Begegnungen

 

Wir sitzen an unserem Feuer und beobachten ein Kreuzfahrtschiff, das von links nach rechts an uns vorbeifährt. Unsere Nachbarin aus dem Riesenmobil, eine Neuseeländerin names Susan, so ungefähr in unserem Alter, kennt die Route: Von Seattle nach Anchorage. Bill, ihr kanadischer Mann, ergänzt: Die Kreuzfahrtschiffe aus Vancouver kommen nicht über die Juan de Fuca Straight; sie fahren die innere Passage.
Unsere Nachbarn sind Ende April aus Neuseeland zurückgekommen, wo sie möglichst immer überwintern, und ziemlich entsetzt über den Rückstand des Frühlings hier. Es müsste längst viel wärmer sein, sagen sie, die in Sidney auf Vancouver Island leben. Unseretwegen sehr, sehr gern! Nachbarns bleiben eventuell das lange Victoria weekend neben uns und nehmen dann Kurs auf Ottawa. Am 1. Juli, zum 150. Geburtstag des Landes, wollen sie in der Hauptstadt sein. Sind auch mit dem Schlachtschiff bummelige 3500 Kilometer…

Sie beiden sind viel unterwegs, geben uns auch gleich ein paar Tipps für die Tour nach Alaska. Darson City ist Pflicht, Whitehorse sowieso. Um den Denali National Park würde viel zu viel Theater gemacht. Viel mehr, vor allem Tiere, sei auf dem Alaska Highway an Prince George zu sehen . Und wenn man nach Anchorage käme, am besten gleich weiter südluch Richtung Seward fahren. Da sei es nun wirklich sehr, sehr schön.
Wenn man allerdings vorhabe, ganz an den Polarkreis nach Inuvit fahren zu wollen, solle man sich besser warm anziehen: der ganze Weg Schotterpiste. Sie hätten für ihren Pkw zwei Ersatzreifen dabei gehabt und beide gebraucht. Naja, sooooo nördlich in die Northern Terretories wollen wir eigentlich nicht. Aber wer weiss. Wer eeiss, ob wir überhaupt in Alaska landen? Jedenfalls war es wieder mal ein höchst interessantes Gespräch am Feuer auf dem Campingplatz, der übrigens inzwischen rappelvoll ist.

Heute morgen sind eine ganze Menge der grossen Wohnmobile abgehauen. Wir auch. Aber wir haben unseren Platz vorsichtshalber mit Klappstühlen und Kram markiert. Wir fahren knapp 35 Kilometer nach Sooke zum shopping, denn wir werden uns hier am Jordan River ganz klar über die Feiertage einigeln. Dazu brauchen wir Brot, Bier und Fleisch, den Rest haben wir sowieso. Ach so, Eis müssen wir noch irgendwo besorgen, damit alles gekühlt bleibt.
So, aber erst einmal einen Kaffee und Aufladen des ibooks bei Serious Coffee. Die Kanadier haben wirklich Ahnung von Kaffee. Wir bleiben, weil online, ein Stündchen, kaufen dann ein bisschen ein und fahren zum tourist office: Wo duschen die Leute auf den Campingplätzen? Seapark! Das ist die Schwimmhalle von Sooke, und mit nur 3 Dollar pro Nase sind wir dabei. Ach, wie toll ist eine heisse Dusche!

Wir tanken noch kurz – Benzin und Klo sollte man immer nutzen, sobald man sie entdeckt – und machen uns auf den Weg nach Hause. Das Wetter meint es heute ganz gut mit uns. Juan geht am steinigen Strand spazieren, ich lese die letzten Seiten von Peter Pranges „Die Rebellin“. Schwerst habe ich mich durch die wohl 800 Seiten gekämpft. Nun muss Herr Kollege Prange wahnsinnig tapfer sein: Wir nutzen sein Werk zum Zündeln (Grüsse auch von Artur Rubinstein).

Nebenan rechts haben es sich zwei ganz junge Mädchen gemütlich gemacht. Auf ihrem Feuer grillen sie Würstchen am Holzspiess, am Tisch malen sie hingebungsvoll Malbücher aus. Dazu gibt’s einen Drink mit ordentlich Cointreau.

Wir haben unseren Feuerring belegt und bereiten das Abendessen vor: eine halbe Avocado, jeder eine Backkartoffel, die wir nachmittags vorgekocht haben, die drei restlichen Scheibchen vom schweinernen Undefinierbaren, damit nichts umkommt. Zum Abschluss teilen wir uns ein Nackensteak, das gemütlich auf dem Grill schmurgelt. So gemütlich, dass eine der zahlreichen Krähen Weihnachten wittert. Sie schnappt sich das Fleisch vom heissen Grill, muss es aber 30 Zentimeter weiter auf den Rasen fallen lassen. Bevor sie sich übers Steak hermacht, haben wir es zurückerobert. Abgepustet, den Rest erledigt die Glut. Schmeckt super!

Die Sonne ist untergegangen, das Feuer steuert auf sein Ende zu. Wir haben alles verstaut, und langsam denken wir an Bettruhe. Es ist auch schon nach neun 😀 Um zehn werden die Bürgersteige auf dem camp ground bis mirgens um acht hochgeklappt.

9 Kommentare zu „Begegnungen“

  1. Hey, ihr Reisefreaks, das sieht doch schon alles sehr professionell aus. Congrats. Und tolle Fotos. Chapeau. Duschen, btw, wird total überschätzt. Hauptsache, es gibt Futter und Getränke in ausreichender Form. Und bei den Jägerläden sollte es auch „Taschenheizungen“ geben, die durch Glimmen in kleinen taschengerechten Formen Wärme erzeugen. Falls nötig. Und hier noch ein Link für Euch: de.camperstyle.net
    Macht es gut, genießt die Zeit, seid glücklich und bleibt xsund Und zum Trost: Heute früh hier schlanke 4 Grad. Also Pongo mit Fleece und dicker Klepper-Jacke. Big HUG Moni, Jo + Pongo

    1. Wir haben den ersten richtigen sonnentag mit 15 Grad. Hat zur Folge, dass alle blank ziehen: tanktops ubd supershorts. 🙂 liebste Grüsse!

  2. Hammer Bilder! Tönt nach Abenteuer pur! Hier ist endlich der Sommer angekommen und ich geniesse die Hitze, die lauen Abende am Feuer und das süsse Nichtstun nachmittags.

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