Ein letzter Sonnabend auf dem Bauernmarkt in Lagos. Wir treffen uns mit XY bummelig halb elf, kaufen Feigen und marschieren dann gemeinsam bei Sonnenschein ins „Natural“. Bisschen Müsli, ein paar Croissants und Kaffee – und grosse Pläne.
Heute ist der Tag der Tage. Wir werden es wagen, auch wenn X und Juan eher maulig sind: Minigolf! Zum Seniorentarif von 30 Euro fürs Quartett geht es auf die ungewöhnliche Anlage, deren Skulpturenwelt sich ganz, ganz dicht an Botero kuschelt. Wider Erwarten finden auch die Jungs die Partie ausgesprochen kurzweilig. Grosser Jubel, als Y tatsächlich ein hole in one gelingt. Dafür muss sie einen ausgeben! Eine lustige Stunde! Und nun? Juan und ich haben die Golfbags im Auto, Y hat Lust, ein bisschen auf der driving range zu ballern. Dazu zieht X nun leider ein Mäulchen.
Trotzdem machen wir uns zu viert in zwei Autos auf den Weg Richtung Penina. Ein paar Kilometer später hat Juan offenbar Mitleid mit Xie und überlegt, ob wir nicht besser ganz spontan auf dem Land in einer empfohlenen Kneipe Hühnchen piripiri essen sollten. Das wird telefonisch schnell geklärt. X hat zwar noch keinen Hunger, aber das wird sich subito ändern. Kennen wir ja. Hauptsache, er muss nicht Golf spielen.
Bei Portimao geht es nordwärts Richtung Monchique. Unser Ziel ist das „Café Imperio“, das direkt an der Landstrasse 266 liegen soll. Tut es aber offenbar nicht. Oder? Gemeinsam kreisen wir ein Hüttchen ein, das fast unbemerkbar geblieben wäre. Das Namensschild ist ungefähr DIN A 4 gross, grösser ist nur das Lächeln des Ömchens, das hier offenbar den Kochlöffel schwingt.
Die Terrasse ist mit Plastik vor den Bergwinden geschützt, da wir erst gegen halb drei da sind, ist der Laden fast leer. Die Plastiktische sind mit kariertem Papier belegt, unsere vier Teller schon eingedeckt, bevor wir sitzen. Die Besitzer und/oder das Personal sind von grosser Freundlichkeit. Noch während die Jungs parken, nehmen sie unsere Bestellung auf. Die Auswahl ist leicht: Seit 47 Jahren (!) machen die hier nichts anderes als Huhn piripiri, also Huhn vom Holzkohlengrill. Dazu Pommes. Feierabend. Nicht ganz: Als Vorspeise wird ein köstlicher Tomatensalat mit sanft knirschendem Fleur de Sel serviert, dazu ein Teller roher Schinken, direkt von der Keule gesäbelt. Und süffiger, weisser Hauswein. Wir fühlen uns wie Gott in Portugal…
Es gibt ja nicht viele Leute, mit denen man hemmungslos schlemmen und trinken kann. Die XYs führen die Hitliste an. Das zeigt sich auch heute wieder. Wir sind alle ganz begeistert und Renate und Urs äusserst dankbar für diesen tollen Tipp. Zum Dessert gibt es noch eine richtig triefig quietschende Nusstorte in einem See von Karamell, alternativ eine Creme mit Krümeln und Sahne. Wir nehmen alles und schmunzeln vor Glück. Ein Laden zum Liebhaben!
Für den Rückweg suchen wir wieder schön abgelegene Strassen und lotsen die XYs zu einem Esel-Dorf (Zufall, versteht sich). Die Eselchen sind sehr süss. Aber sie reagieren nicht auf portugiesische Schnalz- und Grunzlaute. Nur auf mein „Mäuschen, Mäuschen“ kommen sie angetrödelt. Was weiss man schon, was in einem Esel so vorgeht… Uns wird fröstelig, denn es beginnt zu nieseln. Mit einem dicken Grinsen reisen wir wieder in Lagos ein. Wegen der Wetterlage vertagen wir den Absacker auf morgen; auf einem der zahlreichen Kreisverkehre trennen sich unsere Wege kurz vor Sonnenuntergang für heute.
Ein richtig, richtig schöner Tag!