Morgens um sechs ist die Sonne zwar schon zu erahnen, aber noch nicht wirklich zu sehen. Aber es gibt Licht und damit einen Blick auf dieses zauberhafte Stückchen Erde namens Luberon. Ich verbringe ein, zwei Stunden damit, einfach nur zu gucken. Och, wie schön!
Dann rappeln wir uns langsam. Schon beim Frühstück auf der Terrasse muggelt sich das Thermometer auf über 30 Grad. Eigentlich sogar zu heiß, um den Abzug eines Revolvers zu betätigen… Aber wir haben keineswegs vor, jemandem etwas zuleide zu tun, im Gegenteil: Wir wollen Gutes tun. Und zwar uns. Denn unser Kühlschrank ist trocken wie die Sahara – der ganze Wein hat sich davongemacht; wir brauchen also Nachschub.
Kein Grund, in Hektik zu verfallen. Ganz gemütlich sitzen wir noch ein paar Stündchen herum, machen uns dann ebenso auf den Weg. Der Supermarkt von Coustellet ist das Ziel, aber natürlich nicht auf direktem Weg.
An irgendeiner Kreuzung sticht uns eine Werbung ins Auge: Markt in Goult. Da kann man ja mal eben vorbeigucken. Auch hier entdecken wir ein zauberhaftes Dörfchen, dessen Markt allerdings so touristisch ist, dass es uns schon wundert.
Natürlich gibt es Käse- und Wurstspezialitäten aus der Region, dazu Lavendel in jeder erdenklichen Form (und zwar echten Lavendel und Lavandin, eine Züchtung, die wesentlich ertragreicher, aber lange nicht so intensiv ist) und Klamotten, die ich schon in den 80er Jahren auf Ibiza bedenklich fand. Das schert allerdings Engländerinnen und funny girls from Omaha, Nebraska, meines Jahrgangs und älter nicht: Sie hüllen sich in weite, gestufte Röcke und ziehen darüber enge, paillettenbestickte t-Shirts. Über das Schuhwerk – Espadrilles, was sonst? – muss man ja kein Wort verlieren.
Dennoch ist Goult auf jeden Fall einen Besuch wert! Anschließend geht es dann tatsächlich nach Coustoullet in einen riesigen Supermarkt, in dem es alles, wirklich alles gibt. Vergleichbar mit den walmarts in den USA.
Wir packen ein, was wir brauchen und hauen schnell wieder ab. Auch jetzt nicht auf direktem Wege nach Hause, sondern über die Dörfer und vorbei an Gordes zurück in unser schönes Tal.
Es ist noch immer heiß, dazu ist ein Wind aufgekommen. Später lunch auf der Terrasse, ein Stück Paté, eine Spur Weißwein – la vie douce, sollte es sich dabei um die sprachliche Entsprechung des Begriffs la dolce vita handeln, was ich schwer annehme:-)
Zum Abendessen reißen wir ein gegrilltes Huhn, dazu ein bisschen Salat und Wein aus der Region. Der unwiderstehliche Himmel gibt dazu ein Schauspiel, das einfach nur fabelhaft ist. Dazu windet es fast wie am Meer. Toll! Wir können es uns gerade sehr, sehr gut vorstellen, so im September noch mal vorbeizuschauen. Und zwar genau hier….