Mit der Metro vor der Tür ist es kein Problem, zu jedem beliebigen Punkt in Paris zu kommen. Unser Ziel liegt heute in Übersee, also auf dem anderen Ufer der Seine, dem Rive gauche. Einmal kurz in Stalingrad umsteigen, schon sind wir auf dem Weg zur Place Monge im V. Arrondissement. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung in die Rue Mouffetard. Also springen wir…
Über diese nur gut 500 Meter lange Strasse sind schon die Römer getrampelt. Heute ist sie ein Touristenmagnet, weil in der nur sieben Meter breiten Strasse ein Fresstempel neben dem anderen zu finden ist. Neben einigen traditionellen Käse-, Wein- und Wurstläden gibt es Restaurants aus allen Ecken der Welt. Es duftet und dünstet – immer einen Besuch wert. Wir haben zuhause gefrühstückt, also kommen wie heil aus La Mouffe und wandern kreuz und quer duchs Quartier Latin zum Pantheon. Hier wird der Stop länger als geplant. Nicht nur die Kunstwerke in der Basilika faszinieren uns, auch die Grabstätten der grossen Schriftsteller Frankreichs in der Krypta. Wir verweilen bei Voltaire und Victor Hugo, sehen uns die Gräber der Würdenträger des napoleonischen Kaiserreichs an, stoppen bei Monsieur Braille, der, selbst blind, den Blinden die Schrift gegeben hat, mittels der sie bis heute Voltaire und Hugo lesen können.
Im Jardin de Luxembourg sehen wir Tennisspielern zu, die sich in Daunenjacke und Jeans spannende Matches liefern, den Pétanque-Freunden, die lautstark jammern, wenn ihre Kugel mal wieder nicht trifft. Wir trödeln noch ein bisschen Richtung Sorbonne auf dem Boulevard Saint Michel, bevor dann auch schon wieder Saint Germain in Sicht ist. Schon aus der Ferne sehen wir ein Gebäude, das auf einen Markt, den Marché de Saint Germain, hinweist, aber der ist zunächst enttäuschend: ein grosser Apple Store und ein paar Schickmick-Läden. Glücklicherweise beschliessen wir dann noch, das Gebäude zu umrunden und finden so den Eingang zur Markthalle. Schön! So sollte es in dieser Gegend auch sein.
An irgendeiner der nächsten Ecken kehren wir zur Plat du jour ein. Was soll man sagen: Wieder ein Schweineladen. Da aber fast ausnahmslos Einheimische hier essen, beschleicht uns langsam das Gefühl, dass die Franzosen ihren berühmten Gaumen verloren haben. Oder eingetauscht gegen Frites und Junk. Jedenfalls ist das Essen mies (und wie immer teuer). Aber die Pause war gut, denn wir wollen ja noch nach Montparnasse.
Zunächst besuchen wir aber noch die grösste Kirche von Paris (heisst es im hauseigenen Prospekt): Saint-Sulpice. Einer der beiden Türme ist offenbar beschädigt; wir sehen Einschusslöcher und schliessen messerscharf auf die Nazis. Falsch. Das stammt alles noch aus der Französischen Revolution und man hat sich entschieden, die Einschüsse einfach zu lassen. Natürlich besuchen wir die Kirche auch und hören einen Gottesdienst, der für eine gerade verstorbene junge Frau gehalten wird. Da wollen wir nicht weiter stören und ziehen mit dem Chorgesang im Ohr weiter.
Unser Ziel kommt näher: Montparnasse. Das erlaufen wir durch winzige Strassen, kommen dann auf den Boulevard de Montparnasse und überlegen kurz, noch einen Drink im La Coupole zu nehmen, entscheiden uns aber dagegen. Also weiter, bis wir plötzlich kurz vor dem Turm (einem hohen Bürohaus) von Montparnasse landen, übrigens nach dem Eiffelturm das zweithöchste Gebäude der Stadt. Man hat sicher einen tollen Blick auf Paris vom 59. Stock aus. Aber es reizt uns nicht. Käffchen an der Ecke, noch ein paar Runden durchs Revier – und schon sind wir reif fürs häusliche Sofa. Die Metro ist wiede voll in der Rush Hour, aber wen kümmert’s?
Mal sehen, ob der Plan, heute abend im Revier um die Ecke irgendwo essen zu gehen, aufgeht…