Long Li wird uns fehlen. Offenbar ist der ungefähr 30jährige Chinese mitsamt seinen Eltern abgereist. Das ist sehr schade. Denn niemand hat sich angesichts des Haushundes vom Restaurant One Beach so schön erschrocken, dass es schon Mister-Bean-Qualität hatte. Und niemand hat so viele Long Island Ice Teas in sich hineingeschüttet wie Long Li, weshalb wir ihn natürlich Long getauft haben. Stolz auf ihn waren vor allem die Eltern: Mutti prostete beidhändig mit Bier und Mojito auf den Sohnemann, Papi nahm Bier auf wie ein Schwamm. Mehrmals sassen sie in nächster Nähe in Strandrestaurant, immer sorgten sie für Vergnügen.
So amüsant wie die Lis ist der russische Paar mitsamt seiner grauen Minitöle nicht. Angeber, ganz klar. Er Bodybuilder oder so, das Tölchen hat er sich über den gesamten breiten Rücken tätowieren lassen. Wenigstens ein Tierfreund. Sie klein und schmal und auch mit immensem Rückentattoo, kriegt aber sicher leicht Übergewicht durch den beeindruckenden operativen Eingriff im Brustbereich. Was seltsam ist: Das Marriott verbietet eigentlich Haustiere, aber der lütte Graue wird von seinen unsäglichen Besitzern sogar in den Pool geschupst, was der Igittgrenze nahe kommt. Money makes the world go round. Gestern sind die drei mit einem Motorboot in See gestochen. Man wird sehen, ob sie zurückkommen.
Unser finnische Nachbarn, der sich vor elf Jahren eingekauft hat und seitdem permanent ohne Frau, der es zu heiss ist, hier wohnt, sehen wir kaum. Das liegt sicherlich daran, dass er leidenschaftlich jede Art von Wintersport guckt. Und der hat ja gerade Saison. Wenn auch in ganz anderen Zeitzonen. Aber was soll’s? Zeit ist relativ, besonders spürbar hier am Meer.
Das Paar aus Klagenfurt bräunt weiter. Es ist auf den dunklen Handtüchern kaum noch zu sehen. Nur wenn wir uns zuwinken, erkennen wir das Helle der Handteller.
Der große Anteil chinesischer Touristen hat sich erheblich reduziert. Die Feiertage zum Neujahr gehen zuende, also müssen sie wieder nach Hause und ins Jahr des Drachen starten. Das hat zur Folge, dass das Gekreische in den Pools, auf das man sich sonst ab 16 Uhr verlassen konnte, etwas abnahm. Die beiden Familien mit Winzlingen aus Deutschland, die sprachlich irgendwo im Südwesten zu verorten sind, verhalten sich ruhig. Eine Bilderbuchfamilie mit zwei Kindern hält sich aus allem raus, die Sprache ist sicher slawisch, aber mehr wissen wir auch nicht.
Inzwischen waren wir auch mal wieder in Ban Phe zum Einkaufen. Für den Hinweg haben wir per Grab eine Fahrerin geordert, die unübertrefflich dösig war. Unsere Anlage liegt an der einzigen überhaupt verfügbaren Strasse. Bis sie die gefunden hatte, waren wir schon eine halbe Stunde bei über 30 Grad durchgeröstet.
Ban Phe ist nichts Berauschendes, aber gegen die Abgeschiedenheit unserer Anlage wie der Times Square New York. Überall Buden mit Plastikzeugs, Klamotten, vor allem aber Ess- und Trinkbarem. Rund um die Pier lungern zig Motorräder mit Beiwagen für Passagiere herum, verglühen Touristen, die um ein Boot nach Koh Samet schachern. Wir spazieren zwar ein bisschen herum, aber viel Bewegung ist bei den Temperaturen einfach nicht drin.
Abkühlung und notwendige Lebensmittel und Wasser gibt’s im Makromarkt. Kaum dort, bestellen wir via Grab auch gleich einen Fahrer, der uns nach Hause fährt. Der ist pünktlicher als pünktlich und wir ermattet vom Ausflug in die Stadt.
Was ist sonst noch geschehen? Konstruktives Nichts. Gemütliches Schwimmen, Frühstück zuhause, wieder ins Wasser, Schatten suchen, Lesen, lesen, lesen. Das Buch „Stadt der Diebe“ von David Benioff fasziniert erst mich, dann Juan auf Spanisch. Wir sind uns einig: Gehört zum Besten, das wir je gelesen haben. Aber das Problem: Was liest man dann? Da muss man einfach mutig sein, sich schütteln und einfach in den nächstbesten Buchstabenhaufen stürzen. Funktioniert mal besser, mal schlechter.
Heute morgen habe ich in der Bangkok Post gelesen, dass auf Teile Thailands eine Hitzewelle zukommt. Wir sollen Teil davon sein. Mal sehen, was die noch im Köcher haben.