Langsam, langsam kommen wir wieder zu uns. Nach einem kleinen Frühstück in einem Eckcafé sind wir – touristisch einwandfrei – in einen Baumarkt namens easy gewandert. Wir brauchen Holz, um das Auto auszubauen. Platten, Kanthölzer, Zuschnitte. Der Markt ist groß, aber was wir brauchen, ist ausverkauft. Vielleicht nächste Woche. Da geht einem ja schon mal wieder das Herz auf. Not so easy… Wenigstens finden wir das Maßband, das wir auch benötigen, um unser Kistchen zu vermessen.
Schon sind wir vom Stress wieder so erschöpft, dass wir erstmal eine Siesta halten. Um vier sind wir verabredet mit Maëlle und Francis. Avenida Cabildo 1505. Eine Notarin namens Amalia Rabade soll die Vollmacht richten. Wir fahren mit einem Taxi hin – ungefähr die Strecke Jungfernstieg – Klosterstern. Das kostet keine vier Euro und ist damit deutlich günstiger, als zwei Tickets vom HVV, dem Hamburger Verkehrsverbund. Tatsächlich sind unsere Franzosen pünktlich. Am Haus gibt es wie so oft keinerlei Hinweis auf Bewohner oder gar eine Kanzlei, aber wir können jemanden fragen und landen im 5. Stock im Notariat. Die señora spricht zwar fließend Französisch, hat aber nicht die Spur einer Ahnung von dem, was wir von ihr erwarten. Sie fomuliert sich etwas zurecht, wir korrigieren, sind verblüfft ob ihrer Frage, ob das rechtlich so ok sei. Äh? Maëlle und Francis hatten auch keineswegs vorher verraten, was wir eigentlich wollten. Die Adresse stammte von Freunden… Aber gemeinsam formulieren wir uns einen schönen Text, ich schlage noch ein paar Extrastempel vor, um das Ganze noch offizieller zu machen und bekomme dafür viel Beifall. Vor allem von der Notarin. Was die wohl sonst so treibt??? Wieder mal so eine großartig ungeplante Angelegenheit. Letztlich dauert es zwei Stunden, einen Zettel aufzusetzen, der bestätigt, dass Francis Le Coq Juan und mich weltweit und für einen unbestimmten Zeitraum bevollmächtigt, das Auto zu fahren. Poder heißt das Papier, wir unterschreiben Kopien jeder einzelnen Seite unserer Pässe, ein dickes Buch, geben dazu noch einen Daumenabdruck aufs Dokument, bezahlen 1100 pesos, die wir uns teilen – und müssen morgen wiederkommen, um die Dokumente mit Amtssiegel und Dienstgeheimnis abzuholen. Wir handeln Madame von zwei auf ein Uhr runter, denn anschließend müssen wir sofort alle zusammen zum Zoll, um dort die Einreise des Pathfinders auf mich umschreiben zu lassen. Um zu sehen, ob das alles wirklich klappt, planen wir, am Wochenende vorsichtshalber mal nach Uruguay zu fahren. Ein paar hundert Kilometer, aber damit testen wir dann auch gleichzeitig die Kiste. Die niedlichen beiden Franzosen sind noch bis zum 15. September in Buenos Aires. Besser, wir haben alles wasserdicht, bevor sie ihren Trip Richtung Asien fortsetzen. Die beiden wollen nach Japan, weiter nach China (Kriegt man das Visum an der Grenze? Nein? Mon dieu…), Laos und Kambodscha. Also Angkor Wat, sage ich so. Angkor quoi? Noch nie gehört, aber bestimmt lustig… Na denn. Wir geben noch ein, zwei Tipps, aber irgendwie sind die beiden doch ein bisschen weltfremd. Auch das Problem, die Strecke von Peking nach Moskau mit der Transsib zurückzulegen, haben sie nicht wirklich im Griff. Visa… Aber irgendwie werden sie schon irgendwas hinkriegen. Und wenn sie in Thailand The Beach nachspielen.
Das ist wirklich alles zeitraubend und anstrengend… Jetzt sind wir wieder in unserer Bude und warten auf Ana, mit der wir dann essen gehen wollen. Ein Glas Wein und ein feines Stück Fleisch wären heute gerade richtig. Wir wollen einen neuen Laden hier in Palermo testen. Es ist kurz vor acht und außer uns ist kein Mensch im Restaurant. Ein schüchterner Kellner vom Lande nimmt die Bestellung auf: Chorizos, also gegrillte, ungesunde Würste für jeden, dazu zweierlei Salat. Zwiebeln gibt es gerade nicht. Ana weiss, warum: Zwiebeln sind im Moment aus irgendeinem Grunde extrem teuer, deshalb kauft sie niemand. Nach den chorizos teilen wir eine tira de asado, ein schmales, gegrilltes Rippenstück. Natürlich gibt es Wasser und Wein, hinterher noch Panqueques mit Dulce de Leche (tödlich süßes Karamell), bzw. Apfel (mit tödlich süßer Karamellsauce). Natürlich sind wir wieder fix und fertig und ziehen gegen halb elf ab. Inzwischen ist der Laden voll; es zieht die Argentinier langsam an den Trog.
Morgen werden wir uns dann verschärft um den Ausbau des 4×4 kümmern. Vielleicht finden wir ja auch einen Tischler, der für ein paar Pesos behilflich ist.
Liebe Birgit,
das klingt alles so spannend, dass ich mich am liebsten in den Flieger setzten würde. Wenn Ihr den 4×4 ausgebaut habt, macht doch bitte mal ein Foto. Es erinnert mich an eine Reise in der Karibik auf einem Hausboot. War herrlich!! Ich habe nun eine neue Beschäftigung: Deinen Blog am Morgen :-))) Lg Steffi
Das Hausboot klingt aber auch sehr, sehr gut! Fotos von der Kiste und der Reise kommen!