Algarve – Lebenszeichen


Wir sind tatsächlich schon einige Wochen in Lagos, haben wunderschöne Tage am Meer verbracht, tüchtig abends geheizt, weil es lausig kalt war und auch noch ist, uns mit Krankheiten herumgeschlagen (Dr. Habeck in Carvoeiro war hilfreich), aber überwiegend genossen: Die Algarve, unsere Freunde, die Xies, das Meer, das Apartment, das wir von Brigitte und Luc gemietet haben…

Das Leben hier ist geruhsam, geprägt vom Meer und der Frage, ob man etwas unternimmt oder einfach nur den Blick nach draußen genießt, sich bei Regen und/oder Wind und Sturm mit einem Buch in die Sofaecke kuschelt oder doch lieber über einen der zahlreichen Holzstege durch die üppige Dünenlandschaft der westlichen Algarve spaziert.

Die Xies haben ein paar Tage Sevilla genossen – natürlich ein Schmuckstück spanischer Kultur, das uns sehr gut gefallen hat. Das sparen wir uns diesmal für den Rückweg auf.

Wir sind aber auch kurz ausgebüxt: In den Osten, haben mit Tavira einen entzückenden Ort kennengelernt, den wir sicherlich noch mal besuchen werden. Heute klettern wir enge Gassen empor zur Kirche (die Empfehlung eines amerikanischen Paares), laufen zur riesigen Markthalle, die fuer heute schon in den letzten Zügen liegt, lassen uns von einem älteren Herrn dazu bewegen, eine eher unscheinbare Kirche zu besichtigen: Zum Glück! Eine wunderbare Einrichtung, komplett aus Holz erschaffen, bemalt in satten Farben, aber nie aufdringlich. Ganz toll! Ein anderes Gotteshaus ist in der Renovierungsphase, wir dürfen es dennoch besichtigen und den Kunsthandwerkern ein bisschen über die Schulter schauen. Eindrucksvoll!

Richtig begeistert hat uns anschließend das Dorf Cabanas da Tavira, nur einen Steinwurf vom Städtchen entfernt aber in einer ganz anderen Welt: Fischer an der Ria Formosa, die sich parallel zum  Meer entlang der Küste zieht (hier liegt auch der aus unserer Sicht ziemlich überschätzte Ort Fuseta) und über einen langen Holzsteg zu bewundern. Auf dem Steg gibt es neben dem Panorama eine Besonderheit: Bänke für eine Person. Sehr pfiffig! Ebenfalls parallel zur Ria haben sich zahlreiche Cafés und Restaurants etabliert. Einheimische und Touristen geniessen in der Sonne ihre Aperitifs und schnattern miteinander in allen europäischen Sprachen. Sehr entspannt, sehr gemütlich. Wir bleiben eine Nacht in einem modernen Hotel de AP-Gruppe, die an verschiedenen Orten der Algarve zu finden ist. Etwas weit vom Schuss, aber dafür mitten im Naturschutzgebiet, das ein Paradies für Flamingos, Kormorane und andere Tierchen inmitten der Salzwiesen ist. Hier treffen wir ein junges Paar aus Wilhelmshaven, das sich dauerhaft in Monchique ansiedeln will. Er ist Gärtner und hat seit Anfang des Jahres einen Job, sie ist gerade mal 24 Stunden in Land. Kaum länger sind die beiden Herren aus Irland da, die kit ihren Motorrädern überwiegend offroad von Bilbao nach Cabanas geknattert sind. Die Mühlen sehen aus, als hätten sie in Lehm gebadet: „Nur Kosmetik“, klärt uns einer der Biker auf. Heute wollen sie nach Nazaré heizen, hohe Wellen gucken, dann wieder nach Bilbao auf die Fähre nach Irland: 33 Stunden. Insgesamt sind die Jungs eine gute Woche unterwegs. Stress? Ach wo,  ausgesprochen entspannt.

Anders als „bei uns“ in Lagos ist das Land hier flach, der Horizont weit, die Strände breit. Wir werfen einen Blick nach Monte Gordo direkt an der Grenze: toller Strand, grauenhafter Ort mit den Bausünden der 70-er Jahre, zu denen sich einige bis heute gesellen. Nix wir weg!

Westwärts lassen wir Tavira dummerweise rechts liegen (we‘ll be back) und fahren nach Fuseta. Der Ort ist durch die „Lost in Fuseta“-Buchreihe zu frischem Ruhm gekommen, das macht ihn aber nicht hübscher – jedenfalls haben wir den Eindruck. Der Blick von der Kirche über die Dächer ist ganz hübsch, der Blick auf all die Wohnmobile an der Wasserkante weniger. Die deutschen Boule-Spieler am Strand krakeelen zu laut, die Restaurants um die Markthalle versuchen vergeblich, uns zu locken. Och, nö… 

Lagoa soll ja ganz schön sein. Nach einem kurzen Abstecher in den Fischerort Santa Luzia mit seiner schönen Promenade und der umwerfenden Riesenskulptur eines Kalamar von einem Hausdach tauchen wir in Lagoa ein. Wie immer lockt das Wasser. Die roten Markthallen werden schon geputzt, die Gassen der Altstadt sind putzig. Erstaunlicherweise ist keine der beiden großen Kirchen zugänglich, dafür essen wir genau gegenüber ein erstaunlich schreckliches Sandwich zu einen Weißwein, den wir nach einem winzigen Schluck stehenlassen… Wir beschließen, unseren Ausflug nicht weiter zu verlängern und via Autobahn zurück nach Lagos zu fahren. Rechtzeitig zum Apéro landen wir bei den Xies in der Bar an der Plaia do Mos. Muss ja alles seine Ordnung haben.

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