Lissabon, Ausflug Teil 2


Wir haben zwar ein Apartment mit Kitchenette und allem Drum und Dran, aber keine Lust, davon ausser für einen frühen Nescafé Gebrauch zu machen. Also Frühstück um die Ecke in einem Laden, der mit Brunch und mehr wirbt, aber eigentlich ein Bäcker ist. Die Bude ist voll mit Franzosen, Holländern, Amerikanern und einer Gruppe Chinesen. Die hat als einzige den Brunch bestellt und ist zu Tode erschrocken, was alles aufgefahren wird. Wir sind mit Café americano und einem Croissant zurückhaltend. 

Die Sonne scheint, 12 Grad sind nicht unbedingt warm, aber wir wollen uns mal einen Überblick über die Stadt verschaffen, die uns nach x Jahren irgendwie völlig aus dem Gedächtnis gerutscht ist. Also springen wir in den nächsten Hop on-hop off-Bus der roten Linie, die bis Belem und dann mit einem grossen Bogen in die Altstadt zurückführt. Der Bus steht meist im Stau, und während wir zu Eisklumpen gefrieren, jammert uns eine zittrige Stimme Fados ohne Ende ins Ohr. Erklärungen gibt es kaum, dafür Sonne und Wind. 

Knapp zwei Stunden dauert die Tour und wir sind froh, uns über die Avenida da Libertade  wieder ein bisschen warmlaufen zu können. Ein wenig erinnert der Prachtboulevard an Paris, was durch die schicken Boutiquen von Gucci, Pucci und Consorten noch unterstrichen wird. Wir sind begeistert, bald wieder in die engen Gassen der Altstadt eintauchen zu können.

Der Plan: Heute mal ein Lunch statt üppigem Abendessen. Dafür haben wir uns ganz in der Nähe des Apartments das „Estrella do Minho“ ausgeguckt. Mehr Kaschemme als Restaurant, waren wir gestern schon schockverliebt in den winzigen Laden, der nur mittags geöffnet ist. Nach den zahlreichen kulturellen Eindrücken – wir haben noch schnell die faszinierende Kirche Santo Domingo besucht, die nach einem Brand in den 50er Jahren hochinteressant wieder aufgebaut wurde -, ist uns nach aggressivem Nichtstun. Dafür sind die Tische vor diesem Laden super geeignet. Es gibt Weisswein und Wasser und Brot und hervorragende Gambas, die offenbar in Knoblauch geboren und letztlich auch darin umgekommen sind. Wunderbares Aroma und Küche und Schnickschnack. Zum Hauptgang – gegrillte Koteletts vom schwarzen Schwein – passt der rote Hauswein. Beim geteilten Dessert – ein hausgemachter Flan – sind wir zwar schon etwas blau, aber noch in der Lage, Kaffee und Gingha, das ist ein Kirschlikör, zu bestellen. Die Serveuse erzählt, dass ihre Mutter die Küche, der Vater den Tresen und sie eben den Setvice machen würde. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte die Familie auch noch ein zweites Restaurant, das aber zugemacht werden musste: Kein Personal. Auch das Töchterchen des Hauses hatte andere Pläne, bis die Personalnot sie auf den Plan und in den Stern – Estrella…- zurückbeorderte.

Erstaunlich, was man sich trotz angeheitertem Kopf alles merkt… Damit wir nicht singend und auf der Kreuzung tanzend aufgegriffen werden, machen wir erst einmal eine Siesta. Erst gegen halb neun stehen wir wieder auf der Strasse und kurz darauf in einer Bierkneipe, um an Empanadas zu nagen und einem sehr britischen Kneipenquiz zu lauschen. Bald schon ist klar: Müde. Nach Hause. Schlafen.

 

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