Chaweng again

So langsam, langsam werden die Gesichter hier auf Ko Samui länger. Einige Touristen, die seit fünf Tagen hier sind, haben die Sonne überhaupt noch nicht gesehen, dafür täglich Badeverbot im Meer, weil die Strömungen das Schwimmen lebensgefährlich machen. Dafür kennen sie nun alle warmen Wind und warmen Regen. Aber das ist es nicht genau, was sie den weiten Weg hierher geführt hat. Besonders den Familien mit Kindern ist der Urlaub ein bisschen verhagelt. Ein paar ganz Zähe sitzen einfach rund um den Pool, beißen die Zähne zusammen und hoffen offenbar auf Besserung. Die Nerven in Öl haben nur wir.

 

Wir sehen das alles ganz entspannt, denn wir haben im Sommer in Norddeutschland und dann in all den Wochen in Asien viel Sonne gesehen. Gestern Abend waren wir noch einmal bei dem Namenlosen gegenüber dem Restaurant Baden an der Hauptstraße essen, dort waren einige Leute aus unserem Hotel. Offenbar war das Thai Büffet nicht der größte Knüller, denn als wir kurz vor zehn wieder zu unserer Hütte gingen, war alles schon stockdunkel…

 

Nachts ist Juan ein-, zweimal wachgeworden, weil von Chaweng Beach gegen drei Techno-Musik rübergedröhnt ist; ich habe wie immer nichts gehört.< Nach dem Frühstück haben wir zum letzten Mal auf der Insel Wäsche abgegeben, uns danach dann nicht, wie eigentlich geplant, einfach mit einem Buch irgendwo eingerollt, sondern sind aktiv geworden: mit dem Tuktuk nach Chaweng. Unser Ziel: der Markt der Einheimischen. Klein und überschaubar, aber wenigstens ein Markt mit frischem Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch und Gewürzen. Mitnichten vergleichbar mit irgendeinem unserer tollen Märkte, aber immerhin… Von dort aus haben wir dann einen weiten Spaziergang gemacht, immer schön unter der schwarzen Regenwolke bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Fazit: das wird nichts mit uns und Chaweng. Es ist ziemlich ballermännisch und damit langweilig, weil alles, was bei diesem Wetter nicht an der Bar hängt, Fake-Klamotten einkauft. Dazu ist mir eines aufgefallen: waren früher auf den tshirts die großen französischen Marken wie Chanel oder Dior der Hit, sind es heute die Amis mit Abercrombie, Calvin Klein. Bei den Taschen heißt der Held Michael Kors. Sogar Modelle, die vom Design her eigentlich eher von Hermès stammen, werden mit seinem Label beklebt. Außerdem viel Techno, Underground, Philip Plein und sowas. Naja. Aufgefallen sind mir des weiteren ganze Stände in Türkis: Fakes von Tiffany mit Label, Tütchen und allem. Ganz offen angeboten werden auch Raubkopien neuester Filme und tv Serien. Aber mal was Originelles? Fehlanzeige.
Mittags schnappt sich Juan noch in einer Kneipe ein Sandwich, ich mein Cashew-Huhn – und schon segeln wir Richtung Hütte. Die wifi-Verbindungen sind dieser Tage so mies, dass ich schnell tippen muss. Wahrscheinlich ist jeder, der ein Smartphone hat, im Netz – die Leute langweilen sich gerade fürchterlich. Wir nicht. Ich freue mich über jeden Regenguss, weil ich das gern sehe, fange gleich den 3. Teil der Follett-Trilogie an, den ich mir gerade bei Amazon gegönnt habe, während Juan auf spanisch Teil 2 liest und wir zwischendurch immer historische Ereignisse nachgoogeln und uns darüber unterhalten. Zum Beispiel über Faschismus in England vor und während des 2. Weltkrieges. Aber wir unterhalten uns auch darüber, wer gleich Kaffee kocht (Juan), also auch über den ganz normalen Wahnsinn. Apropos: die Deutsche Welle bringt manchmal Talkshows wie hart aber fair oder Lanz. Irgendwie hat man nicht das Gefühl, dass da irgend etwas vorangekommen ist…

 

3 Kommentare zu „Chaweng again“

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