Würde man Ushuaia von der südlichen auf die nördliche Halbkugel der Erde spiegeln, befände man sich ungefähr in Belfast. Aber außer ein paar tristen Pubs erinnert hier wenig an irische Lebenslust. Wir sind ganz kurz vorm Inselkoller, haben von Tierra del Fuego nach acht Tagen die Nase voll. Und wir sind inzwischen unleidlich…
Das wird noch gestützt von die Typen von Nissan, die uns irgendwie hängenlassen. Doch mal von vorn: Kurz nach acht stehen wir auf dem Flughafen von Ushuaia bei LAN und fragen nach der für uns so kostbaren Fracht aus Buenos Aires. Nur eineinhalb Stunden später haben wir das Kartönchen tatsächlich. Den internationalen Flughafen von Ushuaia muss man sich ungefähr so groß wie ein Fußballfeld vorstellen. Alles inklusive… Es regnet, als wir wieder im Taxi Richtung Stadt sitzen. Juan fährt gleich weiter in die Werkstatt, ich kümmere mich um den Check-out aus dem Hotel Alto Andino. Bis elf haben wir ja Zeit… Juan ist schon halb elf wieder da, recht zuversichtlich. Kurz vor zwölf sollen wir Walter bei Nissan anrufen, dann müsste alles wieder klar sein mit unserem Grauchen…
Wir lassen die Klamotten im Hotel, gehen frühstücken und warten. Und warten. Kurz vor zwölf rufen wir Nissan an; Walter ist weggegangen. Das Auto würde so gegen halb sechs fertig sein. Gift und Galle… Zwischendurch versuchen wir, ein paar chilenische Pesos aufzutreiben. Das klappt nicht. Es gibt in ganz Ushuaia nicht eine einzige Wechselstube. Kaum zu fassen… Dafür tauschen wir US Dollar Blue gegen argentinische Pesos in einem Hotel, das unverhohlen mitseinen Tauschkursen wirbt. Es kümmert hier auch niemanden… Es funktioniert leide nicht, Federico die Auslagen zu überweisen. Entweder fehlt eine Angabe von ihm oder die Bank ist geschlossen oder nicht auffindbar. Juan ist sauer, ich maule – ganz prima.
Im Foyer unseres Hotels warten wir auf den Anruf aus der Werkstatt. Nichts passiert. Irgendwann kurz nach drei schnappen wir uns mitsamt allen Klamotten ein Taxi. Sit-in vor Nissan, denn die machen von 13 bis 16 Uhr Mittag… Danach kümmern sie sich dann wirklich um unser Auto, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass wir mit grimmigem Gesicht im Büro Quartier bezogen haben. Dieses werden wir erst dann verlassen, wenn das Grauchen wieder vernünftig und geräuschlos läuft. Gegen halb sechs haben die Jungs es hingekriegt. Ich persönlich könnte jedem einzelnen eine scheuern, aber Juan regelt alles diplomatisch. Viertel vor sechs sitzen wir im Auto, auf dem Weg weg von der Insel.
Wir fahren noch knapp 200 Kilometer nach Rio Grande, in das Kaff, das vorgibt, eine Stadt zu sein. Hier gibt es ungefähr 25 Hotels, Hostels, Posadas, also Unterkünfte unterschiedlicher Art. Wir klappern sie alle ab. Und bis auf die Oma im Noah gibt es kein einziges Zimmer. Das Oma-Zimmer ist unser alptraumartiger Strohhalm, aber wir sind schon so gefrustet, dass es kaum auszuhalten ist. Kreuz und quer durch die Stadt – alles, alles ausgebucht. Hunger haben wir auch. Letztlich kommen wir an einem Restaurant vorbei, das wirklich gut aussieht. Die Posada de Sauces. Juan springt raus – die haben tatsächlich noch ein Zimmer für 110 Dollar. Nehmen wir sofort. Leider ist das Restaurant schon zu. Die Dame an der Rezeption verweist auf die ypf-Tankstelle auf der anderen Seite. Dort könne man noch essen. Auch egal.
Aber sogar die Junkbude ist jetzt, fast halb zwölf, geschlossen. Also kaufen wir merkwürdige Sandwiches in der Dreieckspackung in der Tanke, im Hotel einen durchaus vernünftigen Malbec dazu. Kulinarisch nicht ganz einwandfrei, aber – so what? Morgen liegen 600 Kilometer vor uns. Nach 100 Kilometer ripio, also Piste, die Fähre aufs Festland. Tirili, tirilahaha …
Feuerland wird künftig ohne uns auskommen müssen.