Bangkok Ausflug


Um fünf Uhr morgens schläft Bangkok. Ich leider nicht. Ursächlicher Zusammenhang dürfte sein, dass ich abends spätestens um neun wie ohnmächtig in die Kissen falle, manchmal vom eigenen Husten aufwache, aber eigentlich auf Stein markiere.

 

Wie jeden Morgen erst einmal die Zeitungen, dann Peak und Duolingo, bald ist es auch schon sieben. Juan regt sich. Gutes Zeichen, denn dann gibt es bald Kaffee. Mal sehen, was der heutige Tag bringt. Ausser platten Füssen und Schweissrändern auf dem T-shirt.

 

In relativer Nähe zu unserem Apartment haben wir einen Klong entdeckt, einen Kanal aus dem weit verzweigten Wasserweg-System. Dieser ist schiffbar und kann uns Richtung Chao Phraya bringen. Das sehen wir uns mal an. Ziel ist allerdings noch nicht der grosse Fluss, sondern das Haus von Jim Thompson.

 

Das Schiff ist mit 16 Baht unfassbar günstig, fix und wird dennoch vorsichtig gesteuert, denn hier und da wird es mal knapp unter Brücken. Die Anlegemanöver sind natürlich tausend Mal gemacht und entsprechend gekonnt, es hilft aber, schnell einen Sprung an Land zu machen, denn der Schiffsführer hat es eilig. Immer.

 

Während der Fahrt erkennen wir Facetten davon, wie das einfache Volk in Bangkok gelebt hat. Einfach, sehr einfach. Der Klong war die Lebensader und ist es auch heute noch. An einigen Abschnitten ragen nagelneue Hochhäuser mit 40 und mehr Stockwerken direkt am Kanal empor, gegenüber wird die Wäsche per Hand mit Klongwasser gewaschen.

 

Das Thompson-Haus. Eigentlich bestehters aus einem Sammelsurium an Häusern, die Thompson irgendwo gesehen, ab- und hier wieder aufgebaut hat. Ein erstaunlicher Amerikaner, der Bangkok und den Seidenhandel nach einer CIA-Karriere zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Mysteriös wie vieles ist auch das  vermutliche Ende des Exzentrikers. 1967 ging er mit Freunden in Malaysia wandern, setzte sich ab und wurde nie wieder gesehen. Hundertschaften suchten nach ihm, eine hohe Belohnung wurde ausgesetzt – nichts. Geblieben sind diese wunderbaren Häuser, in deren Teichen Kois schwimmen und in deren Räumen alles verkauft wird, was man aus Seide machen kann. Die Preise sind relativ hoch, die Qualität gut. Das Design der Kleider erinnert ein bisschen an schicke Waschmittelwerbung aus den USA der 50er Jahre, läuft aber offenbar gut. Ein bisschen trutschiger Chic vieler Expat-Gattinnen mit Hang zu Gin Tonic und Bridge.

 

Auf der Terrasse mit Blick aufs Geschehen trinken wir einen Americano,  bzw. ein frisches Lime-Soda, zu dem flüssiger Zucker gereicht wird. Not bad.

 

Wir haben heute noch gar keinen Tempel besichtigt, das werden wir nun nachholen. Mit dem Skytrain geht es deshalb in einer Halbstundenfahrt über den Fluss in den ältesten Teil der Stadt. Wir wollen den Riesen-Buddha sehen.

 

Anders als unsere Mittouristen laufen wir von der sky station ein ganzes Stück querfeldein. Zum Glück! Wir entdecken verborgen schlummernde Tempel und Stupas, Händler und Köche, Kinder und Katzen. Ausser uns kein einziger Tourist unterwegs auf dieser wunderbaren Strecke. Dann kommen die ersten geparkten Busse in Sicht. Aha. Da sind sie. Und zwar in Scharen. Der 80 Meter hohe Buddha neben der noch höheren Stupa ist ein Highlight des Bangkok-Besuchs. Wir suchen uns eine Bank und schauen gemütlich zu. Wieder einmal haben wir überhaupt keine Lust auf übermässiges Gedränge.

 

Gemeinsam mit Hunderten Schulkindern in Uniform, die gerade aus den Instituten strömen, schleppen wir uns zur Metro und steigen an der Silom aus. Noch nicht ganz Zeit für den Night Market, und auch Patpong und ähnliche Strassen lauern noch aufs Publikum. Wir haben vor allem Hunger und Durst, müssen uns ein wenig setzen. Es gibt sehr feines angeräuchertes Schweinefleisch, das kurzgebraten auf den Tisch kommt, dazu Reis. Und dann eine äusserst interessante Kreation: Fritierte Schweinefrikadellen mit viel Thai-Basilikum, Kräutern und einer Spur Schärfe. Klopse fritiert? Wäre ich nie draufgekommen, werde ich aber mal nachbraten. Dazu zischt ein Singha-Bier, bevor wir uns mehr schleppend als gehend zur Metro und nach Hause begeben.

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