Historie und Hysterie

Kein einziger der vier Sterne des Crowne Plaza in Hampton leuchtet. das Hotel ist so schlecht geführt, dass es einen graut. Zwar hat Juan wunderbar geschlafen, aber das lag einfach daran, dass er von der langen Tour fix und fertig war. Ich  habe gegen die laute live Musik versucht, einzuschlafen; war nicht einfach. Das Dinner war ja gestern schon gruselig, wurde aber vom Frühstück noch getoppt. Eine ganz armselige Hilfskraft hinter zwei mit Campinggas betriebenen Flammen versucht sich hilflos im Eierbraten, vergeblich in der Omelettezubereitung. Aber es gibt kaum Alternativen: niemand kümmert sich darum, ob das Büffet aufgefüllt wird oder nicht. Mistladen, ist einfach so…

Nach einem kurzen Spaziergang durch den schön gelegenen Yachthafen hauen wir ab aus Hampton. Nach Williamsburg, ebenfalls Virginia, soll es gehen. Es ist nicht wirklich der historische Hindergrund der ersten Siedlung in dieser Ecke der Welt, der uns dorthin treibt. Es ist der schnöde Schnäppchendrang, denn in Williamsburg gibt es ein riesiges Factory Outlet Areal. Da wollen wir doch mal gucken.

 

Aber vorher dann doch das kleine bisschen Kultur: Wir sehen uns ein Landing Gebiet an, also eine Gegend, in der einst die ersten Siedler ins Land eingefallen sind. Passend dazu gibt es übrigens im Hafen von Hampton eine Skulptur, die einen Schwarzen, einen Indianer und einen Weissen zeigt. Dem Weissen wird auf einer Tafel unterstellt, aus purer Not nach Amerika gekommen zu sein. Unter dem Abbild des Schwarzen kann man nachlesen, dass er zwar keineswegs freiwillig nach Amerika gekommen sei, aber maßgeblich am Aufbau der Neuen Welt beteiligt gewesen war. Und unter dem stolzen Krieger erfahren wir, dass sein Volk die neuen Einwohner herzlich willkommen geheißen und sie dann mit den Besonderheiten der hiesigen Flora und Fauna vertraut gemacht hat. Ging die Geschichte nicht irgendwie übel für die Indianer aus? Das ist dem Chronisten von Hampton wohl irgendwie verloren gegangen… Schlampige Recherche, hält.

 

Aber ich schweife ab. Von der Scottish Ferry in Williamsburg fahren wir über einen wirklich schönen Historical Parkway Richtung Altstadt. In der muss man sich dann erstmal die Augen reiben. Ein privater Verein hat aus dem gesamten Kern der Stadt eine Art Museumsdorf gemacht. Riesengroß, man braucht Stunden, um es ganz zu durchlaufen, was wir nicht tun. Tausende, ach was: Zigtausende treiben sich hier rum, einige wirklich an der Geschichte interessiert. Die Überzahl aber am Shoppen und essen. Eine Lady im klassischen Siedlerdress weist uns darauf hin, dass es zwischendrein und fünf Ihr nachmittags eine Revolution geben werde. „Keine echte, es ist ein Schauspiel.“ Darauf wären wir nie gekommen, Werfen aber einen Blick auf den redegewandten Dreispitz. Ein bisschen viel für uns 🙂

Irgendwie ist der Nachmittag schon ziemlich vorangeschritten, also machen wir uns auf den Weg in die Mall. Mannomann, da ist ja was los. Klar, am Memorial day Weekend gibt es noch extra Discounts. Wir bleiben wieder seltsam zurückhaltend, aber die Zeit rinnt uns durch die Finger. Gegen halb acht machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Unter keinen Umständen wollen wir noch groß fahren, der Tag war anstrengend genug. Das erste Motel ein Super 8, soll frech einen Hunderter kosten. Der Inder an der Rezeption zuckt bei der Nennung dieses Preises nicht mit der Wimper, aber ich mache kehrt. Nicht für diesen Schweinestall. Der nächste Inder, dem ich wenig später begegne, betreibt ein Economy Lodge Hotel. Ich sehe mir ein Zimmer an und pralle zurück. In dieser Rattenbude werden wir nicht wohnen. Die 113 Dollar sind dazu eine Frechheit. Eine eigenartige indische Gemeinschaft hat sich übrigens fast alle low ccost Motels unter den Nagel gerissen. Einige sind ganz gut geführt, andere eher fürchterlich. Über allen schwebt dieser eindringlich- süßliche Geruch, den jeder kennt, der mal in Indien gewesen ist. Uns fehlt der Nerv für indische Folklore heute…

Also so doch wieder auf die Strasse. Kurz nach halb neun, es dämmert schon gewaltig, sind wir in Richmond, Virginias Hauptstadt. Zwar verfahren wir uns noch ein bisschen, aber dann checken wir in einem Comfort Inn ein. 85 plus Steuer. das klingt schon anders. Und das Hotel ist ok. Wir legen ein paar Sachen ins Zimmer und stürzen wieder ins Auto: Steak im nächsten Longhorn. Dazu vor allem ein eiskaltes Budweiser. Was für ein Tag!

2 Kommentare zu „Historie und Hysterie“

  1. Da geh ich gestern zu unserem Postamt, um für Michael ein Packet abzuholen und während ich in der Schlange steh fällt mein Blick auf das angebotene Handy-Angeboz und da ist es -das Huawei….. jetzt war ich doch die ganze Zeit in der Annahme, das ihr das Wort Huawei einfach als lustigen Übernamen für Euer Smartphone nutzt und wusste nicht, dass es sich dabei um einen Markennamen handelt – Wieder was dazugelernt.

    1. Dieser Huawei ist ein gutes Kerlchen: halb so groß wie eine Zigarettenschachtel und ein vollwertiges mobiles wifi. Wir haben eine prepaid US-Datenkarte drin und sind damit im Auto und sonstwo unabhängig. sehr fein. mein bruder hat ein Huawei Smartphone und ist damit sehr zufrieden; wir sind ( noch?) iphone-treu. Liebe grüsse!

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