Heute ist einer dieser selteneren Tage, an denen ich überhaupt keine Lust habe, auch nur eine Zeile zu schreiben. Naja…
Morgens sind wir ein Stündchen in Rapallo spazieren gegangen, haben uns über die Brandung gefreut, aber auch über die netten Schiffchen, die hier vertäut sind und mehrstellige Millionen in Euro wert sind. Einen kurzen Moment haben wir sogar überlegt, noch eine Nacht anzuhängen, aber die hätte uns wohl in den Knast gebracht: Wegen mehrfachen Mordes an fies stechenden Mücken in unserem Hotel Cavour…
So gucken wir ein bisschen die Promenade an, das Schloss aus dem 16. Jahrhundert, das im Wasser steht, entdecken im Pavillon der Opernkomponisten bekannte Gesichter. Hier muss allerdings mal jemand, der sich auskennt, restaurieren. Mozart ist nur zu ein paar Teilen da, Beethoven erahnt man nur, Bellini und Verdi – naja… Also Bedarf an Restaurierung.
Ein großes Columbus-Denkmal erinnert sicher an all die italienischen Auswanderer in die neue Welt, weist uns aber auch den Weg in den Yachthafen. Hier liegt natürlich auch wieder rum, was gut uns teuer ist. Aber wir verweilen nicht allzu lange, denn wir wollen abhauen.
Check-out aus Hotel und Parkplatz sind schnell gemacht, dann geht es wieder auf die kurvenreiche Küstenstraße. Wir waren ja in dieser Gegend schon häufiger unterwegs, aber irgendwie ist uns die Via Aurelia entgangen, ein klarer Fehler! Weder haben wir Lust auf Portofino und den ollen Armani, noch auf Camoglie, obwohl das Hotel Cenobio dei Dogi zu den schönsten gehört, in denen wir in Ligurien je gelebt haben. Aber heute eben nicht. Es geht weiter…
Klar, man muss die Nerven in Öl haben, darf nicht unter Zeitdruck sein und sich nicht um all die Italiener kümmern, die wie bekloppt an die rückwärtige Stoßstange andocken, aber dann ist Via Aurelia aus unserer Sicht eine der schönsten Straßen Europas direkt an einem Gewässer, in diesem Fall dem Mittelmeer.
Wir kurven herum, sehen Badeorte und wunderschöne Zeugnisse aus vergangenen Jahrhunderten, Kirchen, die jeden Kunsthistoriker zum Weinen bringen, Straßen, die so schlecht sind, dass man sie eigentlich sperren müsste. In einem doofen Café checken wir booking auf Hotels und buchen uns in Sanremo ins Grand Hotel Des Anglais ein.
Das ist mal wieder ein Schuppen… Der Glanz des vorvergangenen Jahrhunderts (das Haus wurde 1888 gebaut) weht ebenso durch die breiten Gänge des Hotels wie der schale Atem des Pleitegeiers… Juan hat noch genug Energie für einen Spaziergang, meine reicht gerade für eine kleine Wäsche und ausdrucksloses Gestarre aufs Meer.
Außer uns ist eine große Gruppe aus Rumänien in dieses Hotel angereist. Die bleiben hier zwei Wochen, gucken Caroline in Monaco, Schiffchen in Genua und die gesamte Gegend rundherum. Abends werden alle wieder ins Grandhotel gekarrt – Abendessen. So ähnlich ist auch unser Dinner. Nicht wirklich schlecht, aber weit von hervorragend entfernt. Man möchte doch mal spekulieren, warum dieser Laden vier Sterne hat. Aber nicht einmal das tun wir noch. Wir sind müde, wir müssen schlafen. Die gute Nachricht: Morgen ist ein neuer Tag. Öh…
Sanremo ist, ehrlich gesagt, höchtens zweitklassig. Berühmt für sein Musikfestival ( Kennt außer uns noch jemand Rita Pavone, deren Karriere mit genau diesem Wettbewerb vor gefühlten 100 Jahren begann?), aber irgendwie nicht weitergekommen. Klar sehen wir noch überall Gewächshäuser, die den Ruf der Riviera di Fiori begründet haben, aber die schicken Angeber in ihren Ferraris, die sind irgendwie perdu…
Wie gut, dass ich heute keine Lust zum Schreiben habe, sonst müsste ich berichten, was meine Freundin Susi und ich vor Jahrzehnten mit genau diesen Typen erlebt haben. Nee, nee, nichts Böses, aber wir haben uns schon als Teenies darüber totgelacht, wie die Blumenmillionäre aufgedreht haben …