Sieht man in Europa ungefähr 95 Prozent der Bevölkerung auf Straßen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Cafés mit einem Handy, ist es in Buenos Aires nahezu umgekehrt: Handys, insbesondere iPhones, gehören zur liebsten Beute einiger Krimineller zu Fuß oder mit dem Moped/Motorrad. Entsprechend gibt es von uns bisher auch nur wenige Fotos aus der Stadt. Man will ja nicht provozieren.
Bei fast schon sommerlichen Temperaturen von knapp 25 Grad erkunden wir ein bisschen unsere neue Gegend. Unterwegs kaufen wir ein wichtiges Utensil, die subte card, die man (in einer Metrostation) auflädt und fürs gesamte öffentliche Verkehrsnetz verwenden kann. Wir laden 20 Fahrten auf und bezahlen dafür 1000 Pesos, also einen Euro und damit ein Drittel der Fahrtkosten von der Uhlenhorst in Hamburg zum Rathaus. Für eine Fahrt. Die Kosten fuer den Nahverkehr sind hier extrem niedrig, damit es sich jeder leisten kann, in der großen Stadt unterwegs zu sein. Fast jeder. Über die Armut ist nicht hinwegzusehen. Menschen schlafen in Hauseingängen, U-Bahn-Stationen oder auch schon mal im Stehen an eine Mülltonne gelehnt.
Wir stromern ein bisschen herum, holen kurz noch einmal Geld (es gibt 10 000 Peso weniger als vor ein paar Tagen) und ruhen uns in einem der wunderbaren Caféhäuser aus. Wie überall ist das Personal vorwiegend männlich. Alle tragen zur schwarzen Hose ein weißes Hemd, manche eine schwarze Weste, wiederum alle ein schwarze Fliege. Ich habe in Argentinien noch nie ahnungslose oder gar unverschämte Kellner erlebt. Selbst wenn man nur eine kleine Bestellung aufgibt – heute Mittag je ein Bier und zwei Empanadas -, wird man behandelt wie im 3-Sterne-Restaurant. Apropos: Wie wir gehört haben, plant der Guide Michelin eine Buenos Aires-Ausgabe. Mekka fuer die Superreichen und viele Touristen, unerreichbar fürs normale Volk.
Wir lassen es heute noch einmal ganz ruhig angehen, fahren von der Avenida Callao mit dem Bus nach Hause und legen erst einmal die Füße hoch.