Heute wäre mein Vater, mal nachrechnen, 94 geworden. Nicht, dass das sonderlich von Belang wäre. Aber: Das erinnert mich daran, dass morgen Ella und Klebe Geburtstag haben. Ansonsten wollen wir ein bisschen die jüngste Reiseerinnerung auffrischen.
In unserem 4-Sterne-mitten-auf-einem-Lkw-Parkplatz-Hotel haben wir dank brettharter Betten wirklich super geschlafen. Zum Frühstück gibt es alles und mehr, was ein hungriger Reisender braucht, einschliesslich frischer Melone. Die Rechnung fürs Dinner bleibt tatsächlich bei 28 Euro, die beiden riesigen, fast handbreit hohen Cointreaus an der Bar gingen aufs Haus. Natürlich fragen wir uns, ob hier Saboteure im Spiel sind – mit diesen Preisen kommen die nie klar…
Eigentlich hätten wir nach dem check-out einfach abhauen können, das hätte uns aber lange leid getan. Denn dann hätten wir die Altstadt von Zaragoza (oder Saragossa) nicht gesehen, was wiederum wirklich sündhaft gewesen wäre.
Also scheren wir kurz vor zehn in die zentrale Parkbude (die übrigens im Minutentakt zu 3ct/min abgerechnet wird) mitten in der Stadt ein – und sind überwältigt, denn wir stehen Minuten später direkt vor der Basílica de Nuestra Señora del Pilar.
Diese Wallfahrtskirche, eine der bedeutendsten in Spanien, wird seit Jahrhunderten von Pilgern aus der ganzen Welt besucht. Die „Jungfrau des Pilar“, der sie geweiht ist, ist nicht nur die Stadtpatronin Zaragozas, sondern zugleich Landespatronin aller spanisch-sprechenden Staaten. Daher rührt die symbolische Bedeutung dieser Kirche und der alljährlichen Festlichkeiten am Tag des Pilar, dem spanischen Nationalfeiertag am 12. Oktober, in Zaragoza her.
Das sind alles Zeichen, den am 12. Oktober (Columbus Day) feiern wir ausserdem unseren Hochzeitstag. Silbern, also 25 Jahre, mannomann! Waren wir nicht gerade erst in Vegas und auf Kauai? Der Richter, der uns verheiratet hat, ist bestimmt schon mausetot. Und unser Trauzeuge, der Sheriff von Las Vegas, wahrscheinlich auch. Oder die beiden Freunde fischen immer noch im Lake Mead. Ich schweife schon wieder ab.
Zurück nach Zaragoza. Das Gebäude der Basilica ist im wesentlichen in barockem Stil erbaut und wird von vier Türmen flankiert. Die Konstruktion wurde im Jahr 1681 begonnen. Die neoklassische Hauptfassade stammt aus einer späteren Epoche. Im Inneren sind besonders die Wandgemälde in der Kuppel, Arbeiten von Goya und Bayeau, bemerkenswert. Interessant ist auch das Museum mit einer bedeutenden Sammlung religiöser Kunst.
Direkt nebenann findet in der Catedral de la Seo ein Gottesdienst statt.
Die gotische Kathedrale, mit später hinzugefügten Elementen in neoklassischem, barockem und platereskem Stil, wurde im 14. Jahrhundert über einem romanischen Tempel errichtet. Im aus fünf Schiffen mit seitlichen Kapellen bestehenden Innenraum sind vor allem der Hauptaltar mit großartigen Relief-Arbeiten, die Apsis in Mudejar-Stil und die Sammlung von Wandteppichen im Museum von Interesse.
Unter den generell künstlerisch sehr wertvollen Seitenkapellen sticht vor allem die Capilla de Don Lope de Luna aus dem 14. Jahrhundert hervor.
Man darf hier nicht fotografieren, aber ein bisschen geht immer. Allerdings nicht die Chorknaben, die mit ihrem Gesang das riesige Kirchenschiff füllen. Wirklich toll!
Dass es vor ein paar Jahren hier eine Expo gegeben hat, hat der Stadt sicherlich nicht geschadet. In den Altstadtkern wurde sichtbar und sorgfältig investiert. Der wechselhaften Geschichte Zaragozas begegnet man somit formvollendet auf Schritt und Tritt. Eben noch in der Basilika, steht man ein paar Meter weiter schon vor den Resten einer cäsarischen Mauer. Fürs Goya-Museum (Francisco Goya, einer der bedeutendsten Maler des 18. und frühen 19. Jahrhunderts stammte aus der Gegend um Zaragoza) reicht die Zeit nicht. Aber vielleicht können wir uns später noch die Ausstellung in Berlin angucken.
Langsam füllt sich die Innenstadt, unter anderem durch die Vorführung einiger Sportgruppen zu richtig, richtig lauter Musik auf dem grossen Platz, also wird es Zeit für uns, weiterzuziehen.
Da wir Spanien komplett überqueren wollen, fahren wir auf die Autobahn und lassen uns von den Maut-Piraten ausrauben. Aber es lohnt sich trotzdem. Die Fahrt führt durch hochgelegene Wüsten, vorbei an bizarren Berglandschaften und urbanisierten Flächen, bis wir den Kreis um Barcelona erreichen. Nein, diesmal nicht. Die Hauptstadt Kataluniens bleibt auf diesem Trip zunächst – ? – von uns unbesucht. Wir pfeifen das Medley Barcelona, klingen aber nicht ganz genauso wie Monserrat Caballé und Freddy Mercury. Komisch.
Es ruft das Meer. Zunächst gucken wir uns mal Blanes an, einen typischen Badeort an der Costa Brava, der zu dieser Zeit des Jahres durchaus bemerkenswert ist. Wir wollen uns mal nicht vorstellen, was hier in der Hauptsaison los ist. Im Moment geht es recht kommod zu.
Weiter an der Küste kommt nördlich Lloret der Mar ins Blickfeld – wir gucken vor Entsetzen über die üppige Bebauung nicht einmal an den Strand.
Aber dann Hossa, Tossa! Hier ist Juan vor dreissig Jahren schon mal gewesen.
Tossa de Mar ist ein vielbesuchtes katalanisches Seebad mit historischem Altstadtkern und Festung in der Comarca La Selva der Provinz Girona. Für die Costa Brava geht es jetzt (!) recht beschaulich zu. Und da wir keine Lust haben, auch nur noch einen Meter weiter zu fahren, suchen wir uns via booking ein Hotel, finden für 45 Euro inkl. Frühstück das Marina und sitzen ebendort gerade auf unserem grossen Balkon, um mal etwas Luft zu holen.
Sprachlich ist es wieder einmal schwierig: Waren wir gerade noch im Baskenland, ist nun Katalanisch angesagt. Eigentlich wollte ich ja jenseits der französischen Grenze keinen Piep mehr sagen, nicht mehr in Hotels vorsprechen oder mit Personal verhandeln. Aber da Juan genauso wenig Baskisch und Katalan wie ich spricht, verhandle ich eben weiter mit den Rezeptionisten. Guter Plan, schief gegangen. 😂
Heute wird der Rest des Tages ganz, ganz easy hier im Hotel verlaufen, morgen suchen wir uns etwas Festes für ein paar Tage irgendwo an der Küste.
Gerade habe ich mit meinem Bruder telefoniert, der morgen zur Voruntersuchung vor einem Eingriff im UKE am Mittwoch muss. Toll, wie gut das über whats app klappt.
Da wir uns ja in Spanien in einem ausgewiesenen Feriengebiet befinden, gibt’s auch das Erste im Fernsehen, wir sehen also die ersten Hochrechnungen aus Berlin. Die afd mit über 11 Prozent – das muss man auch erst einmal verknusen. So, nun haben wir einen Rest Wein auf dem Balkon ausgetrunken und stürzen uns ans Büffett. Buenas noches. Oder bona nit, wie’s der Katalane zwitschert…
hab ich nicht immer schon gesagt, das der Hase gar kein Spanisch spricht ….. hähä
hab ich nicht immer schon gesagt, das der Hase gar kein Spanisch spricht ….. hähä
siehste, recht gehabt. und wer quatscht und quatscht hier? siehste woll! die nächsten schuhe kaufen WIR BEIDE zusammen