Und wieder über die Anden

Enrique ist überpünktlich zur Übergabe der Wohnung erschienen  – zu unserer großen Freude, denn wir wollen schnellst möglichst an diesem sonnigen Sonntag auf die Straße.

Nach einem kurzen Tankstop geht es auch schon los – wir haben knapp 400 Kilometer vor uns, Teil davon ist der berüchtigte Anden-Aufstieg auf chilenischer Seite. Zunächst ist alles ganz gemütlich. Vor uns liegen schneebedeckte Hügel, links und rechts Weinstöcke. Die Panoramen wechseln schon bis Los Andes, aber eigentlich geht es da erst richtig los. Rund 70 Kilometer bis zur Zollstation oben auf dem Pass. Wir fahren die Strecke zum zweiten Mal – vor drei Jahren mit dem Bus, heute mit dem Grauchen. Wieviele Ahs und Ohs wir auf dieser Strecke von uns gegeben haben! Kaum ist ein imposantes Massiv ausser Sicht, befinden wir uns bereits in der nächsten Zauberlandschaft. Juan fährt super, das Autochen hält ebenso mit.

Die atemberaubende Serpentinenstrecke kurven wir gelassen hoch. Ich habe natürlich den Vorteil, dass ich offenen Mundes staunen kann – Juan muss sich teuflisch konzentrieren. Zwar ist der Verkehr an diesem Sonntag überschaubar, aber man muss ja auf dem Quivive bleiben. Kurz vor der Zollstation entdecken wir über uns Sessellifte – mein schlimmster Alptraum 🙂 Zwar liegt noch viel Schnee, aber die Skianlagen sind längst ausser Betrieb. Auch die zahlreichen Hinweisschilder, man dürfe die Strasse nur mit Schneeketten befahren, sind zur Zeit zum Glück ungültig.

Oben auf dem Berg, in 3 000 Meter Höhe, geht’s um Pässe und Zoll und die Papiere fürs Auto. Nach einer Stunde sind wir durch – super gut gelaufen. Ich habe von Leuten gelesen, die vier und fünf Stunden hier verbracht haben.

Zurück in Argentinien! Das Wetter ist immer noch toll, die Aussichten fabelhaft. Schon kurz nach der Grenze sehen wir auf der rechten Seite einen kleinen Menschenauflauf bei Puente de Incas auf 2720 Metern Höhe. Hier will eigentlich jeder Andentourist hin. Wir haben es noch nie verstanden. Aber bitte, wir gucken ja auch. 

Weltbekannt ist der Ort durch die Puente del Inca, die Brücke des Inkas, die sich am Rande der Ansiedlungen befindet. Anders als der Name vermuten lässt, ist die Brücke kein Bauwerk der Inkas, sondern ein durch Erosion natürlich gebildeter Felsbogen. Der Name kommt von der Vermutung, die Inkas seien bis hierher vorgedrungen. Der natürliche Bogen spannt sich 47 Meter hoch und 28 Meter breit über den Rio Mendoza. An der Puente entspringt eine heiße schwefelhaltige Quelle, die das Gestein rotgelb färbt. Das gucken wir uns also an mit allen, die extra dafür einen Ausflug gebucht haben.

Viel interessanter: Wo ist der Aconcagua? Wir müssen ein paar Kilometer zurückfahren, um dieses Massiv, etwas hinter Wolken verborgen, zu entdecken. Aber nicht nur der Berg selbst, auch das gesamte Drumherum ist einfach nur atemberaubend. Der Aconcagua (mit komplettem Namen: Cerro Aconcagua) ist mit 6962 m der höchste Berg Südamerikas und des gesamten Doppelkontinents sowie der höchste Berg außerhalb Asiens und auf der Südhalbkugel. 

Der Aconcagua gilt unter Bergsteigern als von der Nordseite „leicht“ zu ersteigender Berg. Die normale Route vom Basislager „Plaza de Mulas“ aus ist ohne Verwendung von Klettertechniken zu bewältigen. Zu einem Aussichtspunkt fährt ein Weg. Das geht nur ein Stückchen bergauf, aber bei 3000 Meter Höhe ist das für uns schon happig. 

Die sonnenabgewandte Südseite des Aconcagua soll noch deutlich schwerer sein, die Südwand Pared Sur gilt als die schwierigste Aufstiegsroute. Die beste Zeit zum Ersteigen des Gipfels ist von November bis März. Heute ist der 1. November – noch sind die Zugangsmöglichkeiten zu diesem riesigen Berg nicht geöffnet. 

Nicht, dass das für uns einen Unterschied machen würde 🙂 Wir krabbeln langsam wieder abwärts. Der Abstieg auf argentinischer Seite ist nichts im Vergleich zum Aufstieg ist Chile. Nur leider: die Strasse ist zunächst einmal wieder ein bisschen übel, wird im Verlauf aber deutlich besser.

Irgendwo halten wir an einer Parrilla, essen ein bisschen, bevor es weiter Richtung Mendoza geht. Eigentlich hatten wir ja gedacht, zwei Nächte in der Weinstadt zu bleiben. Andererseits: Wir kennen den Ort recht gut. Und er ist eigentlich nicht so, dass uns alles dahin zieht. Also beschliessen wir nur eine Übernachtung irgendwo an der Strasse, dann geht’s die letzten 1000 Kilometer zu einem Zwischenstopp nach Buenos Aires. Heute sind wir nach acht, neun Stunden auf der Strasse sowieso schon zu müde, um in Mendoza irgendwo einzukehren, also machen wir einfach einen ruhigen Abend in einem Aussenbeziek der Stadt.

2 Kommentare zu „Und wieder über die Anden“

  1. wieder an bord ! mußte erstmal den alten Atlas zur hilfe beiziehen, damit ich wieder auf eure spur komme. beeindruckende Fotos. ihr macht das ja mal sooowas von richtig !!wir sind – nach einer wunderschönen fahrt durch den traumherbst wieder in Frankfurt eingetrudelt. auch schön. der nächste plan : Schottland. aber jetzt erstmal Großstadt genießen. der sanfte Hitchcock (Regie: Juan carlos)ruft nach Fortsetzung !! besos aus dem äppelwoiland

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen