar heiß, dazu feucht, also ein 1a-Killer für den Kreislauf. Aber nicht für uns. Wir überlegen kurz, welchen Weg wir einschlagen, orientieren uns dann an den Pferdewagen und -kutschen. Dadurch sehen wir Kirchen und Kathedralen, schlendern an Galerien und Antiquitätengeschäften vorbei, werfen einen Blick auf den Hafen und auch hier wieder auf die herrschaftlichen Häuser in erster Wasserlinie. Dann stehen wir plötzlich vor den Markthallen. Doch leider, leider befinden sich darin keine Stände mit Obst, Gemüse und mehr, sondern eher Kunstgewerbliches. Wir gucken natürlich trotzdem. Auch deshalb, weil in den Hallen Ventilatoren laufen, in einigen Bereichen sogar Klimaanlagen.
Nach einem fast dreistündigen Spaziergang sind wir eigentlich schon fix und fertig, aber eine längere Pause ist nicht drin: Wir wollen nach Myrtle Beach. Meile um Meile feinsandiger Strand hat diesen Ort zu einem der beliebtesten Strände der USA gemacht. 160 Kilometer dahin – das ist für uns wirklich keine Distanz. Wer Micheners „Kinder von Torremolinos“ gelesen hat und dann in jüngerer Vergangenheit einmal in den spanischen Küstenort gekommen ist, erlebt genau das, was uns Myrtle Beach beschert: Schockstarre. Hotel an Hotel, Hochhaus an Hochhaus. Gruselige amusementparks mit Karussell, Achterbahn, Riesenrad – und natürlich jeder Menge Fresstände. Uiiiii – nichts wie weg! In einem Friday’s beruhigen wir uns bei einem halben Sandwich wieder und sind ein bisschen ratlos.
Also wieder mal eine Grenzüberschreitung, von South Carolina nach North Carolina. Genauer: nach Wilmington, an die Mündung des Pee Dee Rivers. Bekannt nicht nur durch Siedlergeschichten, sondern auch und vor allem als Filmstadt, seit hier vor Jahren „Carrie“ gedreht wurde: Nach Hollywood und New York ist Wilmington die drittwichtigste Filmstadt der USA. Und zweifelsfrei hübsch und adrett anzusehen. Aber wir wollen ans Meer! In der Nähe gibt es Carolina Beach und Kure Beach, knappe 20 Kilometer südlich auf einer Insel gelegen. Noch nie davon gehört… Nach einer eher lieblosen Fahrt durch Wilmington – es ist auch schon wieder nach sechs – fahren wir mal los. Und freuen uns über die schönen Strandhäuser, einen wunderbaren Strand, schönes Wetter. Hier bleiben wir zwei Tage! Der Atlantik rauscht und tobt – sehr gut. Hier werden wir morgen spazierengehen. Doch erst einmal brauchen wir eine Hütte. Wir bremsen bei den unterschiedlichsten Hotels und Motels und kriegen schnell mit, dass hier 150&tax der Schnitt sind. Naja. Und als sechstes, siebtes spreche ich auf der Searanch vor. Erste Strandlage, großer Pool, sieht ganz sauber und ordentlich aus und kostet 100 inkl. Gewonnen. Wir freuen uns jetzt schon auf den autofreien Tag morgen, müssen aber schnell noch Wasser und Wein und ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Der nächste Walmart ist ca 12 Meilen entfernt, aber es gibt noch einen Food Lion auf der Insel. Schon auf dem Weg dahin beginnt es zu tröpfeln. Daraus wird ein richtiges Gewitter. Mit Blitz und Donner und ganz viel Regen. Wir sind klatschnass von den paar Schritten vom Supermarkt zum Auto. Während wir wieder Richtung Süden fahren, weil wir noch etwas essen wollen, trocknet uns zwar die Klimaanlage ein bisschen ab, aber draußen geht es munter weiter.
Angekommen in Kare Beach vor Joe Tacklesomething muss man die mutige Entscheidung treffen. Wieder nass. Dafür ist das Bier kalt, Fisch und ribs gut. Bisher haben wir so viel Wetterglück gehabt, da werden wir uns nun mal nicht erschrecken lassen. Morgen sieht es vielleicht schon wieder ganz anders aus…