Baskenland adios


In San Sebastian, Donostia, wie die Basken es nennen, scheint morgens tatsächlich ein bisschen die Sonne. Wir stürzen in die nächste Bäckerei und freuen uns über die große Auswahl zum 2,85-Euro-Frühstück. Brot, Brötchen, Körner, Maisfladen, dazu Marmelade, Butter und der allongé, der hier jetzt wieder Café Americano heisst. Kurz darauf sind wir atemlos an der Küste: Die Brandung ist einfach sensationell! Meterhoch klatschen die Wellen an die Felsen – man könnte stundenlang zusehen. Tun wir aber nicht, sondern machen einen Abstecher in die Kathedrale und die noch nicht sonderlich belebten Altstadtgassen.

Pünktlich um elf checken wir aus dem Bed4U aus. Sogar unsere Tee-Mugs sind gefüllt. Der Mann an der Rezeption, der ein wenig an Marty Feldman erinnert und uns beide gleichzeitig immer im Auge hat, gratuliert Juan per Handschlag zur Fussball-Weltmeisterschaft und hilft mit heissem Wasser aus.

Wir waren noch nie in Vitoria, der Hauptstadt des Baskenlandes, die wir via Autobahn ansteuern. Ein seltsam gesichtsloser Ort mit grossen Plattenbau-Siedlungen und unscheinbarer Innenstadt. Trotz des recht guten Wetters steigen wir nicht einmal aus.

Burgos ist das nächste Ziel, und diesmal geht’s über die Landstrasse! Zum Glück! Kurz nach der relativ großen Stadt Miranda de Ebro nehmen wir nur noch aus den Augenwinkeln das Restaurante Poli in Pancorbo wahr. Es ist zum Großteil verdeckt von Liefer- und Lastwagen. Vor der Kneipe sitzt ein fröhliches Völkchen, im Barbereich keine Seele, aber durch einen schmalen Gang kommen wir ins Restaurant. Ein Routier wie aus dem Bilderbuch! Es gibt keine Karte, aber eine herzensgute Señora, die Vorspeisen und Hauptgerichte einfach runterschnurrt. Preise? Keine Ahnung. Juan bestellt Linsensuppe und hinterher gekochte Hähnchenteile, ich nur Makkaroni mit Tomatensauce und Salsiccia. Dazu die winzigsten alkoholfreien Biere, die wir je gesehen gaben: Flaschen mit 0,2 Liter. All die Trucker und Arbeiter um uns herum irren nicht: super Hausmannkost ganz ohne Gedöns. Zum Nachtisch kriegt Juan einen Flan caramel, ich Milchreis, zu dem ein Fläschchen Zimt gedonnert wird. Köstlich! Den Abschluss machen zwei Espressi und die Rechnung. 24,10 Euro. Für richtig gutes Essen.

Die Strasse nach Burgos gehört uns anschließend fast allein. Wir bewunderten skurrile Felsformationen links und rechts, sehen grosse landwirtschaftliche Betriebe, Schafe und Kühe. Dann wird das Land flacher. Leider beginnt sich mit jedem Kilometer die Sonne mehr zu verabschieden. Als wir vor der Garage unseres ausgeguckten City-Hotels Crisol Meson del Cid stehen, regnet es dann auch. An der Rezeption wieder ein Stück zum Liebhaben, das ich mit der polnischen Lady hinterm Tresen auf Spanisch abkaspere. Booking will 54 fürs Hotel, an der Rezeption kostet es mindestens 60. Aber Aleksandra hat einen Trick: Ich buche über die Hotelwebsite für 54 Euro, enthalten ist sogar das Frühstück, das 10 Euro pro Person kostet. Die Garage für 18 Euro ist nicht verhandelbar, aber so what?

Das Zimmer ist klasse, die Lage des Hotels direkt an der Kathedrale sensationell. Reiner Zufall, dass der 9-Euro-Eintritt ins Gotteshaus dienstags nachmittags entfällt. Diese Kirche ist riesig und ganz einfach großartig. Hier sollen auch die Knochen von El Cid liegen, der um 1100 erst treu seinem baskischen Herrn gedient hat, nach dessen Tod für einige Jahre bei den Mauren anheuerte, um später zum Befreier Spaniens von denselben Mauren zum Nationalhelden zu werden. Weltgeschichte mal ganz knapp zusammengefasst… Auch ganz ohne El Cid ist dieses gotische Bauwerk ein architektonisches Bonbon. Schon im frühen 13. Jahrhundert wurde mit dem Bau begonnen, aber im Laufe der Zeit kamen immer neue Kapellen und kunstvolle Altare hinzu. Dass der Bau Weltkulturerbe ist, ist klar. Wir sind schwer beeindruckt, bevor uns der Regen wieder hat.

Mit Sichtschlitz zwischen Kragen und Kapuze machen wir uns dennoch auf den Weg, in der Dämmerung wenigstens noch ein bisschen zu entdecken. Irgendwann nervt es einfach. Wir bestellen in einer Pintxo-Bar (Pintxos sind baskische Tapas) einen Teller mit Serrano-Schinken und zwei Glas Wein aus dem Rioja und sind bald wieder im Hotel und gucken ein bisschen in die tiefschwarze Nacht. Darüber vergessen wir den Plan für morgen. Wird sich alles finden.

4 Kommentare zu „Baskenland adios“

  1. Das Hotel habt ihr toll ausgesucht. Was für ein Blick auf die Kathedrale und die Stadt. Würde mich nicht wundern wenn Donkey Schott auf seinem Klepper um die Ecke kommt Und Sancho Panza euch das Gepäck zur Kutsche schleppt.

  2. Hört sich gut an , habe bis jetzt diesen Landstrich eher gemieden. Warum eigendlich ?!?!
    Werde wohl auch mal auf Euren Spuren das nächste Mal in den Süden fahren , also weiter so bitte mit den interessanten Reisegeschichten.
    Lieben Gruss, Karin&OttO

    1. Unbedingt! Bilbao ist auch und nicht nur wegen des Guggenheim Museums schön, westlich Santiago de Compostela sehr besonders. Wir haben das alles schon mal bereist und sehr genossen! knuddel auch Otto von uns

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