Autofreier Tag in einem Ort, der ein bisschen so klingt, als habe man gerade mindestens eine Flasche Wein getrunken: Châtelaillon-Plage.
Wir trödeln gemütlich mit dem Frühstück, damit es auch auf jeden Fall warm genug wird für unseren 7-km-Spaziergang. Und dann geht’s auch schon los. Immer entlang des nahezu menschenleeren Strandes marschieren wir nach Süden. Etwas mehr als 5000 Menschen leben hier, die meisten offenbar direkt am Meer, denn die Promenade zieht und zieht sich. Die Segelschule, die Hobicats – alles schon dicht, respektive eingemottet.
Ein paar Apartments können noch gemietet werden, aber eine Woche ist das Minimum. Wir gucken dann eben weiter südlich nach einer Bleibe für einige Tage.
Am Horizont sieht man ein paar Segler bei Totalflaute auf dem spiegelglatten Meer herumdümpeln. Der Atlantik ist so ruhig, dass sogar ein, zwei Stand-up-paddler unterwegs sind. Uns hätte ein leichtes Lüftchen gefreut. Aber nein, bis zu 31 Grad wird es warm. Und drückend ist es auch noch.
Fix und fertig und durchgeschwitzt trudeln wir wieder in unserem Hotel ein und fallen nahezu ansatzlos in den Pool. ieeehhhh! Kalt! Das ist selbstverständlich Quatsch, aber wir müssen uns ein Sekündchen überwinden, bevor das Nass über den Schulterblättern zusammenschlägt. Dann ist natürlich alles perfekt.
Zum ersten Mal überhaupt auf diesem Trip nehmen wir mal ein Buch in die Hand (ich bin ja ganz verrückt nach James Lee Burke und fasziniert von dessen „Fremdes Land“; Juan liest Jeffrey Archer). Ein paar Stunden auf der Sonnenliege im Schatten können ja auch nicht falsch sein.
Später kümmert sich Juan trotz des schwächelnden Wifis in unserer Bude um die Fotos für andando, bevor wir uns wieder auf den weiten, weiten Weg (50 Meter) ans Meer machen. Weisswein im Sonnenuntergang – klingt irgendwie gut.
Im Schatten des wie eingelaufen wirkenden Casinos trinken wir einen kleinen Mennune blanc und überlegen bei langsam untergehender Sonne, wer uns am Abend bekommen soll. Unser Favorit ist das Pétit Cuba direkt am dem Strand. Aber während der Sand schon ins Schuhwerk dringt, lässt uns die Kellnerin wissen, dass es heute Abend nur Tapas geben würde. Das ist doof, aber kein Drama.
Wir gehen drei Schritte weiter auf die Promenade und finden in einer Brasserie für 15 Euro pro Nase ein Menü. Damit wir keine Fehler bei der Auswahl machen, bestellen wir schon mal ein Fläschchen Entre deux mers, sehr lecker.
Juan beginnt mit einer Fischpastete, ich wage mich an gésiers confits. Die dritte Alternative wäre eine Aufschnittplatte gewesen, die am Nachbartisch genüsslch verzehrt wird.
Was dann als gésiers auf meinem Teller liegt, sieht aus wie rohes, auseinander gezuzzeltes Rindfleisch. Todesmutig und mit Blick auf Juans blasse Pâté probiere ich das winzigste Stück, das man mit einer Gabel aufspiessen kann. Und bin bass erstaunt. Das schmeckt ja toll! Knoblauch ist beim Eingeweckten, Pfeffer und Salz, kein weiterer Schnickschnack. Im Wörterbuch finde ich später, dass ich mit grossem Genuss Entenmägen gegessen habe. Juan ist genauso begeistert.
Als Hauptgericht haben wir beide weder Lust auf Sardinen noch auf eine anderen Fisch, sondern bestellen ein Hühnerbrüstchen in Sahnesauce zu Salat und Frites. Auch sehr gut. Die abschliessende Crème caramel (alternativ: panna cotta oder eine Kugel Eis) ist deshalb bemerkenswert, weil der Karamell fein mit Meersalz abgeschmeckt wurde.
Statt der teuren Digestifs trinken wir abschliessend ein Glas Rosé und beobachten, wie sich das letzte Silber des Watts in die Dunkelheit verabschiedet. Mannomann, haben wir’s gut!