Gegen zwei sind wir wach, können aber zum Glück noch etwas weiterschlafen. Wie gut, dass die Dusche keinen Vorhang hat, sonst würde ich Bates‘ Motel hier vermuten. Also Katzenwäsche, rein in die Klamotten und nichts wie weg hier aus Pakbeng, vor allem aus dieser Bude. Extrem früh sind wir fertig, bekommen tatsächlich ein Frühstückspaket in die Hand gedrückt und laufen runter zum Anleger. Leider pennen die Elefanten, die gegenüber auf der anderen Mekongseite in einem Camp leben, noch. Nichts zu sehen…
Vier unserer Mitreisenden fahren heute wieder zurück nach Luang Prabang, wir anderen machen uns auf den Weg nach Huay Xia, Richtung laotisch-thailändische Grenze. Fünf nach halb sieben legt unser Boot in einem gewagten Manöver aus der breiten Front der Schiffe wieder ab – wir befinden uns auf dem Strom. Es gibt Kaffee oder Tee, alle essen Mitgebrachtes aus den jeweiligen Herbergen. Der Tag beginnt mit tiefhängenden Wolken und einigen Nebelbänken. Die Crew hat vorsichtshalber ein paar Decken hingelegt, es ist kühl. Comme si – Comme ça: „Seit zwei Tagen haben wir Winter, das spürt man, es wird kalt.“ Kann man so sagen. Dennoch verliert der Regenwald keineswegs etwas von seiner Faszination. Nach der Pause in Pakbeng merkt man allerdings zunächst, dass man sich wieder einer eher zivilisierten Gegend nähert. Größere Dörfer, vor allem ein Brückenbau. In zwei Jahren soll die Brücke über den Mekong fertig sein. Ein chinesisch-thailändisches Projekt, das auch in Laos zu grossen Veränderungen führen wird. Im Moment aber wird erst einmal gebaut. Etwas später fahren wir an einer Menschenansammlung direkt am Fluss vorbei. Unser Guide erklärt diesen Markt, der ein-, zweimal im Monat stattfindet: es ist ein reiner Tauschmarkt für die Landbevölkerung. Tshirt gegen Reis, Fisch gegen Fleisch und so weiter.
Und weiter ziehen wir über den Mekong. Gestern, auf der ersten Strecke, 160 km, heute noch einmal 140, was wieder den ganzen Tag dauern wird. Anschließend werden wir mit einem Minivan nach Chiang Rai in Thailand fahren, aber soweit ist es noch nicht.
Werner, unser Schwabe, ist passionierter Fotograf, hat das Neueste von Nikon gleich doppelt dabei und eine besondere Freude daran, Menschen, die er schon mal fotografiert hat, Bilder zu bringen. Die Reise nach Laos und Thailand hat er im vergangenen Jahr schon einmal gemacht – jetzt bringt er die Bilder, bzw. versucht, die Leutchen zu finden, die er fotografiert hat. Es hat etwas Rührendes. Netter Kerl, aber extrem schwatzhaft . Man darf ihn nicht zu viel fragen, dann ist alles gut…
Gerade haben wir eine Schule besucht, die vor zwei Jahren gegründet wurde und von touristischen Organisationen und Unternehmen unterstützt wird. Sie liegt hoch über einem Dorf direkt am Mekong, hat rund 40 Schüler unterschiedlicher Altersklassen von vier bis 10 Jahren. Der Guide hat ein paar Süßigkeiten mitgebracht, aber lange, bevor die zum Vorschein kommen, lachen und scherzen wir schon mit den Kindern. Das Dorf, das unter der Schule liegt, ist auch noch relativ neu. Kein Strom, kein Trinkwasser, nichts. Und bereits ein beginnendes Müllproblem. Früher, erklärt der Guide, sei alles, was weggeworfen wurde, einfach zerfallen. Aber seit der Kunststoff Einzug gehalten hat, wissen die Menschen nicht, wohin damit. Also alles in den Busch… Auch frei herumlaufende Schweine, Hühner und Hunde können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hinter der Idylle ein massives Problem steckt. Comme si – Comme ça berichtet über die Teilung der Aufgaben: die Frauen machen alles – außer Jagen und Fischen. Das ist die einzige Aufgabe der Jungs. Alles sehr archaisch…
Ich bin froh, wieder auf dem Schiff zu sein. Der Husten nimmt mir den Atem, schon nach kurzen Steigerungen bin ich fix und fertig. Wir werden uns nach einem Erholungsdomizil umsehen. Aber erst einmal genießen wir weiter unsere Mekong-„Kreuzfahrt“. Der Strom an unseren Tischen wurde ausgeschaltet, es wird im Heck wohl gekocht. Die Sonne scheint – kein Grund zur Klage!
Zum Lunch gibt es heute eine Gemüsesuppe mit Tofu, gekochten, grosskornigen weißen Reis (den suche ich mal für zuhause), gemischtes, mit Kräutern geschmortes Gemüse, Schweinefleisch mit Ingwer (dünne Scheibchen Schwein, Ingwer offenbar gepresst, Zwiebeln und hell geschmort), Huhn mit Zitronengras (dünne Scheibchen, mariniert mit Knoblauch, Kräutern, um ein Stück Zitronengras gewickelt und stark angebraten), anschließend Cantaloup Melone und frische Mango. Ein Festessen! Ganz, ganz toll!
Bis zu unserer Endstation Huay Xia fahren wir gemütlich weiter den Mekong entlang. Wer in dieser Gegend ist, sollte sich diesen Trip nicht entgehen lassen! Gegen 15:30 passieren wir die Freundschaftsbrücke IV, die Laos mit Thailand verbindet. Aber da legt unser Schiff keineswegs an, sondern schippert noch bis zum Ortskern. Da wird es dann plötzlich hektisch, alle suchen alle Sachen zusammen, los geht’s von Bord. Unser Guide hat einen Minivan organisiert, in den wir uns alle hineinquetschen. Als Erster geht Werner – er würde zwar gern gleich mit nach Thailand kommen, will aber seine Bilder vom vergangenen Jahr abliefern. So long! Übrig bleiben die beiden Engländer, die Abenteuerreisen verkaufen, Maschmeyer und sein Kumpel. Und wir. Maschmeyer hyperventiliert, weil er für den Van nach Chiang Mai 80 Dollar bezahlt hat, wir nur 32. Muss auf sich aufpassen, der Mann…
Erstmal müssen wir raus aus Laos. Und das geht so: Pass an Beamten, Stempel. Nächster Schalter: pro Nase 1 Dollar bezahlen. Überstunden. Mit Beleg! Dann nächster Schalter: Bustickets für die Fahrt über die friendship Bridge. Wieder einen Dollar pro Person. Wir warten auf den Shuttle, ein paar Minuten später sind wir beim thailändischen Grenzbeamten, der keine Uniform, sondern ein tshirt trägt und „hi“ sagt, die Pässe stempelt. Lächelt und uns noch eine schöne Reise wünscht. Ganz was Neues.
Vor der Grenze warten die Minivans. Maschmeyer tobt, weil er nicht direkt zu Hotel gebracht werden wird, sondern nur zum Busbahnhof. „Das wird ein Nachspiel haben.“ Sein dösiger Freund, der in Singapore wohnt, stichelt weiter. Bis ich den kreischenden Maschmeyer, mit dem wir die Rückbank des Vans drücken, auf ein Schild aufmerksam machen, das seinen Namen trägt. Michael Endler, oder so. Er sagt nicht mal danke, sondern stürzt mit seinem Freund zum Privattransport. Blödmann.
Leider ist es schon dunkel, als wir uns auf den Weg machen. Unser Fahrer lullt uns ein, weil er unentwegt mit einem Mädchen an seiner Seite brabbelt. Und brabbelt. Und brabbelt. Gegen halb acht frage ich mal, wann ungefähr er uns in Chiang Rai absetzen wird. Geheule und Gezeter, er ist dran vorbeigefahren und schon auf dem Weg nach Chiang Mai. Mit einem Affenzahn dreht er um, fährt ca. 20 km zurück, liefert uns ab und braust Richtung Süden. Wir wissen nicht, was die anderen Mitreisenden mit ihm gemacht haben…
Wir jedenfalls springen ins nächste Tuktuk und fahren ins Hotel Baan Jaru. Dort werden wir begrüßt wie lange vermisste Verwandte. In diesem Einsterner für 30 Euro ist es nett: riesengroßes Zimmer, Bad ok, blitzsauber. Wir müssen dringend Nahrung und Getränke zu uns nehmen, haben nebenan einen Laden gesehen. Not so good. Aha, also einmal rum um den Tempel, da gibt es Bars und Restaurants. Auch ein paar Damen, die anschaffen gehen , sind dabei, aber das stört ja niemanden. Wir essen kurz etwas, stürzen ein Bier und gehen direkt zurück ins Hotel. What a day!
De Pakbeng hasta Chang Rai
Que aventura!!es tan apasionante todo, muy lindo viaje estan haciendo, me encanta.
Muchos besos para los dos, Anel