Heute gibt es keinen Text, weil es eigentlich auch überhaupt nichts zu erzählen gibt. Gut, gestern waren wir im Kino und haben James Bonds „Spectre“ gesehen. Hier macht man nicht so viel Bohei um den Agenten mit der Doppel-Null. Gestern war – wie überall auf der Welt – Premiere in Argentinien; der Film lief in einem kleinen Saal eines großen Kinokomplexes, der zu drei Vierteln gefüllt war. Es lag sicher nicht daran, dass der Film in der Originalfassung mit Untertiteln läuft – den hätte jeder auch auf Suaheli verstanden…
Auch der heutige Tag gibt nichts her. Morgens nach Abgabe der Wäschetüte bei einer Chinesin unseres Vertrauens die paar Kilometer in die Stadt gelaufen, um ein bisschen Geld zu wechseln, dann haben wir auf der Straße gefrühstückt. Mit dem Taxi zu Nissan – hat fast eine Stunde gedauert – , das Kistchen wieder abgeholt. Ölwechsel, alle Filter frisch, alles fein und ordentlich. Laune angestrengt.
Die kann noch schlechter werden! Das Abenteuer des Tages war das Mittagessen mit Federico und Teresa. Diesmal hat es das Bruderherz mit der Location fast übertrieben. Wir landen in einem Wohnviertel am Ende von sonstwo in einer Kneipe, deren Dekoration auf hyperaktive Kinder mit ausgeprägter Sammelwut deutet. Natürlich hat auch die Reservierung des Tisches nicht geklappt, außerdem war das Essen höchst mittelmäßig. Och, nö… Aber die beiden sind ja sehr nett. Teresa hat mir zu meiner Verblüffung erzählt, dass ihr Bruder mit der Schwägerin Urlaub in Moldawien und Rumänien gemacht haben. Ein bisschen Familienforschung betrieben… Um sich davon zu erholen, sind sie noch ein paar Tage in Rom geblieben, um sich wieder auf Buenos Aires einzustellen, ein paar weitere Tage in Instanbul. Auch eine schöne Reise!
Dann streiten sich die Geschwister – Ana war telefonisch zugeschaltet – noch über Details einer Geschichte, die mir im Prinzip aber gut gefällt (die Details sind zu vernachlässigen): Es gibt in Argentinien eine alteingesessene Firma namens Havanna, die in Mar Del Plata gegründet worden war und von dort aus ein Süsswaren-Imperium aufgebaut hat. Besonders die Alfajores, das sind im Prinzip zwei Kekse mit großartiger Füllung, haben das Unternehmen reich und berühmt gemacht. Das führte zur Expansion. Schon bald gab es Niederlassungen im ganzen Land, Cafés, Versandhandel und vieles mehr. Eine Goldgrube. So erfolgreich, dass die Welt auf Havanna aufmerksam wurde. Für viele, viele Millionen wurde es letztlich an Kraft USA verkauft. Der Name blieb erhalten. Immer noch erfolgreich, immer noch auf Expansionskurs. Tatsächlich blüht das Geschäft. Das ist auch den Vorbesitzern, den Enkeln der Gründer-Generation, nicht entgangen. Natürlich hatten sie viele, schöne Millionen eingestrichen. Aber da ging doch noch was? Mit den alten Rezepten haben sie einfach ein neues Unternehmen aufgezogen, das auch sofort Erfolg zeigte. Viel Werbung war gar nicht nötig. Irgendwie kursierte die Geschichte, dass das Süße bei Havanna ja industriell hergestellt würde und deshalb auch nicht so lecker sei. Das war zwar bis dahin niemandem so recht aufgefallen, aber es hat den Handel der Erben sofort in Schwung gebracht. Heute sind die alten Neuen die schärfste Konkurrenz zu Havanna… Mal abwarten, ob dieses Unternehmen irgendwann an Nestlé verkauft wird 🙂 Von diesen Geschichten gibt es einige – mir gefallen sie alle.
Wenn man sich hier um eins zum Essen trifft, verabschiedet man sich frühestens gegen vier voneinander. Anbei uns wurde es halb fünf, dann zurück nach San Telmo. Freitags ist es gar nicht so einfach, eine Garage bis Sonntag zu finden: Die meisten machen übers Wochenende zu. Aber ein, zwei Blöcke weiter steht das Auto nun warm (wir haben mal wieder über 30 Grad) und trocken.
Wäsche abgeholt, Schuhe ausgezogen, Füße hochgelegt. Eine halbe Stunde später ist Juan schon wieder weg: zum Friseur. Und ich? Mache nichts, außer hier ein bisschen herumzukritzeln. Darum gibt es heute auch mal keinen Text.
Endlich mal kein Text. Hat mir aber auch gut gefallen. Du kannst nix verkehrt machen.. Dein treuer Leser, der Brillenkaiman. Gruß an den außerordentlichen Nager.
Manchmal muss man es einfach mit dem Pinguin halten 🙂
Sofort neue Bilder von Jü, nachdem beim Friseur gewesen sein zu haben. Er sah ja schon aus wie Wyatt Earp, nach seinem letzten Gefangenentransport nach Gun-Hill (99 Tage).
du willst wirklich wissen, wie er nach der Schur aussieht? Na, warte…