Algarve in 80 Tagen

Wir packen. Den Koffer, Messerchen und Gäbelchen – unseren Haushalt, unsere Klamotten. Das Auto ist blitzblank geputzt und vollgetankt, bereit, wieder ordentlich beladen zu werden. Was schleppen wir bloss schon wieder alles mit uns rum? Das muss nun alles wieder mit retour. Denn nach 80 Tagen geht es morgen früh wieder los Richtung Norden. Erster Stop Sevilla, zweiter Ronda, danach – wer weiß? Wir nicht.

80 Tage an der Algarve. Wir wohnen in Lagos, einem Ort, der im Januar ziemlich verlassen ist, inzwischen, Ende März, von Tag zu Tag voller wird. Hörte man in vergangenen Jahren häufig Engländer, sind es jetzt vermehrt Amerikaner.

In den USA wird die Algarve als neues Florida gepriesen: Tolle Strände, nicht so verbaut wie Miami oder Naples, tolles Essen, über das man Denny’s & Co. leicht vergessen kann, großzügige Drinks, exquisite Golfplätze, extrem günstige medizinische Versorgung und viel mehr. Das sind alles Rahmenbedingungen, die für die Amerikaner höchst erstrebenswert und vor allem unglaublich preiswert sind. Viele haben sind auch schon Wohnungen und Häuser gekauft; es werden täglich mehr. Dass das zur Folge hat, dass nicht nur die Immobilienpreise enorm steigen (verdoppelt in den letzten vier Jahren), besorgt einige Portugiesen schon. Man muss abwarten, ob auf den Boom ein Crash folgt.

Man könnte meinen, inzwischen – ist ja auch schon die dritte Überwinterung hier – jeden Stein an der Algarve zu kennen. Keineswegs. Jedesmal entdecken wir Neues. Manchmal sind wir allein auf Achse, oft mit unseren Freunden, den Xies. Mit denen treffen wir uns auch fast täglich im Campimar, der wunderbaren Strandbar mit den manchmal wunderbaren Caipirinhas an der Praia do Mos.

Ein paar Tage hatte wir Besuch: Karin und Otto haben vorbeigeguckt. Natürlich haben wir nett zusammen gegessen, beim Franzosen, erstmalig aber auch im O Alberto, bei den Xies um die Ecke. Portugiesische Küche zum Zugucken, gewitzte Bedienung, Atmosphäre eines Wartesaals, die man aber flugs vergisst.

Dann geht es wieder weiter auf Entdeckungsreise. Mal ein Kaff im Hinterland, dann wieder eine besondere Bucht oder einen Küstenort wie Cabanas, in den es uns nur zufällig verschlagen hat, weil wir einen Ausflug nach Tavira gemacht haben. Ein Städtchen übrigens, das uns ausnehmend gut gefallen hat. Sollte es nochmals an die Algarve gehen, wäre es sicher eine Alternative. Von dort nach Fuseta („Lost in…“) ist es auch nur einen Katzensprung, wir würden allerdings zurückspringen.

Manchmal, wenn einen die portugiesische Küche mal wieder besonders langweilt, weder Frango (Huhn) noch Camaraos (Garnelen) Optionen sind, wird man findig. Wir haben in unscheinbaren Cafés gut gegessen, bei einem ausgezeichneten französischen Koch in seinem Vista Alegre in Lagos und einem anderen im Hafen von Sagres über der Fischauktionshalle. Ganz begeistert sind wir letztlich vom Peiking, einem Chinesen, der uns gestern ganz zufällig zulief: Pekingente als Vorspeise, Köstlichkeiten als Hauptgerichte (mit Camaraos!) und grossartiger Hauswein aus dem Alentejo – hätten wir diesen Laden  vorher kennengelernt, hätten wir möglicherweise noch weniger in unserem Apartment gekocht. Und mit den Xies einen Stammtisch eröffnet…

Manchmal kann man aber einfach keine Speisekarte mehr sehen, da wird zu Hause gebacken und gebraten. Mal müssen es Klopse mit Kartoffelpüree sein, dann Pasta mit Ragù, Filet in Currysahne oder der berühmte Lauchkuchen. Kein Problem in der Wohnung, die uns Brigitte und Luc an der Praia do Mos mit Blick auf den Ozean vermietet haben.

Was macht man knapp drei Monate lang am Atlantik? Gegenfrage: Was macht man drei Monate im grauen Hamburg-Winter? Mit anderen Worten: Wir haben nichts Weltbewegendes veranstaltet. Sind herumgefahren, über kilometerlange Holzstege am Strand und an der Küste entlang gewandert, haben einen kleinen Ausflug nach Lissabon gemacht… Und sonst? Gelesen, gelacht, gekocht. Zum Golfspielen reichte mein Mut noch nicht, obwohl wir das gesamte Besteck dabeihaben. Mal sehen, wie sich das alles entwickelt. Haben wir uns gelangweilt? Vielleicht manchmal. Aber dann gab es ein Buch, ChatGPT, Planungen künftiger Reise mit besonderem Blick nach Asien. Oder Südamerika. Nichts Konkretes.

In 80 Tagen in und um die Algarve – schön.

2 Kommentare zu „Algarve in 80 Tagen“

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