Dieses Motelchen auf dem Washington Boulevard in Venice müssen wir uns merken: das „Encore“ liegt super zum Strand, wenn man es unbedingt will, kommt man ganz gut nach Hollywood, Beverly Whilshire & Co. Wollen wir aber nicht. Wir kennen das alles und haben keine Lust, stundenlang im Stau zu stehen, um dann zwischen gefühlten tausend Touristenbussen einen Parkplatz zu suchen.
Aber Juan war noch nie, ich seit Henry Maske auch nicht mehr in Santa Monica. Das liegt von Venice aus gesehen quasi um die Ecke. Vorher allerdings müssen wir uns um die Reifen von Rosie kümmern, denn das Licht gibt immer noch Alarm. Auf derselben Tankstelle von gestern abend – ohne den Gestörten mit dem Rad – gibt es noch ein Portion Luft. Immer noch Warnlicht. Bei der nächsten Tankstelle klärt sich, dass die Luftpistole bei Nummer eins offenbar eine Macke hatte. Luft einmal rum – das Licht ist aus und wir unterwegs nach Santa Monica.
Santa Monica und die berühmte Pier am breiten Sandstrand. Das muss man sich ein bisschen so vorstellen, als wäre der Hamburger Dom an einem wunderschönen Sommertag nach, sagen wir mal: Scharbeutz gezogen. Karussells und Fahrgeschäfte, Zuckerwatte und Burger, Chinesen und Mexikaner. Wer in dieser Ecke Kaliforniens kein Spanisch spricht, hat es nicht leicht 🙂
Wir stellen uns mal vor, wie es wäre, wenn alle Mexikaner auf einen Schlag abhauten – Kalifornien könnte einpacken! Natürlich gucken wir uns den Wahnsinn genau an. Da die Spitze der Pier auch gleichzeitig das Ende der legendären Route 66 ist, sammeln sich hier jede Menge Biker, vorzugsweise mit ihren Harleys. Aber auch das ist eine aussterbende Spezies. Die Jungs sind Ende 50, 60, 70. Den Kids ist die Route sicher zu anstrengend. Ausserdem: Was heisst schon legendär? Es wird nicht lange dauern, und die 66 wird mangels Nachwuchsfans total in Vergessenheit geraten.
Ausser, es gelänge einem findigen Tourismusplaner, die Chinesen für den Trip zu begeistern. Die würden natürlich nicht auf Harleys klettern, dafür aber die gesamte Strecke artig und unter Applaus abklappern.
Im Moment haben sich viele von ihnen unter das bunte Völkergemisch auf der Santa Monica Pier gemischt. Die Einnahmequelle haben natürlich auch fliegende Händler für sich entdeckt. Wer nicht selbst Chinese ist, setzt sich zumindest einen Reishut auf. Und zeichnet Touristen, malt sie in Öl, formt die aus Gips, liest ihnen aus der Hand oder singt ein Liedchen. Viel los hier und auch am Strand, der immer noch sehr schön ist.
Am frühen Nachmittag fällt uns ein, dass wir noch nicht gefrühstückt haben. Keine Lust auf Seafood oder Burger, aber auf dem Weg hierher haben wir eine breakfast all day Bude gesehen. Die suchen und finden wir. Alles in mexikanischer Hand, aber Bacon & eggs over easy können sie prima.
Kurzfristig hatten wir in Vegas überlegt. einen kleinen Abstecher nach Mexiko zu machen. Ein bisschen Baja california… Das haben wir verworfen, weil die Versicherung für Rosie und der ganze Wahnsinn zu verwegen gewesen wäre, aber wir sind ja quasi jetzt auch in Mexiko. Zum Glück haben wir uns ebenfalls gegen Palm Springs entschieden. Eigentlich wollten wir da zwei, drei Tage herumgucken, bevor es nach L.A. geht. Was dagegen sprach? Temperaturen an die 50 Grad. Übrigens stand auch Zabriesky Point, der tiefste Punkt der Erde, auf unserer Gedankenliste. Gescheitert unter anderem daran, dass der Nationalpark Death Valley gerade wegen enormer Hitze geschlossen ist. Kommt mir sehr entgegen.
Den Nachmittag vertrödeln wir, zum Sonnenuntergang sitzen wir bei einem Thai zum Abendessen. Das Essen ist mittelmässig, aber was soll’s? Morgen gehen wir langsam nach Norden.
Den Tag lassen wir mit Bruce Willis in „Die hard, Folge 54“ oder so ausklingen. War Jeremy Irons nicht gestern auch in dem „Wyatt Earp“ mit Kevin Costner?! Bevor das hier nun alles durcheinander geht, mache ich mal das Licht aus.
Die Chinesen gab es vor 27 Jahren zwar noch nicht da… oder zumindest nicht so viele, aber irgendwie find ich es doch erschreckend, dass sich sinst nicht wirklich viel geändert hat….