Menschenleere Strände, bestückt mit Hunderten Liegen, die wie ein Vorbote auf die Sommersaison wirken. Noch ist in Bellaria Igea Marina absolut nichts los. Ein paar Italiener lümmeln in der Sonne, die Beachboys spielen Boule oder surfen durchs Internet.
Wir wollen noch eine Nacht hier verlängern. Das ist überhaupt kein Problem, dafür muss die Rezeptionistin im Bristol nicht einmal den Computer checken. Also reisen wir Freitag weiter. Womöglich strömen die Touristen am Wochenende hierher…
Mittwoch ist Markttag in Bellaria. Das wollen wir uns einmal ansehen. Und tatsächlich treffen wir hier eine Menge Menschen. Die meisten Einheimische, ein paar Touristen. Die Klamottenverkäufer sind fast alle Asiaten. Aber egal, woher sie kommen: Sie sprechen Italienisch, zudem alle englisch, deutsch, französisch… Die Geschäfte stehen noch nicht in voller Blüte. Hinzu kommt, dass es mit 24 Grad nicht so brüllend heiß ist, dass die Sommerfähnchen reißenden Umsatz finden. Es gibt natürlich auch Obst, Käse, Gemüse, Regionales im Angebot, aber wirklich interessant sind Klamotten und Schuhe. Wäre es mit einer Freundin an der Seite. Mit einem Kerl ist das nicht ganz so einfach. Meiner parkt sich im Schatten und versucht, ein nicht-mauliges Gesicht zu machen. Klappt mal mehr, mal weniger.
Bald ist alles besichtigt, zwei Tops und ein leichtes Kleid erstanden, und wir zotteln wieder ans Meer. Anstrengend! Leider habe ich mir an der linken Ferse eine fiese Blase erlaufen, bin also etwas erlahmt. Macht nichts, wir haben sowieso keine großen Pläne.
Mittags einen Aperitivo in der Beach Bar gegenüber, dann eine Siesta und noch etwas Poolleben. Da sind wir ganz allein mit dem traurigsten aller Rettungsschwimmer. Offenbar gibt es eine Verordnung, dass auch der kleinste Pool (der des Bristols ist überschaubar) durch einen Lifeguard gesichert sein muss. Unserer ist glücklicherweise belesen und hockt mit seinem Buch einsam unter einem Schirmchen.
Zwischen zwei Fußballspielen (EM!) beschließen wir, etwas essen zu gehen. Der Sinn steht nach einem Stück Fleisch. Auf google maps findet sich ganz in der Nähe eine Osteria. Balizu oder so ähnlich. Da laufen wir hin, bestellen eiskalten Weißwein, teilen eine Caprese als Vorspeise und einen Fehler als Hauptgang: Gegrilltes vom Spieß wird serviert wie ein Rodizio in Brasilien: In Abständen erscheint der Grillmeister mit einem meterlangen Spieß sind serviert jedem jeweils ein Stück davon. Irgendwann – und zwar relativ schnell – können wir kein Fleisch mehr sehen… Pappsatt schleppen wir uns zurück ins Hotel. In der Bar wartet eine erbärmliche Truppe von drei Menschen auf das Italien-Spiel. Wir sacken mit einem Averna ab und gucken den Niedergang der Schweiz gegen unser Gastgeberland im Zimmer an. Aus Hamburg hören wir von der zu erwartenden Hitzewelle mit bis zu 35 Grad in den nächsten Tagen. An der Adria weht ein laues Lüftchen.