Wir sitzen bei Livemusik in einem irischen Pub mitten in Victoria, der Hauptstadt von British Columbia, und werden von entzückenden Mädchen und Jungs in schottischen Kilts mit frischem Kelkenny versorgt. Mannomann, geht es uns gut!
Rosie parkt für 24 Stunden und 15 Dollar direkt an der Wasserkante am Hafen der Wasserflugzeuge. Eigentlich darf man nirgendwo über Nacht stehen, aber diesen Platz hat Juan irgendwo aus dem Internet gegraben. Wir fahren dreimal vorbei, finden ihn schliesslich über die geografischen Koordinaten. So. Hier ist es schön. Nach einem langen, langen Tag sind wir endlich angekommen.
Morgens um sieben regnet es in Vancouver in Strömen. Mist! Dennoch müssen wir sehen, dass die letzten Klamotten und die Kühlbox ins Auto kommen. Der Abschied von Pebbles fällt uns richtig schwer. Wir hatten hier eine großartige Zeit und viel Unterstützung für unseren abenteuerlichen Ausbau. Heute ist Sonntag, Muttertag. Das hat zur Folge, dass sich riesige Autolawinen durch den Regen quälen. Unser erstes Ziel liegt ungefähr 30 Kilometer südlich von Vancouver, in Tsawwassen. Von dort wollen wir die Fähre nach Vancouver Island nehmen. Es ist ungefähr halb zwölf, als wir den Posten an der Fähre erreichen. Mit Glück, denken wir, kommen wir auf das 15-Uhr-Schiff. Aber nein. Wir fahren an den Schalter, zahlen rund 90 Dollar und warten in Spur 40 kaum zehn Minuten, bevor es auf die Fähre geht. Um zwölf legt das Schiff pünktlich und mit uns im Bauch ab. Der Himmel meint es gut mit uns: Es scheint die Sonne, dann kommen wieder ein paar Wolkenbänke ins Spiel, aber es bleibt trocken.
Nach einer neunzigminütigen Überfahrt landen wir in Swartz Bay, knapp 40 Kilometer von Victoria entfernt. Die Fähren sind höchst komfortabel: Unsere Mitreisenden haben schon vor dem Ablegen die Möglichkeit genutzt, sich mit Essbarem zu versorgen, während der kurzen Strecke kann noch mal nachgelegt werden. Wir sind fast die gesamte Zeit draussen an Deck, gucken in die USA nach Washington State oder suchen den Horizont vergeblich nach Orcas ab. Mannomann, ist das schön hier! Wunderschöne Inseln und Buchten, tolle Häuser – super!
Kaum von Bord, sehen wir auch schon das erste Hinweisschild auf einen Campingplatz. Inzwischen ist es fast drei, man kann sich also schon einmal umsehen. Dieses Abenteuer führt uns in den malerisvchen Ort Sidney, der irgendwie an Scharbeutz erinnert: breite Promenade, viele, viele Shops. In einem quatsche ich eine Dame an, um mich nach dem Mcdonald Creek Campingplatz zu erkundigen. Sofort sucht sie einen Stadtplan heraus. Gemeinsam gucken wir und finden schliesslich den Provincial Park. Die Leute hier sind alle reizend und unheimlich hilfsbereit!
Das ändert nichts an der Tatsache, dass der dösige Park geschlossen ist. Na gut. Wir laufen die nächste Tourist information an und treffen eine entzückende Dame, die alles herauskramt, um uns das Leben zu erleichtern. Sie wird im September via München nach Rom fliegen – wir wünschen uns gegenseitig eine schöne Reise.
Unser nächstes Ziel ist Burcharts Garden. Hier wurden früher Rohstoffe im Minenbetrieb gefördert. Nach dem Ableben des steinreichen Besitzers liess die Witwe die Mine zuschütten und darauf einen weitläufigen Park entstehen. Der soll sehr schön sein, aber der Eintrittspreis von über 30 Dollar pro Nase für die knappe Stunde, die der Park noch geöffnet ist, schreckt uns ab. Auch die zehn Prozent Presserabatt, die uns angeboten werden, reißen uns nicht vom Hocker.
Also in die Hauptstadt, die uns schon auf den ersten Blick gut gefällt. Wir suchen und finden schliesslich ein Plätzchen für Rosie. Zum Abendessen fallen wir direkt an der Pier vor unserer Tür in The Flying Otter ein. Es ist Sonntag, der Tag, an dem es prime rib gibt. Ganz zart, wunderbares Püree und knackiges Gemüse. Juan entscheidet sich für Spätzle mit Chorizo und sonstwas – alles wirklich toll!
Nach unser Rückkehr aus dem irischen Pub brezeln wir Rosie kurz auf und gehen ins Bett. Sehr gemütlich hier direkt am Pazifik! Mal sehen, wie wir zum ersten Mal in unserer kleinen Hütte schlafen können!
Sieht alles prima aus. Weiter so. Herzliche Grüße aus der Heimat.
Danke schön, Herzelein!