Toskana und Mille Miglia

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Wir sind schon einige Male an der italienischen Adriaküste entlanggefahren und waren uns – zumindest bis Ancona – einig: Doll ist das nicht. Aber der Tipp einer Kollegin hat uns eines Besseren belehrt. Bellaria ist tatsächlich ein schönes Fleckchen Strand, vor allem, wenn so wenig wie im Moment los ist. Die Erfahrung, in einem Grand Hotel wie dem Bristol quasi allein zu wohnen, ist seltsam. Überall schwirrt Personal herum, aber kaum jemand da, den das interessiert…

Heute verlassen wir die Küste und die Emilia Romagna und fahren über Land. Das ist bei uns ja durchaus wörtlich zu nehmen. Die Straßen, die wir uns ausgucken, sind zum Teil unterirdisch. Aber immer interessant. Durch verlorene Dörfer, vorbei an riesigen Maisfeldern und blühendem Ginster touchieren wir ganz kurz San Marino und sind auch schon wieder ausgereist. 

 

Langsam verändert sich die Landschaft zur Bilderbuch-Toskana. Wunderbare Chiantihänge wechseln sich ab mit dichten Eichenwäldern, Rosen blühen und weiter der Ginster. Und schon sind wir über kurvenreichste Wege auf irgendeiner Hügelkuppe, rutschen ebenso kurvig wieder in ein Tal, bevor es wieder aufwärts geht. Wer hier beim Fahren träumt, ist erledigt…

 

Irgendwann vor Arezzo zeigt ein Schild an, dass wir gerade in die Toskana einfahren. Schon in einem der ersten Orte stellen wir extrem erhöhte Polizeipräsenz fest. Was ist los? Draghi vor Ort? Irgendeine Bedrohung? An den Strassenrändern sammeln sich Schaulustige. Einige auf Picknickdecken, andere mit langen Objektiven an ihren Kameras bewaffnet.

 

Ein Bugatti-Oldtimer kommt in Sicht und damit die Erleuchtung: Wir befinden uns mitten im Feld der Mille Miglia-Rallye. Die schönsten Oldtimer der Welt liefern sich über rund 1500 Kilometer ein Strassenrennen der Extraklasse. Ein eher gesellschaftliches als sportliches Ereignis, denn hier nimmt teil, wer es sich wirklich leisten kann. Das Startgeld allein beträgt rund 6000 Euro. In diesem Jahr findet die Rallye, die es seit 1927 gibt, zum 39. Mal statt. 375 handverlesene Fahrzeuge – die Auswahl ist extrem streng, was blöd für die Mantaclubs ist – sind in Brescia gestartet und rasen über Bologna, Siena und Rom zurück an den Gardasee. Spektakulär.

 

Ungeheuer, wie viele Enthusiasten jubeln und Fähnchen schwingen! Es gibt auch keine Chance, das Feld zu verlassen. Wenn wir bremsen, gefährden wir die Rallye-Teilnehmer. Also fahren wir ein paar Kilometer mit, hetzen eine uralte Ente. Diesen 2CV hätte ich wirklich gern! Die superteuren Sportwagen oder Luxuskutschen, die uns passieren oder die wir am Strassenrand sehen, können sie gern behalten. Aber das Entlein…

 

Irgendwann gabelt sich die Strasse, der Tross fährt nach rechts Richtung Siena, wir nach links. Und sind wieder allein auf einer kurvenreichen Strasse mit Ziel Poggibonsi. Kurz vor San Gimignano buchen wir uns ins Le Colline ein, essen im Restaurant ganz gut zu Abend und sind für heute erledigt. Ich schlafe über meiner Einkaufsliste ein. Die brauche ich für morgen, bevor wir unser Häuschen beziehen.

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