Rayong, 3. Woche

Heute morgen graue Wolken am Himmel. Dieser Farbton, der in Hamburg davor warnt, den Schirm zu vergessen. Hier ist natürlich alles mal wieder anders. Hinter dem Grau sammelt sich die Sonne, und kaum dümpeln wir gegen halb neun im Pool, dreht sie auch schon auf. Und zwar richtig. Wir haben etwas vor, wollen in den Ort zum Einkaufen und haben uns einen Chauffeur bestellt. Die Grab-Autos sind bisher alle klimatisiert, aber angekommen an der Pier in Ban Phen müssen wir raus ins pralle Leben. 33 Grad schon vor zwölf Uhr mittags.

 

Trotzig und trotzdem schlendern wir unterm Dach des brütend heissen Marktes umher, Juan kauft sich einen entzückenden Hut. Erholung in einem Coffeeshop.

Am 24. feiert Thailand mit Magha Puja eines der wichtigsten buddhistischen Feste. Das bedeutet unter anderem, dass es im ganzen Land und ausnahmslos unter Strafe gestellt ist, Alkohol zu verkaufen. An diesem hohen buddhistischen Feiertag ist absolute Nüchternheit angesagt. Weil das Fest auf einen Sonnabend fällt, wird der Montag kurzerhand auch zum Feiertag. Das hat zur Folge, dass Vieles in den Supermärkten ausverkauft ist, allem voran der ohnehin teure Weisswein.

 

Unser entzückender Grab-Chauffeur hält auf der Rückfahrt nach Hause noch bei  7Eleven und Big C – nichts zu machen oder mit über 15 Euro für eine Flasche weisse Plörre entschieden zu teuer. Dann trinken wir eben Wasser, sage ich, und der Fahrer lacht sich schlapp. Letztlich fällt ihm noch ein düsterer Getränkemarkt ein. Da kaufen wir einen 3-Liter-Kanister mit einem Chardonnay-Verschnitt, von dem man hoffentlich nicht blind wird. Den Fahrer freut es: No drink water, hihihi.

 

Sicherlich wäre das multikulturelle Trio stolz auf uns, dass wir vor ein paar Tagen im One Beach getroffen haben: eine Russin, ein Ukrainer und ein Rumäne, vereint durch russische Sprache und alle drei fassungslos, dass man den Wein in der Beach Bar nicht flaschenweise bestellen kann. Also muss das Personal rennen, um die Gäste fröhlich zu stimmen. Aber sonst sind alle guter Dinge.

 

Auch unser Paar aus Klagenfurt hat sich heute herzlich gefreut, uns endlich wiederzusehen. Wir haben uns in den vergangenen Tagen in einer anderen Poollandschaft aus ihrer Sicht verunsichtbart.

 

Freundliches Handheben verbindet uns inzwischen mit einer wirklich unermüdlichen Schwimmerin, die offenbar schon länger als wir hier ist. Man findet sie zuverlässig im Pool. Immer eine Bahn schwimmen, eine Bahn gehen. Man muss schon genau hinsehen, um das zierliche Persönchen, Modell Nancy Reagan, überhaupt zu entdecken.

 

Was ist sonst noch los im Paradies? Nichts. Die meisten Gäste aus dem Marriott reisen nach zwei, drei Tagen weiter, also sehen wir immer neue Gesichter. Auch das Meer sieht jeden Tag anders aus. Und die Sonne. Langweilig? Keine Spur. Wir lesen viel und manchmal sehr Gutes wie „Liebe in Zeiten des Hasses“ von Florian Illies. Hier dreht sich in den Jahren 1929 bis 39 alles um Leben, Lieben, Hassen, Retten und Vernichten. Wir begegnen Jean Paul Sartre und Simone du Beauvoir, erfahren Details über Dalí und Gala, Leiden mit Generationen der Thomas Mann-Familie, zucken bei Lee Miller und Man Ray zusammen, haben Mitleid mit Erich Maria Remarque wegen seiner glücklosen Liebe zu Marlene Dietrich und so, so viel mehr. Grandios. 

 

Schwer vorstellbar, aber wahr: Jeden Abend essen wir im One Beach Restaurant. Ausnahmslos. Natürlich können wir die Karte längst singen, aber erstens kochen die gut, zweitens gibt es gar keine Alternative. Und für unsere „Die haben wir ja noch nie gesehen“-Vergnügung the place to be. Fernsehen kann nicht besser sein. Aber das lassen wir hier völlig aussen vor.

 

Wir bleiben noch eine Weile hier. Natürlich haben wir jede Menge Alternativen überlegt. Koh Chang oder Koh Kood, beides Inseln Richtung Kambodscha. Oder Koh Samet, liegt ja quasi vor der Haustür und ist in Sichtweite. Aber warum sollten wir wieder los? Die Wohnung von Isabel ist höchst bequem, Pools und Meer grossartig. In Facebook kann man nachlesen, wie stressig einige ihre kurze Urlaubszeit hier verplanen. Maximal zwei Übernachtungen pro Ort/Insel. Wahrscheinlich sind wir schon zu oft in Thailand oder überhaupt auf der Welt unterwegs, um uns den Stress anzutun. Es gefällt uns hier? Gut, dann bleiben wir.

 

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