Florenz – die wahre Schönheit

Das Geräusch, das wir am Morgen hören, gefällt uns gar nicht. Klingt wie Regen. Was uns noch weniger gefällt ist die Tatsache, dass wir aus unserem neuen Zimmer im Hotel San Lucchese nicht nachsehen können. Wir sind nun im dunklen Parterre, die Aussenjalousien sind geschlossen, genau gegenüber befindet sich das Frühstückszimmer. Außerdem funktioniert das wifi hier auch nicht gut.

Juan wurde allerdings in der Nacht von einer whatsapp-Nachricht aus Argentinien geweckt. Federico hat ihn informiert, dass Cousin Herbert mit 86 gestorben ist. Die Information kam von Astrid aus München an Soledad in Buenos Aires, weil Herberts Sohn Pablo (natürlich in Buenos Aires…) die Telefonnumner von Federico nicht finden konnte. Nun denn.
Wir wollen von hier erst einmal weg. Ein bisschen Rumgucken bei booking.com, schon haben wir ein halbwegs passables Hotel in Florenz gefunden. Direkt am Arno, Walking distance ins historische Zentrum, mit 80 Euro inkl. Frühstück für Florenz in dieser Lage auch eher ein Schnäppchen. Wir wüssten nicht, wo man vergleichbar für das Geld in Hamburg nächtigen könnte. Gut: Die Garage fürs Auto kostet 20 Euro, aber so ist das in allen Städten Italiens.
Das gute Ohr hat uns nicht getrogen: Es gießt in Strömen, soll sich aber bessern. Das werden wir ja sehen. Bis nach Florenz sind es weniger als 50 Kilometer von Poggibonsi, entsprechend früh stehen wir an der Rezeption des Hotels „Privileg“. Wohl auch wegen des fiesen Wetters hat der Hotelier ein Herz und damit auch schon ein Zimmer für uns.

Natürlich ist die Altstadt der Hauptstadt der Toskana längst UNESCO Welterbe. Und man begegnet Belegen für die Einzigartigkeit dieser Stadt überall. Wir wollen die Hochburg der Medici, die wir von anderen Besuchen ganz gut kennen, langsam angehen lassen.
Das klappt natürlich mal wieder nicht. Wir finden die Ponte Vecchio über den trüben Arno, den Palazzo Pitti und den mächtigen Dom samt kompletter Piazza der Duomo noch immer hinreißend, den Pallazzo Vecchio mit der David-Kopie davor, die Statuen, Brunnen, Palazzi, ach und guck mal… Da ist ja die Markthalle, deren Obergeschoss sogar am heutigen Sonntag geöffnet ist und eine richtige Fressmeile bietet. Wie schön.

In die Uffizien kommen wir mal wieder nicht, was weniger an der Schlange liegt als daran, dass sie für Museum und Accademia inklusive David inzwischen 75 Euro inkl. Guide, 55 ohne haben wollen. Pro Kopf! Das machen wir nicht. Genausowenig zahlen wir die jeweils 6, 7 Euro, die für jede Kirche, jeden Palazzo, jedes Konvent fällig wären. Sie sind ein bisschen übergeschnappt, die Florentiner. Und lassen sich offenbar auch nicht durch kalte Duschen von ihrem Wahnsinn heilen. Die gehen auch hier heute mehrfach runter. Wir flüchten jeweils in Bars; die Straßenverkäufer wittern ihre große Stunde zum Verkauf von überteuerten Schirmen und Plastikponchos.
Die kaufen nicht mal die Chinesen, von denen es in Florenz gefühlt mehr gibt als in Shanghai. Gefolgt werden die Fernostgruppen von Indern. Auch sie in großen Schüben bei allem unterwegs, was im Fremdenführer steht. Es ist natürlich klar, dass Florenz auch jetzt, Ende Mai, voll ist. Touristen aus aller Welt treffen sich hier, wir hören sogar ein paar Argentinier…
Über der ganzen Altstadt weht übrigens ein Hauch Ledergeruch – überall werden hiesige Lederwaren angeboten: in Geschäften, auf Märkten, bei Straßenverkäufern. Dazwischen zischt immer mal wieder jemand „Prada“ und „Fendi“ und will Blendertaschen verkaufen.
Wir rennen genauso staunend und strahlend wie alle anderen durch die Gegend, essen irgendwo hinterm Dom ein Schokoladeneis und sind beide davon überzeugt, nie ein besseres gehabt zu haben. Leider ist das Museo dell’opera del Duomo heute Nachmittag geschlossen, so dass wir die „Pietà“ von Michelangelo nicht besuchen können.
Aber es gibt ja auch so genug an jeder Ecke zu sehen.
Noch ein Palazzo, ach ja, schnell noch mal Dantes Kirche und sein Haus angucken. Die Kirche, in der sich neben vielen Kunstschätzen auch das Grabmal von Michelangelo befindet, die Basilica di Santa Croce, ist geschlossen. Das sehen wir allerdings auch erst, als wir nach langen Wegen davor stehen.
Wir sind kurz davor, wirklich schlapp zu machen, als wir endlich wieder vorm Hotel ankommen. Schuhe aus, Füsse hoch an die Wand – und erst einmal nichts tun. Die Beine sind schwer, die Augen müde. Das Klima ist hier und heute anstrengend. Bei den Regengüssen fällt das Thermometer auf 14, 15 Grad, kommt die Sonne wieder, haben wir 24 bis 26 Grad. Dazu die vielen Kilometer und die immer neuen Eindrücke. Das schlaucht…
Nachher gehen wir noch mal raus und gucken nach einer kleinen Trattoria. In aller Ruhe…

2 Kommentare zu „Florenz – die wahre Schönheit“

  1. super fotos, danke dafür, dass ihr uns florenz gezeigt habt….nu müssen wir da auch nicht mehr hin und können weiterhin auf kefalonia die natur bestaunen. Die landschaft hier ist spektakulär, blühende gärten, zitronen, orangen , friedliche kleine orte und freundlichste menschen. Frischfisch am hafen und tolle möglichkeiten für‘ s motorrad…..
    Habt weiterhin eine spannende, schöne reise und danke für’s „mitnehmen“
    Die faulen frankfurter griechen

    1. Das klingt aber auch alles ganz großartig. Aber wenn Ihr mal Lust auf einen Italien-Trip habt: Florenz ist immer einen Abstecher wert! Genießt das schöne Griechenland und bleibt uns auf der Spur. Es gibt ja kaum einen Morgen, an dem wir wissen, wo wir abends sein werden. Langsam brauchen wir unbedingt ein bisschen Urlaub vom Reisen. Mal sehen, wo das klappt. Liebste Grüsse ubd besitos an Euch Griechen

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