Von Küste zu Küste

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Der Ferragosto ist bekanntlich der Ferienmonat der Italiener. Und der Franzosen. Und, und, und… Entsprechend voll sind alle Unterkünfte, Restaurants, Straßen. Wie von Geisterhand ziehen sämtliche Preise an, dafür stürzen Serviceleistungen steil ab. 

Hinzu kommt im äußersten Süden Italiens, dass es überall brennt. Auf Sizilien herrschen zum Teil bedrohliche Situationen, in Kalabrien, Basilikata und Apulien schmort es ebenfalls überall. Außerdem sind uns Temperaturen in den Mittvierzigern zu heftig.

 

Weise haben wir dann auch beschlossen, diese Gegenden zu meiden und von der Spitze und Sohle des Stiefels gleich nach Norden durchzustarten. Naja, so dolle ist es mit unserer Weisheit dann doch nicht…

 

Wenn wir schon mal in der Gegend sind, können wir uns ja wenigstens mal Bari ansehen. Um von Bova Marina dorthin zu kommen, wählen wir den Weg vom Ionischen Meer ans Mittelmeer zur Adria. Mit anderen Worten: die Autobahn. Ein Stopp in Taranto mit einem Kaffee in einer Fischerkneipe.

 

Müssten hier nicht irgendwo die berühmten Trulli sein? Diese jurtenähnlichen Bauten aus Stein, für die Apulien so bekannt ist? Auf der Karte finden wir den berühmten Ort Alberobello. Das liegt quasi auf unserem Weg nach Bari.

 

Wieder gelingt es uns, einen nahezu unbefestigten Weg zu finden. Zum Glück, denn da beginnt schon Trulliland. Das erste gehört zu einem Bauernhof, dann gibt es eine Art Reihenhauskolonie, ein verwunschener, dicht bewachsener Trulli mitten auf einem Feld, eine todschicke Resortansammlung aus kalkweißen Häuschen mit der lustigen Mütze als Dach… Trullis sind vielseitig, sehen wir, während wir ins ruckelnd und schuckelnd Alberobello nähern, dem Trullischock. Längst Unesco-Kultuerbe bietet sich hier ein ganzer Ortskern aus Trullis bestehend an. Trotz gleißender Sonne und Temperaturen um 38 Grad gucken wir uns das aus der Nähe an, schlendern durch die Gassen und auch mal einen Hügel hoch, sind froh, dass der Massentourismus noch nicht eingesetzt hat. Vor allem aber, dass wir die Trullis schon an der engen Landstraße entdeckt haben. Denn Alberobello ist ein bisschen wie Disneyland – nix für uns, zuviel von allem. Wir können uns gut vorstellen, dass hier exzentrische Künstler unterwegs sind oder ein paar Esoteriker ihre Mitte suchen – wir finden den Weg aus dem Ort.

 

Natürlich hätten wir Lust, im Meer zu baden. Aber… s. oben. Zu voll. Also lassen wir uns in irgendwelchen Agriturismo-Unterkünften ausrauben und beschließen mit Blick auf die Karte, zunächst einmal Pescara anzusteuern.

 

Inzwischen sind wir es leid, uns über die unsäglichen Strassenverhältnisse aufzuregen. Statt endloser Kurverei über die Küstenstraße wird‘s die Autobahn, die uns nach Norden führt. Es ist relativ wenig los, links und rechts brennt es zwar hier und da noch, aber das haben die Einheimischen offenbar ganz gut im Griff.

 

Über einem Espresso an eine Raststätte beschließen wir den deutlich längeren Törn, nämlich bis nach Ancona. Damit wären wir etwa wieder auf der Höhe von Florenz, Poggibonsi und Livorno, ziemlich genau 1550 Kilometer südlich von Hamburg.

 

Sicherheitshalber machen wir in den sanften Hügeln der Marken schon mal eine Unterkunft zwanzig Kilometer von der Autobahn entfernt klar. Weil‘s immer noch so knackig heiß ist, hat der angepriesene Pool den Ausschlag für die Entscheidung gegeben.

 

Über einen harten Ritt durch Orangenhaine, Olivenplantagen, Steinbrüche, mal in die Berge, dann wieder durch Täler durchqueren wir Apulien und die Abruzzen und landen schließlich in den Marken. Knapp 40 Euro Autobahngebühren – ist eben so.

 

Das Geschlängel durch die holprige Provinz endet bei unserem Quartier. Für 85 Euro stehen wir vor einer klapprigen Bude, schlechter ausgestattet als so manche Jugendherberge, bevölkert von Hunderten: Der Pool ist gleichzeitig das öffentliche Schwimmbad der Gegend. Da haben wir es ja mal wieder fein getroffen! Aber egal, für reine Nacht ist es auch piepe. Das Abendessen im Grossraumrestaurant ist gar nicht einmal schlecht – es gibt Pasta und irgendwas Fleischiges hinterher, dazu Wasser und Wein – und kostet erstaunlicherweise 13 Euro. Tutto completto.

 

Alle Möglichkeiten, Italien per Fähre zu verlassen, haben wir gecheckt. In Griechenland brennt es, das haben wir mal gleich ausgeschlossen. Die Schiffe nach Albanien und Kroatien sind so ausgebucht, dass es für die Übernachtfahrten ausschließlich Decksplätze gibt. Nö. Also weiter durchs Land.

 

Kurz kam es uns in den Sinn, einen Abstecher in die Provence zu machen.Aber Frankreich ächzt einerseits unter Corona, andererseits ist alles in den Ferien, was sind irgendwie bewegen kann. Damit kippt auch die Bretagne.

 

Wir nehmen heute erst einmal Kurs auf Verona. Da haben wir auch schon ein Landhaus im Auge, aber das sehen wir uns erst einmal an, bevor wir buchen. Man wird ja schlauer… 

 

Wenn wir einen Blick auf die Wetterlage werfen, sieht es so aus, als müssten wir bald nach mehr als zwei Monaten mal wieder lange Hosen anziehen. Jenseits der Alpen von hier aus betrachtet wird es frischer. Wir sind schon sehr gespannt, wie es weitergeht.

 

2 Kommentare zu „Von Küste zu Küste“

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