Unsere herzallerliebste Freundin Renate hat heute Geburtstag und feiert in Winsen/Luhe. Ihr schönstes Geschenk: Ihr Autochen ist durch den TÜV und garantiert ihr zwei weitere Jahre Mobilität. Dafür könnte ich sie noch mehr knuddeln! Wir haben telefoniert, kurz bevor wir Florenz verlassen haben.
Es hat ein bisschen gedauert, aber letztlich haben wir entschieden, diesmal nicht nach Bologna zu fahren. Natürlich: die Markthalle, der Dom, die Lebensqualität…. Nein, nein.
Heute geht es nach Lucca, da waren wir noch nie. Und dieser Trip, der uns natürlich wieder einmal über Landstraßen führt, ist den Ausflug wirklich wert. Es ist schrecklich leicht, sich in diesen Ort zu verlieben: Doch es sind nicht nur die in Reiseführern mit Sternen gekennzeichneten Highlights, die Lucca auszeichnen. Nein, es sind mindestens ebenso die charmanten Details, die die Stadt so liebenswert machen. Hier einige hübsche alte Lampen, dort ein Zierrat am Mauerwerk. Obwohl in den vergangenen Jahres vieles gekonnt restauriert wurde, sind Patina und Flair erhalten geblieben. Luccas „way of life“ wirkt ungemein entspannend. Lucca verführt, man muss es einfach lieben. Aber klar, dass wir auch die Klassiker besuchen, durch die Gassen streichen und fröhlich über die Piazzas streunen. Interessant finden wir auch die großen Gruppen junger Zeichner. Studenten? Urban Sketchers? Egal, auf jeden Fall schön zu sehen, wie kreativ sie sind. Apropos Kreativität: Wie schon in anderen toskanischen Städten gesehen, gibt es auch in Lucca wunderschöne Papierwarenläden. Bücher, Blöcke, Schreib- und Zeichenfedern… Ich könnte alles aufkaufen! Wirklich hübsch, diese Stadt, an der man leicht einfach vorbeifährt.
Wir sind wieder mal froh, dass wir den doofen Turm von Pisa längst kennen – der sieht uns nur dann wieder, wenn wir ihn jemandem dringend zeigen müssen.
Aber irgendwann ist es auch wieder Zeit, Lucca zu verlassen. Unsere Richtung ist das Mittelmeer. Und weil wir es ja immer mit der Historie haben, verweigern wir die Autobahnen (wie fast immer) und kurven über die Via Aurelia. Jeden Tag freue ich mich, dass Juan das Autofahren in Buenos Aires gelernt hat. Es gibt keinen Italiener, der ihm Angst macht. Mir schon…
Bemühen wir mal eben Wikipedia zur Via Aurelia:
Die Via Aurelia (deutsch Aurelische Straße) ist eine Römerstraße, die der Censor Gaius Aurelius Cotta im Jahr 241 v. Chr. in Auftrag gab. Sie verlief im Endausbau von Rom aus die Küste entlang bis Pisae (Pisa) bzw. Luna (Luni). Erst in späterer Zeit wurde der Name Via Aurelia auf ihre Fortsetzung, den küstennahen Teil der Via Aemilia Scaura und die Via Iulia Augusta, ausgedehnt, wodurch sich die Via Aurelia schließlich bis hinter Arles erstreckte, um dort Anschluss an die Via Domitia zu finden. Die Strecke von Rom bis Arles beträgt 962 Kilometer. Im modernen Italien ist die Via Aurelia als Staatsstraße 1, SS 1 Via Aurelia, eine wichtige Fernverkehrsstraße, die im Wesentlichen auf der antiken Trasse Rom mit der Hafenstadt Civitavecchia verbindet und weiter entlang der Küste bis nach Ventimiglia und nach Frankreich führt.
Das ist selbstverständlich alles richtig, aber tatsächlich sagt die Erklärung noch nichts über den Kurvenreichtum dieser Straße aus. Wieder sind wir wie die Bergziegen unterwegs, landen in La Spezia, das wir gleich auf den ersten Blick doof finden. Auch die Badeorte, die mit ihren Badeabschnitten, Kabinen und Liegekolonnen alle wie Rimini aussehen, sind nichts für uns. Also geht es weiter.
Nein, Cinque Terre schenken wir uns. In dunklen Nächten träumen wir noch immer alp von dieser Straße… Es verschlägt uns stattdessen nach Rapallo, an den ultimativen Stop vor Portofino und Camoglie. Unser Hotel Cavour liegt ganz zentral, und das einzige, was wir wollen, ist, in Ruhe etwas essen. Das klappt im ersten Ansatz nicht: im Restaurant findet eine Party statt, ungefähr 30 Erwachsene und ähnlich viele, ungeheuer lärmende Kinder. Wir geben unser Bestes – reicht nicht. Deshalb wechseln wir die Kneipe, landen hinter einem Tisch mit dem lautest möglichen Österreicher. Naja, irgendwas ist ja immer.
Es gibt einfach eine Pizza, dann gehen wir früh zurück ins Hotel. An der Rezeption sitzt ein Chilene. Buenas noches… Wir wollen einfach nichts mehr sehen und hören. Das heißt: hier gibt es tatsächlich im Fernsehen den Sender der ARD und wir sehen mit Schrecken in den Tagesthemen, was im Süden Deutschlands gestern durch ein Unwetter geschehen ist. Fürchterlich! Auch wenn das Wetter hier durchwachsen und das Mittelmeer ausgesprochen unruhig sind, haben wir es noch richtig, richtig gut…
hallo
was mach ich nur ohne meine täglich Gutenachtgeschichte, wenn ihr wieder zu Hause seid? Genoss mal wieder jede Zeile.
Vielen Dank
Karin
PS: Mir ergeht es gleich mit den schönen Schrribwaren.. Könnte mich dumm und dämlivh kaufen. Selten, wenn es mich überkommt auf die altmodische Art einen Brief zu schreiben, nehm ich immrr mein Italienisches Schreibpapier, ein Tintenfass und eine Feder hervir. Gibt zwar Kleckse, aber ist egal…
vielen lieben Dank – ein bisschen sind wir ja noch unterwegs! und ich weiss genau, was du mit dem schreibfedergefühl meinst – einfach großartig! was scheren uns da ein paar Kleckse?