Heute machen wir mal überhaupt nichts. Quatsch, war Spass. Aber wir werden heute keine der großen Tempelanlagen besuchen. Wir sind ja noch fast eine Woche in der Stadt. Das Wetter will uns täuschen. Nur 28 Grad. Aber die Luftfeuchtigkeit! Die macht einen schon auf den ersten Metern fertig.
Ziel Nr. 1 wird mit der Metro angesteuert. Vom Queen Sirikit Covention Center, ganz in der Nähe des Lumpini Parks, geht’s zu Fuss zum Khlong Toey Markt. Der hat nichts zu tun mit den typischen Touristenmärkten, hier gibt es weder Klamauk noch Klimbim. Auf dem riesigen Lebensmittelmarkt landet man mitten in Thailands Alltag. Wer schreckhaft wie ein Hamster ist, findet sein „Huch“, wenn sich am dargebotenen Fischangebot plötzlich ein, zwei Barsche selbständig und noch kurze Springübungen machen. Die leben noch! Denn frisch muss alles sein, und einige der Stände sind tatsächlich rund um die Uhr geöffnet. Natürlich ist Meeresgetier nur ein Teil des unüberschaubaren Angebots. Wenn sich Nase und Augen erst einmal an dieses grandiose Schauspiel gewöhnt haben, nimmt man all die Aromen bis in die Poren der Haut wahr: Kräuter, Früchte, Fleisch, Zwiebeln, Knoblauch, Hühner, Innereien von allem, was sich jemals bewegt hat – eine spektakuläre Vielfalt an Farben und Düften, die empfindlichen Mägen womöglich den Garaus machen. Auch die Enge könnte einem zu schaffen machen. Oder die Motorräder, die sich durch die sowieso schon schmalen Gassen schieben. Man muss halt aufpassen, dann ist der Khlong Toey Markt einfach nur grossartig. Er gilt als einer der ursprünglichsten Märkte Thailands. Jetzt wissen wir, warum.
Einen Tempel wollen wir anschließend dann doch noch ansehen. Geschafft vom Markt werfen wir uns in ein Taxi, das uns durch fürchterlichen Verkehr an die Ecke Silom und Pan Road bringt.
Dort steht seit Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Sri Mariamman der grösste tamilische Hindutempel Thailands. Entsprechend fühlen wir uns nach Indien versetzt. Es ist viel los vor dem kunterbunten, reich verzierten Gebetshaus, in dem Ganesha vielfach dargestellt ist. Trotz Hitze und Luftfeuchtigkeit wollen wir einen Besuch machen, doch dann werden wir störrisch. Nicht wegen des Eintrittspreises, sondern weil wir auch noch eine Maske verpflichtend aufsetzen sollen. Weder haben wir eine dabei, noch Lust, die Dinger zu kaufen. Also schmollen wir und geniessen den Anblick von aussen und wie Spanner durch Fenster und Gitter.
Kleiner Lunch aus Hühnerstückchen, Spiegelei, frittiertem Thaibasilikum und Reis irgendwo in den Pan Road, dann machen wir uns auf den beschwerlichen Weg zurück Richtung Metro. Beschwerlich vor allem deshalb, weil wir etwas weit vom Schuss gelandet sind. Taxis machen keinen Sinn.
Und Tuktuks? Ein Bericht aus der Bangkok Times hat zu denken gegeben. Mal abgesehen davon, dass die Gefährte von niemandem auf Tauglichkeit überprüft werden, verhält es sich mit den Fahrern ebenso. Sie kommen oft aus ganz anderen Ecken Thailands oder der Anrainerstaaten, haben von Bangkok weniger Ahnung als wir, und die einzige Qualifikation, die sie auszeichnet, ist Mut. Mut, sich den katastrophalen Verkehrsbedingugen zu stellen. Mut, Preise aufzurufen, für die sie andernorts geohrfeigt werden würden. Nee, nee, das lassen wir mal. Dann doch lieber zu Fuss.
Damit die Lunge und der Kreislauf etwas Erleichterung bekommen, erstehe ich in einer Apotheke ein Döschen „Compound Herb Inhaler“. Dahinter verbirgt sich ein mit Öl von Menthol, Eucalyptos und Kräutern getränkter, in eine Plastikdose gestopfter Lappen. Daran schnüffelt man. Und das tut gut. Bin schockverliebt.
Nach einem Kurzbesuch bei einer traditionellen Moschee und einem unverbauten Blick auf das vom deutschen Architekten Ole Scheeren entworfene über 300 Meter hohe Maha Nalhon mit spiralförmig versetzten Elementen kommen wir in der überfüllten Metro langsam wieder zur Besinnung und wenig später nach Hause.